Bewerbungsfalle Social Media?

Bewerbungsfalle Social Media?

Twitter und Facebook liegen im Trend. Viele große und auch kleine Unternehmen haben selbst Profile, die der Unternehmenskommunikation dienen sollen. Doch kann man Social Media Kanäle neben den privaten Zwecken auch für Bewerbungen nutzen? Wie wichtig sind Facebook, Twitter & Co wirklich beim Run um die Jobs?

Beim Thema Social Media scheiden sich die Geister: Viele Web 2.0 Experten und Personaler sehen Social Media als neues Instrument des Recruiting und Marketings. Immer mehr Firmen haben derzeit eigene Facebook-Seiten und stehen Netzwerken offen gegenüber, wobei viele auch einfach „nur dabei“ sein wollen.

Schauen sich Personaler Social Media Profile an?

Eine berechtigte Frage, zumal immer mehr Internetnutzer ein oder mehrere Profile in sozialen Netzwerken haben. Das Privatleben mit Freunden im Netz teilen, Neuigkeiten und Fotos austauschen, ist einer der schnellsten und einfachsten Kommunikationswege geworden. Wie gefährlich sind diese Profile gerade für Bewerber? Schnüffeln Personalchefs tatsächlich in den privaten Profilen, um sich ein genaueres Bild über Bewerber machen zu können?

Die aktuelle Studie „Social Media Report HR 2010“, die bisher größte Studie zum Einsatz von Social Media im deutschsprachigen Personalwesen ergab, dass rund 40 Prozent der deutschen Personaler Social Media aktiv nutzen.
Die Studie bringt weitere aufschlussreiche Details zutage: Die Mehrheit, fast 60 Prozent der befragten Unternehmen googelt Bewerber und stöbert bei Xing, aber auch in privaten Profilen bei Facebook oder StudiVZ. Der virtuelle Ruf wird also immer wichtiger. Vor allem Bewerber im Management oder als Fachkräfte in der Verwaltung, im Vertrieb oder im Marketing werden genau unter die Lupe genommen. Aber nicht nur Fachkräfte, bereits Volontäre oder Trainees werden online überprüft.

Partybilder – ein gefundenes Fressen für Personaler?

Das besondere Augenmerk liegt dabei auf Hinweisen zum übermäßigen Alkohol- und auch Drogenkonsum. Fast ebenso stark wird auf provokative und anzügliche Spuren in den Profilen geachtet. Auch öffentlich gepostete Beiträge werden gelesen, vor allem um z. B. Hinweise auch die Rechtschreibung und die Ausdrucksfähigkeit der Bewerber zu erhalten. Ein Klick auf die beruflichen Angaben kann auch aufschlussreich sein: Werden Qualifikationen auch hier wahrheitsgemäß angegeben? Werden gar vertrauliche Informationen früherer Arbeitgeber veröffentlicht?


Wichtig:
Für viele der Personaler führen negative Hinweise in den virtuellen Visitenkarten, selbst  schlecht gewählte Benutzernamen, auch bei guten Bewerbungen zum Ausschluss aus dem Bewerbungsverfahren.

Warnungen scheinen also durchaus angebracht und berechtigt zu sein, zumal mittlerweile sogenannte Reputationsmanager auf den Plan gerufen werden, die virtuelle Profile wieder bereinigen sollen. Gegen Bezahlung natürlich. Lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen. Seien Sie sich vor allem darüber bewusst, dass viele privaten Informationen immer auch von fremden Usern eingesehen werden können.

