Sicher zur Abschlussarbeit – Wie du Plagiate vermeidest

Sicher zur Abschlussarbeit – Wie du Plagiate vermeidest

Jahre des Studiums liegen hinter dir. Jetzt steht nur noch deine Abschlussarbeit an. Egal ob es sich um eine Bachelor- oder Masterarbeit, eine Examensarbeit oder die Promotion handelt, sobald der Verdacht auf Plagiat aufkommt, waren deine jahrelangen Studien unter Umständen vergebens.

Doch was genau zählt als Plagiat? Wie kannst du es vermeiden? Wann macht eine Plagiatsprüfung Sinn? Und worauf musst du dabei achten? Dies und den ein oder anderen Extra-Tipp für deine gelungene Abschlussarbeit erfährst du in diesem Beitrag. Los geht’s!

Die Vielfalt möglicher Plagiate

Ein Plagiat liegt immer dann vor, wenn du Gedankengut Anderer im Ganzen (Vollplagiat) oder in Teilen (Textplagiat) übernimmst, ohne dies kenntlich zu machen. Dabei spielt es keine Rolle, ob du dies wortwörtlich oder sinngemäß (paraphrasiert) wiedergibst. Rechtlich gesehen handelt es sich in beiden Fällen um geistigen Diebstahl und/oder Urheberrechtsverletzungen.

Doch Vorsicht! Nicht nur die wortgetreue oder indirekte Wiedergabe ganzer Sätze oder Abschnitte bringen dir den Vorwurf des Abschreibens ein. Übernimmst du

  • die Idee eines anderen Autors
  • die Struktur oder Gliederung einer fremden Arbeit
  • ein Literaturverzeichnis
  • Fotos, Grafiken, Tabellen, Musik oder
  • Teile deiner eigenen Seminararbeiten

ohne auf die Quelle hinzuweisen, plagiierst du ebenfalls. In diesen Fällen handelt es sich unter anderem um Ideen-, Struktur- oder Selbstplagiate. Das gilt selbstverständlich auch für fremdsprachliche Texte, die du ins Deutsche überträgst (Übersetzungsplagiat).

Nicht kennzeichnen musst du hingegen „Allgemeinwissen“ oder „fachspezifisches Grundlagenwissen“. Da es letztendlich immer deinem Prüfer obliegt, im Zweifel zu entscheiden, ob du einen Täuschungsversuch unternommen hast oder nur unsauber gearbeitet hast, solltest du mit ihm im Vorfeld klären, was unter „fachspezifisches Grundlagenwissen“ fällt und was nicht und worauf du sonst achten solltest.

Von Nichtbestehen bis Strafanzeige – Plagiate können viele Folgen haben

Plagiate können auch Jahre später noch Auswirkungen auf deine Karriere oder dein Ansehen haben. Denn sie verjähren nicht. Im schlimmsten Fall drohen dir sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Beim Plagiieren handelt es sich um einen Täuschungsversuch bzw. versuchten Betrug. Wie deine Hochschule mit dem Thema Plagiat umgeht, kannst du der Prüfungsordnung entnehmen. Grundsätzlich kann eine positive Plagiatsprüfung jedoch eine ganze Reihe von Konsequenzen nach sich ziehen:

  • Nichtbestehen der Prüfung
  • Geldbuße
  • Exmatrikulation
  • Aberkennung des akademischen Titels
  • Strafanzeige durch Hochschule / Prüfungsamt
  • urheberrechtlich: Abmahnung, Unterlassung, Vernichtung deines Textes, Schadensersatz

Du siehst, es lohnt sich, dich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen.

Einzigartige Idee und korrekte Arbeitsweise – So vermeidest du Plagiate

Der erste Schritt, einem Plagiat vorzubeugen, besteht in der Auswahl des konkreten Themas deiner Arbeit. Hast du eine grobe Vorstellung, worüber du schreiben möchtest, beginnst du mit der Recherche. Achte dabei auf Forschungslücken, Ungereimtheiten oder Möglichkeiten, ein Thema weiter zu denken. Auch die Übertragung einer Theorie auf aktuelle Fälle oder neue Anwendungsgebiete ist denkbar. Je einzigartiger deine Forschungsfrage ist, desto mehr Eigenleistung wirst du per se erbringen.

