Interview: Ausbildung zum Tierheilpraktiker

Interview: Ausbildung zum Tierheilpraktiker

Tierheilpraktiker zu werden ist der Traum vieler Tierfreunde. Dabei gibt es zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten und Anbieter. Auf welche Rahmenbedingungen legen die Berufsverbände dabei wert? Marion Ramcke von der Deutschen Gesellschaft für Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten e.V. äußert sich im Interview zur den verschiedenen Möglichkeiten.

Es gibt im Bereich Tierheilkunde zahlreiche unterschiedliche Berufsverbände, die bei der Ausbildung miteinander kooperieren. Inwiefern grenzt sich die Deutsche Gesellschaft für Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten von den anderen Berufsverbänden ab?

Zunächst einmal sind wir als Berufsverband nicht Ausbildungsinstitut, sondern ein Zusammenschluss ausgebildeter und geprüfter Therapeuten. Neben den Tierheilpraktikern betreuen wir auch Tierphysiotherapeuten. Wir bieten für beide Berufszweige Weiterbildungsseminare an.

Für Schüler von Schulen, bei denen wir die Prüfung abnehmen, veranstalten wir Prüfungsvorbereitungskurse. Außerdem unterstützen wir unsere Mitglieder bei rechtlichen Problemen sowie bei allen Fragen rund um die Berufspraxis. Ich denke, dass wir uns mit diesem Engagement schon von anderen Verbänden abheben, ausgenommen natürlich von den Kooperationsverbänden, zu denen wir auch gehören. Außer uns sind folgende Verbände in der Kooperation: der VfT (Verband freier Tierheilpraktiker), die DTU (Deutsche Tierheilpraktikerunion) und dem VTkH (Verband der Tierheilpraktiker für klassische Homöopathie)

Im Interview

Marion Ramcke, 1. Vorsitzende der DGT e.V.

Die Ausbildung zum Tierheilpraktiker ist im Gegensatz zum Humanheilpraktiker nicht staatlich reglementiert. Welche Rolle spielen Berufsverbände bei der Qualitätssicherung der Ausbildung?

Unsere Prüfung ist der der Humanheilpraktiker angeglichen. Es gibt immer mehr Ausbildungsinstitute, die gerne Schüler von uns geprüft sehen würden oder damit werben, dass sie nach unseren Prüfungskriterien schulen. Denn es ist bekannt, dass wir großen Wert auf eine fundierte Ausbildung legen. Dieser Qualitätsanspruch veranlasst natürlich auch die Institute, ihr Ausbildungsniveau zu erhöhen.

Als Berufsverband nehmen Sie auch eine Prüfung zum Tierheilpraktiker ab. Erläutern Sie doch bitte den Ablauf der Prüfung. Wie sind die Zulassungskriterien?

Die Kooperationsverbände haben eine einheitliche Prüfungsordnung erstellt. Der Absolvent muss volljährig sein und sollte die notwendige Reife für den Beruf haben. Die Prüfung ist in vier Teilbereiche unterteilt:

  • Verfassen einer Facharbeit
  • Schriftlicher Test (Multiple Choice)
  • Mündliche Prüfung
  • Praktische Prüfung am Tier (wahlweise am Hund oder Pferd)

Die Prüfungskommission der DGT e.V. besteht neben dem Vorstand aus einer/m erfahrenen Therapeuten/in, sowie einem/r Veterinärmediziner/in.

Das Ausbildungsangebot für Tierheilpraktiker ist sehr vielfältig, es gibt Voll- und Teilzeitlehrgänge sowie die Möglichkeit des Fernstudiums. Haben Sie Erfahrungswerte darüber, welche Absolventen gut vorbereitet in den Beruf starten?

