Leistungsfähig bleiben – Burnout vermeiden

Leistungsfähig bleiben – Burnout vermeiden

Psychische Erkrankungen nehmen zu. Sie sind ein ernstzunehmender Kostenfaktor – für die Gesellschaft, aber auch für Wirtschaftsunternehmen. Immer mehr Firmen sehen die Notwendigkeit der Burnoutprävention und investieren in die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Die Zahlen alarmieren. Laut aktuellem Gesundheitsreport der Techniker-Krankenkasse nahmen die psychischen Erkrankungen in den letzten zehn Jahren um fast 60% zu. Zwar entfallen die meisten Krankheitsfehltage noch immer auf Erkrankung des Bewegungsapparats (Muskel-Skelett-System, z.B. Rückenschmerzen). Als zweite Hauptursache werden bei Frauen jedoch bereits die psychischen Erkrankungen genannt. Bei Männern rangieren psychische Erkrankungen auf Platz 4 (nach „Verletzungen“ und „Erkrankung der Atmungswege“) – Tendenz steigend.

Das Schweizerische Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) schätzt den durch Burnout und Stress verursachten volkswirtschaftlichen Schaden für ärztliche Behandlung, Medikamente und Produktionsausfall auf jährlich 4,2 Milliarden Franken. Werden die stressbedingten Kosten für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zusammengezählt, ergibt sich gemäß „seco“ eine Summe von 7,8 Milliarden Franken. Darin nicht eingerechnet sind die sozialen Folgekosten.

Überträgt man diese Zahlen auf das rund 10-mal größere Deutschland, entstünde durch Burnout und Stress ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund 70 Milliarden Euro – jährlich!

Immer mehr Unternehmen sehen diese Entwicklung mit Besorgnis und versuchen gegenzusteuern. Kein Zweifel: Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter ist ein Kostenfaktor, aber auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil! Denn es sind in der Regel nicht die „C-Mitarbeiter“, die ausbrennen, sondern die Leistungsträger, die Engagierten und Verantwortungsbewussten – die Säulen des Unternehmens. Und angesichts des drohenden Fachkräftemangels kann es sich kein Betrieb leisten, kompetente Mitarbeiter und damit Know-how zu verlieren.

Volkskrankheit „Burnout“?

Zugegeben: Das „Burnout-Syndrom“ hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Nahezu jede Woche wird hierzu eine neue „mediale Sau durchs Dorf getrieben“. Mein erstes Burnout-Präventions-Seminar habe ich vor über 10 Jahren gehalten – 1998 – lange, bevor diese Thematik ins Blickfeld der Öffentlichkeit geriet. Ich sehe heute den allzu inflationären Gebrauch dieses Begriffs mit Sorge, denn er vernebelt die Sicht auf die eigentliche Problemlage! Denn das „Burnout-Syndrom“ ist tatsächlich weit mehr als ein Modewort. Ursprünglich stammt der Begriff „burn out“ aus der Luft- und Raumfahrt und bezeichnet den Brennschluss eines Triebwerks infolge von Treibstoffmangel. Überträgt man dies auf den Menschen, dann geht es beim Burnout-Syndrom um Menschen, die „heiß gelaufen“ sind. Ihr „inneres Feuer“ ist erloschen. Sie sind resigniert, emotional völlig verausgabt und erschöpft – und zwar so, dass sie im Gegensatz zu einer „normalen“ Erschöpfung nicht mehr in der Lage sind, aufzutanken! Im Grunde ist „Burnout“ ein neuer Begriff für ein altes Phänomen: die Erschöpfungsdepression. Wir reden von einem kritischen Zustand, der nicht mit einem einfachen „Mach mal Urlaub!“ überwunden werden kann.

Die Symptome

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Im Verlauf des Burnout-Syndroms kommt es zu einem dramatischen Abbau der emotionalen, sozialen, intellektuellen und körperlichen Leistungsfähigkeit: depressive Reaktionen und Rückzug, innere Leere, verringerte emotionale Belastbarkeit, übersteigerte Reaktionen wie Weinkrämpfe oder Wutausbrüche, Konzentrationsschwächen, Verspannungen, Magenbeschwerden, Schlafstörungen sind nur einige der Symptome, die mit dem Ausgebranntsein einhergehen. In manchen Fällen bleibt für den Betroffenen kein anderer Ausweg als der Suizid.

Wie kommt es zum Burnout-Syndrom?

Über weite Strecken werden die äußeren Umstände für diesen Zustand verantwortlich gemacht: hohe Arbeitsbelastung, Stress, mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel), problematische Arbeitsorganisation, Strukturen und Rahmenbedingungen, fehlendes oder wenig positives Feedback, zu hohe oder unklare Erwartungen und Zielvorgaben, schlechte Teamarbeit, Konflikte, Kompetenzgerangel ständige Konfrontation mit Problemen, etc.
Keine Frage: Die oben genannten Faktoren erhöhen das Burnout Risiko deutlich. Und der Druck in unseren Wirtschafts-, Gesundheits- und Sozialsystemen nimmt immer mehr zu. Doch den äußeren Umständen allein die Schuld für das Ausgebranntsein zuzuschieben, wäre falsch!
Wenn allein die äußeren Umstände für das Ausbrennen verantwortlich wären: Wie kommt es denn, dass unter den gleichen widrigen Bedingungen nicht alle am Burnout Syndrom leiden? Wie kommt es, dass der eine ausbrennt, während der andere scheinbar immun gegen das Burnout Syndrom ist – und das, obwohl er in derselben Abteilung arbeitet und mit den gleichen Umständen und dem gleichen Druck zu kämpfen hat?

Zu den äußeren Umständen muss noch eine zweite Komponente kommen: die Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen. Es fällt auf, dass vor allem diejenigen Burnout gefährdet sind, die sich stark engagieren und bereit sind, an ihre Leistungsgrenze und darüber hinaus zu gehen.
Doch was zieht, was treibt, was bewegt diese Menschen, sich über ihre Ressourcen hinaus einzusetzen?
Wie kann ich meine eigenen inneren Antreibern auf die Schliche kommen? Und wie kann ich lernen, langfristig Leistung zu bringen und dabei gesund zu bleiben?

Der Schlüssel zur Burnout-Prävention

In unseren Seminaren und Workshops zur Burnout-Prävention sehen wir genau an diesem Punkt den Ansatz. Die Chance, die Umstände oder gar die Welt zu verändern, ist begrenzt. Wo wir die Möglichkeit dazu haben, sollten wir es tun – z.B. in der Schulung der Führungskräfte (ja, es gibt sie, die leistungsorientierte und doch burnoutpräventive Mitarbeiterführung!). Allerdings sollten wir uns keine Illusionen hingeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich unsere Welt künftig langsamer dreht, ist gering. Wir haben aber die große Chance, unsere Leistungsträger zu stärken, und sie dazu zu befähigen, langfristig leistungsfähig zu sein, ohne dabei auszubrennen.

Auch wenn ich persönlich manche Fragen an der Evolutionstheorie habe: Darwins „survival of the fittest“ wird in unserer globalisierten Welt zunehmend Bedeutung gewinnen. Allerdings werden „the fittest“ nicht die kurzfristig Erfolgreichen sein, nicht die „Sprinter“. Es werden die sein, die in der Lage sind, in ihrem „Lebenslauf“ über die volle Distanz zu gehen, denen es gelingt, langfristig leistungsfähig und dabei gesund zu bleiben.

Autor/in: Frank H. Berndt
Veröffentlicht am 7. September 2011

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