Dennoch kommst du um die Verwendung von Primär- und Sekundärliteratur nicht herum. Versehentliches Abkupfern verhinderst du durch gute Organisation. Hefte alle Texte, die du ggf. verwenden möchtest in einen Extraordner, markiere wichtige Stellen deutlich sichtbar und lege dir ein Karteikartenverzeichnis an. Dort kannst du den Textnamen, bestenfalls schon als korrekte Quellenangabe, sowie wichtige Textpassagen und Seitenzahlen notieren. Übrigens ersparst du dir dadurch zusätzlich, im Verlauf deines Schreibprozesses langwierig nach den passenden Textstellen suchen zu müssen.

Natürlich kannst du das Ganze auch digital anlegen oder ein Literaturverwaltungsprogramm nutzen. Wofür du dich letztlich entscheidest, hängt von deinen persönlichen Vorlieben und Erfahrungen ab. Nun musst du beim Schreiben nur noch darauf achten, alle Gedanken, Ideen, Kommentare, Ergebnisse… anderer Autoren korrekt zu kennzeichnen. Wie du das machst, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Hast du die fertige Arbeit vor dir liegen, kontrolliere nochmals das Literaturverzeichnis. Dort dürfen ausschließlich Quellen genannt sein, die du auch wirklich benutzt hast, sprich zitiert oder auf die du verwiesen hast, diese jedoch vollständig. Kleiner Tipp am Rand: Zitiere nicht willkürlich einzelne Sätze, nur um dein Literaturverzeichnis aufzublähen. Die meisten Dozenten merken das – mit den entsprechend negativen Folgen für deine Note.

Die Kunst des korrekten Zitierens

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten der Zitation. Bei der direkten oder wörtlichen Zitation übernimmst du einzelne Wörter, Satzteile oder Sätze aus dem Ursprungstext, kennzeichnest dies mittels Anführungszeichen, gibst im Text Autor, Erscheinungsjahr und Seitenzahl und im Literaturverzeichnis die vollständige Quelle an.

Bei der indirekten Zitation (Paraphrase) gibst du eine Aussage oder Textstelle in eigenen Worten wieder. Diese kennzeichnest du ebenfalls durch Angabe von Autor, Jahr und Seitenzahl sowie mit dem Vermerk „vgl.“ oder „siehe“. Auch hier wird die komplette Quelle im Literaturverzeichnis genannt.

Sehen wir uns beide Möglichkeiten anhand des Buches „Zeit“ von Stefan Klein in amerikanischer Zitierweise an. Zunächst die wörtliche Übernahme:

„Wer es noch nie erlebt hat, wird nicht glauben können, wie leicht unser vertrautes Zeitgefühl aus den Fugen zu bringen ist.“ (Klein 2006: 19)

Nun die sinngemäße Wiedergabe:

Unser Zeitgefühl ist leicht durcheinander zu bringen. (vgl. Klein 2006: 19)

Für das Literaturverzeichnis gilt in beiden Fällen:

Klein, Stefan (2006): Zeit. Der Stoff aus dem das Leben ist. Eine Gebrauchsanweisung, Frankfurt am Main: S. Fischer.

Neben der amerikanischen gibt es eine Reihe weiterer Zitierweisen. Erkundige dich bei deinem Betreuer, welche an deiner Hochschule Standard ist und beschäftige dich spätestens jetzt ausführlich damit. Je nachdem, ob du ein Buch (wie im Beispiel), einen Artikel oder eine Internetquelle zitierst, gilt es verschiedene Feinheiten zu beachten.