Link-Tipp

Portal zum Tierheilpraktiker mit Infos zu Ausbildung, Anbietern und Berufsbild.
www.tierheilpraktiker.net

Die Ausbildungen dauern im Schnitt zwischen 20 und 24 Monaten. Das ist eine relativ kurze Zeitspanne, in der zunächst einmal sehr viel theoretisches Grundwissen erlangt werden muss. Nach Beendigung der Ausbildung wäre es sehr wünschenswert, wenn der ehemalige Schüler sich einen Praktikumsplatz sucht, um so den Praxisalltag zu erfahren. Außerdem sind Weiterbildungen, wie sie von unserem Verband, wie auch von der Kooperation (THP-Tage in Hohenroda) angeboten werden, wichtig, um neue und andere Heilmethoden zu erlernen. Manche Therapiemöglichkeiten, wie z.B. Akupunktur sind aus zeitlichen Gründen in der normalen Ausbildung meist zu kurz gekommen. (Da gibt es speziell für Akupunktur noch extra Kurse!) Ein Fernstudium, wo keine Rückfragen möglich sind und keine praktische Ausbildung am Tier stattfindet, halte ich nicht für empfehlenswert.

Alternative Heilmethoden werden zunehmend populärer. Können Tierheilpraktiker von diesem Trend profitieren?

Natürlich. Wenn ein Mensch bei einer chronischen Erkrankung (und nicht nur bei diesen) Hilfe durch eine alternative Heilmethode gefunden hat, wird er das auch seinem Tier zugutekommen lassen. Ich habe das während meiner langen Zeit als Therapeutin oft erfahren.

Teilweise ist die Tierheilkunde durch Methoden wie die Fernheilung per Telefon in Verruf geraten. Wie gehen Sie mit diesen Fällen um?

Die Fernheilung per Telefon kann unserem Beruf nur schaden, wir kommen so in den Verruf, Wunderheiler zu sein.  Man sollte das Tier, wenn man es behandeln will, vorher gesehen haben. Abgesehen davon, dass am Telefon Missverständnisse entstehen können. Es ist wichtig, das auch der Tierheilpraktiker Diagnoseverfahren beherrscht, wie z.B. Laborwerte interpretieren kann und gegebenenfalls mit dem Tierarzt kooperiert.

Sie vertreten in Ihrem Verband auch Tierphysiotherapeuten. Wie ist hier die Ausbildung geregelt? Gibt es Zertifizierungen?

Der Verband bildet keine Tierphysiotherapeuten aus, in der Regel dauert die Ausbildung aber 2 Jahre. Die DGT e.V. überprüft die Kenntnisse der Absolventen verschiedener Schulen bundesweit. Die Verbandsprüfung ist dem Standard der Kooperationsprüfung für Tierheilpraktiker angepasst, sie hebt sich damit deutlich positiv von anderen Abschlüssen ab, die sich dieser hohen Messlatte nicht stellen.

Die Prüfung enthält

  • einen schriftlichen Teil (Multiple Choice),
  • einen mündlichen Teil
  • einen praktischen Teil (Technik und Praxisfall)
  • sowie eine ca. 30 Seiten lange Facharbeit.

Wie sieht das Berufsbild des Tierphysiotherapeuten aus? Welche Aufgaben kann er übernehmen und wo kommt er zum Einsatz?

Das Tätigkeitsfeld des Tierphysiotherapeuten ist analog der Tätigkeit des Human-Physiotherapeuten zu sehen. Einsatzgebiete sind Behandlungen nach Operationen zur Wiederherstellung der normalen Beweglichkeit, aber auch die Betreuung von Tieren, die in Wettkämpfen eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich in der Regel um Pferde und Hunde. Aber auch die Unterstützung älterer Tiere durch physiotherapeutische Maßnahmen wird in zunehmendem Maße von den Tierbesitzern geschätzt.

Der Physiotherapeut arbeitet entweder selbstständig in einer eigenen Praxis (auch ambulant, in Pferdeställen z.B.) oder in Tierkliniken bzw. Tierarztpraxen.

Frau Ramcke, herzlichen Dank für das Gespräch.

Interview geführt am 24.01.2013 von Geraldine Zimmermann.

Autor/in: Geraldine Zimmermann
Veröffentlicht am 31. Januar 2013

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