Der Social Media Manager ist ein neuer Berufszweig und daher relativ unbekannt. Wie sieht das Berufsbild aus? Warum lohnt sich der Einstieg in diese Branche? Marco Firll, Projektleiter im Bereich Online Kommunikation und Social Media, erklärt wie sich der Arbeitsalltag eines Social Media Managers gestaltet und welche Kenntnisse in diesem Bereich von Vorteil sind.
Herr Firll, Sie sind als Social Media Manager tätig. Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Beruf und wie verteilen sich diese?
Marco Firll: Die Social Media Manager unseres Teams betreuen unterschiedlichste Aufgaben. Meine Kollegin kümmert sich zum Beispiel ausschließlich um das Community Management.
Dazu gehört die regelmäßige Pflege der Unternehmensseiten, die Einstellung von neuen Beiträgen in Social Networks und die Beantwortung von Fankommentaren auf Facebook und Co. Mein Fokus, als Projektleiter Social Media, liegt mehr auf der übergeordneten Social Media Strategie, insbesondere der Verzahnung dieser mit der Marketing Strategie des Unternehmens. Ich berate unsere Kunden in Bezug auf die Auswahl und Ausrichtung geeigneter Plattformen, die Erarbeitung von übergreifenden Kampagnen und Aktionen, die Erstellung von Werbeanzeigen und vieles mehr.
Die Aufgaben eines Social Media Managers sind also sehr vielfältig. Wie sieht denn der Arbeitsalltag eines Social Media Managers aus? Welche Tätigkeiten gehören zum Tagesgeschäft? Gibt es unvorhergesehene Ereignisse, die Ihre gesamte Aufmerksamkeit fordern?
Marco Firll: Neben der regelmäßigen Überprüfung bespielter Online Kanäle und Plattformen tauschen wir uns täglich mit unseren Kunden zu aktuellen Veränderungen im Markt, anstehenden Pressemitteilungen und sonstigen relevanten Themen aus, um diese Informationen in den sozialen Medien zeitnah als verlängerter Arm in Richtung User/Fans zu kommunizieren.
Spannend wird es, sobald auf der Facebook Unternehmensseite Beiträge oder Kommentare von Kunden eingehen, die dringenden Handlungsbedarf erfordern. Dies können kritische Fragen sein, die man zeitnah beantworten sollte oder auch positive Beiträge, die dann gerne auch hervorgehoben werden können.
Kommunikativ sollte ein Social Media Manager für dieses Aufgabenspektrum auf jeden Fall sein. Welche weiteren Fähigkeiten und Eigenschaften sollte ein Social Media Manager mitbringen?
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Marco Firll: Insbesondere die Community Manager müssen ein Gespür für die unterschiedlichen Zielgruppen entwickeln. Die Fähigkeit „Empathie übers Internet“ zu vermitteln, die Bedürfnisse der Fans zu verstehen und dementsprechend darauf zu reagieren. Außerdem kann es nicht schaden kreativ zu sein und einen guten Schreibstil zu haben.
Verlassen Sie sich bei Ihren Aktivitäten im Social Web auf die eigene Intuition und Erfahrung? Oder richten Sie sich nach Vorgaben und Guidelines anderer?
Marco Firll: Es ist immer eine gesunde Mischung aus beidem. Insbesondere Social Media ist im stetigen Wandel begriffen, so dass man sich tagtäglich mit den Veränderungen auseinander setzen sollte: Was für neue Plattformen gibt es? Welche Trends entstehen? Wie kann ich diese zum Vorteil unserer Kunden nutzen?
Die eigene Erfahrung ist jedoch weiterhin ausschlaggebend, insbesondere bei kurzfristigen Reaktionen im Community Management oder bei der Analyse von Statistiken.
Für Ihre Arbeit benötigen Sie unter anderem ein umfassendes Medienwissen. Wie haben Sie die Kenntnisse erworben, die Sie für Ihren Beruf benötigen?
Marco Firll: Als so genannter Digital Native bin ich schon früh mit Onlinekommunikation bzw. Social Media in Berührung gekommen und gründete Anfang des Jahrtausends ein eigenes Social Network, welches ein Jahr später über 60.000 angemeldete User hatte.
Hinzu kommen meine Erfahrungen aus der Medienbranche, durch die ich auch intermediales Know-how aufbauen konnte. Parallel bildete ich mich an berufsbegleitenden Akademien weiter. Darüber hinaus sammelt man wichtige Erfahrungen durch „Learning by Doing“.
Welchen Weg sollten Interessenten wählen, die selbst als Social Media Manager tätig werden möchten? Was halten Sie von Weiterbildungen und Seminaren, die zum Social Media Manager fortbilden?
Marco Firll: Ich selbst habe einige Seminare und Studiengänge besucht und halte diese für sinnvoll, um im Detail die Materie kennen zu lernen. Dies sollte aber niemanden davon abhalten, sich regelmäßig eigenständig zu informieren und immer „am Puls der Zeit“ zu bleiben. Die gesunde Mischung aus Theorie und Praxis ist wichtig.
Eventuell ergibt sich für Interessenten auch die Möglichkeit, für Freunde oder Bekannte deren „kleinere Fanseiten“ zu betreuen und dort erste Erfahrungen zu sammeln.
Wie schätzen Sie die Karriereaussichten für diesen Beruf ein? Wird der Bedarf nach Social Media Managern weiter wachsen?
Marco Firll: Noch werden die Chancen der Social Media von vielen Unternehmen unterschätzt. Hier bestehen Berührungsängste mit der Materie und (eigentlich vertretbare und im Verhältnis zu den Chancen zu vernachlässigende) Risiken werden überbewertet. Auch lassen sich viele Unternehmen von negativer Presse und persönlichen Erfahrungen beeinflussen, ohne in Kontakt mit Social Media Experten getreten zu sein.
Jedoch ändert sich dieses Verhalten derzeit gravierend. Viele Unternehmen sind erfolgreich in Social Media gestartet, was dazu beiträgt, dass auch andere Unternehmen und insbesondere Wettbewerber sich mit Social Media beschäftigen (müssen). Außerdem wächst die erste Generation der „Digital Natives“ – auch in Führungspositionen – nach. Daher wird der Bedarf an Social Media Managern in den nächsten Jahren stark ansteigen.
Wie danken Ihnen herzlich für das Gespräch.
Autor/in: Geraldine ZimmermannTags: Berufsbild, Interview, Social Media Manager