Der letzte Check – So testest du deine Arbeit auf Plagiat

Viele Bildungseinrichtungen und Lehrkräfte unterziehen eingereichte Abschlussarbeiten mittlerweile gewohnheitsmäßig einer Plagiatsprüfung. Hierzu verwenden sie spezielle Computerprogramme, sogenannte Plagiatsfinder. Diese vergleichen den abgegebenen Text bzw. auffällige Textpassagen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Quellen und fassen das Ergebnis in einem Bericht zusammen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du eine Plagiatsprüfung selbst bereits vor der Abgabe durchführen. Empfehlenswert ist z.B. PlagAware, eine deutsche Software, die von vielen Unis und Schulen genutzt wird und auch für Studierende verfügbar ist.

Tipp 1: Wähle einen seriösen Anbieter aus, der nach DSGVO Richtlinien arbeitet

Im Netz finden sich zahlreiche Tools für die Plagiatsprüfung, manche davon sind sogar kostenlos. Das Problem dabei: Die meisten Anbieter befinden sich außerhalb der EU und arbeiten deshalb nicht nach der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Du weißt also nie genau, wo deine wertvolle Arbeit gespeichert wird und ob sie in einer öffentlichen Plagiatsdatenbank landet – wo deine Uni sie bei der Plagiatsprüfung finden wird.

Tipp 2: Achte darauf, dass du eigene Quellen angeben und bearbeiten kannst

Egal, was die Werbung verspricht: Kein System kennt wirklich alle Quellen und ist vor jeder Fehleinschätzung gefeit. Darum ist es wichtig, dass du eigene Referenztexte hochladen und die gefundenen Quellen auch nachträglich untersuchen und bearbeiten kannst. Bei Anbietern, die dir nur einen Bericht als Word- oder PDF-Datei schicken, ist das nicht möglich.

Tipp 3: Mache die Plagiatsprüfung zur Routine

Idealerweise führst du die Plagiatsprüfung nicht erst ganz am Ende kurz vor der Abgabe durch, sondern abschnittsweise während des Schreibens. Das erspart dir böse Last-Minute-Überraschungen und hilft dir dabei, eine „saubere“ Arbeit abzuliefern. Suche deshalb einen Anbieter aus, bei dem du nicht für jedes neue Kapitel gleich eine neue Prüfung kaufen musst. Manche Anbieter lassen sogar zu, dass Textversionen kostenlos geprüft werden.

Wie du siehst, kann ein Plagiatscan dich teilweise vor ungewollten Täuschungen bewahren. Eine 100%-ige Sicherheit bietet er jedoch nicht, weil kein Tool Zugriff auf sämtliche denkbare Quellen und im Zweifel der Prüfer, nicht das Programm, das letzte Wort hat. Hochwertige Programme verlangen zwar eine geringe Gebühr, arbeiten jedoch zuverlässiger, bieten Rückgriff auf mehr Quellen und vielfältigere Optionen. Angesichts der möglichen Folgen lohnt sich der Griff in die Tasche allemal.

Das Wichtigste in Kürze

Wie du siehst, ist es gar nicht so schwer, eine einwandfreie Abschlussarbeit einzureichen. Denke daran, dass jede Uni andere Zitiervorschriften hat und erkundige dich im Zweifelsfall nach ihnen. Beachte auch, dass nicht nur reines Abschreiben als Plagiat gewertet werden kann – auch das Literaturverzeichnis, Abbildungen oder die Struktur der Arbeit können Probleme verursachen.

Führe eine Liste deiner Quellen und aktualisiere sie fortwährend während des Schreibens. Versuche nicht, deine Quellen erst kurz vor der Abgabe zu rekonstruieren – dadurch sind vergessene Zitate vorprogrammiert.

Eine Plagiatssoftware kann helfen, vergessene und nicht zitierte Quellen aufzuspüren. Erwarte aber keine Wunder! Und bedenke, dass am Ende der Prüfer, nicht die Software entscheidet. Wenn du dich für eine Plagiatsprüfung entscheidest, achte auf einen seriösen Anbieter, bei dem dein Text nicht weitergegeben oder für eigene Zwecke verwendet wird.

Autor/in: Benjamin Fink
Veröffentlicht am 18. August 2020

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