Europa muss in der Corona-Pandemie auch an seine Berufsanfänger denken

Europa muss in der Corona-Pandemie auch an seine Berufsanfänger denken

Schon während der Finanzkrise im Jahr 2008 litten viele Berufseinsteiger unter den wirtschaftlichen Folgen. Durch die Corona-Krise könnte sich dieses Szenario europaweit wiederholen. Viele Unternehmen haben auf Grund der Krise einen Einstellungsstopp beschlossen. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, in die neue Erwerbsgeneration zu investieren. Erste Programme gibt es dafür bereits.

Droht die Jugendarbeitslosigkeit 2.0?

Als die Finanzkrise im Herbst 2008 mit dem Kollaps der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte, verloren viele junge Europäer zu Beginn ihres Berufslebens ihren Job. Insgesamt stieg damals die Jugendarbeitslosigkeit in der gesamten EU von knapp 16 Prozent im Jahr 2008 auf über 23 Prozent im Jahr 2013 an.

Seitdem haben sich die Chancen für Jugendliche auf den europäischen Arbeitsmärkten nicht überall deutlich verbessert: 2019 lag die Jugendarbeitslosigkeit beispielsweise in Griechenland, Italien und Spanien immer noch weit über dem Niveau der Zeit vor der globalen Finanzkrise 2008. Im gesamten Europa hatte sie sich immerhin auf knapp 15 Prozent erholt, im August 2020 kletterte sie dagegen bereits wieder auf mehr als 17 Prozent.

Und die Tendenz ist weiter steigend, vor allem in Spanien, Griechenland und Italien. Wenn sich das nicht ändert, kann sich das Szenario von 2008 wiederholen – mit weitreichenden Folgen für die EU-Länder.

Europaweite Mobilisierung gegen Jugendarbeitslosigkeit

Die europäischen Finanzpolitiker haben bereits auf den drohenden Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit durch die Corona-Pandemie reagiert. So hat die EU-Kommission im Sommer 22 Milliarden Euro für Gegenmaßnahmen zur Verfügung gestellt.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Regierungen auf nationaler Ebene Arbeitgeber unterstützen, die in der Krise ausbilden. In Deutschland gibt es dafür ein Bundesprogramm, das Firmen mit Prämien und Zuschüssen unter die Arme greift.

Darüber hinaus müsste an den Schulen der im Mai 2019 beschlossene Digitalpakt weiter vorangetrieben werden, um wegen Einschränkungen durch die Pandemie entstehende Defizite bei Jugendlichen zu verringern und zu vermeiden. Hier ist allerdings noch viel Luft nach oben, wie sich im Verlauf der Corona-Krise deutlich gezeigt hat.

Berufsstarter blicken noch positiv in die Zukunft

Noch haben viele Jugendliche eine positive Einstellung zu ihrem Berufsstart, wie eine unlängst erschienene Umfrage der tecis Finanzdienstleistungen AG zeigt. Das tecis-Berufseinsteiger-Barometer hat in diesem Jahr erstmals untersucht, wie die aktuelle Generation von Berufseinsteigern tickt. Befragt wurden Personen, die gerade eine Ausbildung begonnen haben oder kurz vor einem Berufsabschluss stehen.

48 Prozent der Befragten gaben in der Studie an, dass die Folgen der Corona-Pandemie bisher nur wenig oder gar keine Folgen für ihren Berufseinstieg haben. Lediglich zehn Prozent von ihnen befürchten, in den nächsten Jahren einmal ohne einen Job dazustehen.

Sorgen machen sich die jungen Berufsanfänger vorrangig bei Themen, die sie und ihr persönliches Umfeld betreffen: 45 Prozent sehen die Zukunft in ungewissen Bahnen und 34 Prozent fürchten den Verlust von Freunden und Familie. 29 Prozent der Befragten sorgen sich um ihre finanzielle Situation.

Im Rahmen der tecis-Berufsstarter-Studie wurde auch ein Zukunftszufriedenheits-Index ermittelt: Er erreicht für das laufende Jahr 74 von 100 möglichen Punkten. Noch scheinen sich die Folgen der Pandemie also kaum auf den Optimismus der Generation Corona auszuwirken.

Autor/in: Bettina Weiss
Veröffentlicht am 6. Januar 2021

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