So sind sie auf der sicheren Seite

  • Als ersten Schritt bietet sich das „Ego-Googeln“ an. Googlen Sie Ihren eigenen Namen und schauen Sie, welche Infos man tatsächlich über Sie herausfinden kann. Sie sollten in jedem Fall genaue Kontrolle darüber haben, was wer über Sie lesen kann.
  • Professionalisieren Sie Ihr berufliches Profil im Internet. So können Sie Ihr Bild im Internet bewusst beeinflussen, zumal gerade die Profile in Sozialen Netzwerken meist weit oben in der Ergebnisliste der Suchmaschinen landen. Nutzen Sie dazu z. B. Xing oder LinkedIn. Pflegen Sie dort Ihre Kontakte. Folgen bzw. werden Sie weiterhin Freund interessanter Personen und Firmen.
  • Wenn Sie in Blogs und Foren mit richtigen Namen statt Pseudonym unterwegs sind, seien Sie sich bewusst, dass positive, konstruktive Beiträge anders wahrgenommen werden, als Beleidigungen usw. Grundsätzlich sollten Sie jedoch besser unter Nicknames posten, vor allem wenn es um private Angelegenheiten wie Krankheiten geht.
  • Nutzen Sie die Privatsphäre-Funktion der Netzwerke. In der Regel können Sie genau festlegen, wer Ihr vollständiges Profil, Ihre Fotos und privaten Angaben einsehen kann und wer nicht.
  • Haben Sie ein ganz öffentlich zugängliches Profil, achten Sie darauf, dass keine unangemessenen Partyfotos oder Schnappschüsse einsehbar sind. Werden solche Bilder von Dritten eingestellt, berufen Sie sich auf das Recht am eigenen Bild und lassen Sie das Bild entfernen. Dies kann langwierig und umständlich sein, soweit sollte es also nach Möglichkeit nicht kommen.

Bewerbung via Social Networks

Wenn die Firmen Social Media nutzen, warum nicht auch Sie als Bewerber? Eine Bewerbung in einen 140 Zeichen-Tweet zu packen, erscheint natürlich schwierig, wenn auch gerade in den USA solche Bewerbungen Trend sind.

Vor allem hierzulande scheint dies auch nur ein singuläres Phänomen zu sein. Doch insbesondere vor der eigentlichen Bewerbung können Facebook oder Twitter ideal dazu dienen, einen ersten Kontakt zu den Personalern aufzubauen. Gerade gegenüber Berufseinsteigern treten auch große Firmen relativ locker auf. Vergessen Sie jedoch nie, sich gegenüber Personalern auch in Sozialen Netzwerken immer professionell zu geben, auch wenn die Unterhaltung zunächst recht locker erscheint.
Aktiv scheinen Twitter & Co. also nur bedingt sinnvoll. Doch wer gerade auf Jobsuche ist, tut gut daran, Karriere-Tweets wie jobtweet.de zu folgen. Hier können Sie über bestimmte Schlagwörter nach passenden Stellenangeboten suchen. Die Suche bleibt allerdings recht unspezifisch: Haben Sie das falsche Suchwort eingegeben, können Ihnen passende Jobs entgehen. Alternativ können Sie Fan des Wunschunternehmens auf Facebook werden. Hier erfahren Sie oft am schnellsten, wenn neue Jobangebote zur Verfügung stehen und Sie werden über alles Neue der Unternehmen informiert – was in etwaigen Vorstellungsgesprächen natürlich ideal ist. Auch spezifische Karrierenetzwerke wie Xing können auf der Jobsuche hilfreiche sein. Schauen Sie sich dazu in den zu ihnen passenden Gruppen und Foren um.

Fazit: Social Media ist auf dem Vormarsch – aber (noch) nicht das Maß aller Dinge.

Grundsätzlich gilt also: Social Media Kanäle können mit gutem Gewissen zusätzlich zur Jobsuche eingesetzt werden, die klassischen Stellenbörsen ersetzen sie jedoch noch lange nicht.

Nach wie vor werden die Stellen jedoch maßgeblich weder über Social Media Bewerbungen noch über die klassischen Stellenanzeigen besetzt. Vielmehr sind es immer noch die langjährigen Netzwerke und Beziehungen sowie die fachliche Reputation und nicht zuletzt Personalberater, die für die Besetzung vakanter Stellen von Bedeutung sind. Interessant hier jedoch: Personalberater schauen sich auch immer öfter um in Netzwerken wie Xing oder LinkedIn. So ganz kommt man wohl doch nicht drum herum.

Gut zu wissen: Online Stellenmärkte sind auf dem Vormarsch, die großen Verlierer sind dabei die Stellenbörsen im Printbereich. Rund 46 Prozent der deutschen Firmen werden laut Social Media Report HR 2010 ihre Investitionen für die Print-Stellenmärkte zurückfahren.

Autor/in: Miriam Bax
Veröffentlicht am 3. März 2011

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