Wie läuft eine schulische Ausbildung ab?

Wie läuft eine schulische Ausbildung ab?

Diverse Berufe werden mit einer rein schulischen Ausbildung an Höheren Berufsfachschulen vermittelt. Das theoretische Wissen wird oft durch Praktika zusätzlich angereichert.

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Etwa 20% der Jugendlichen, die einen Haupt- oder Realschulabschluss besitzen, beginnen anschließend eine vollzeitliche schulische Ausbildung. Diese Ausbildungen an voll qualifizierenden Berufs(fach)schulen lassen sich in 3 Kategorien einteilen:

  • Ausbildungsgänge für Berufe außerhalb des Geltungsbereiches des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO)
  • Ausbildungsgänge für Berufe innerhalb des Geltungsbereiches des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO)
  • Ausbildungsgänge für Berufe im Gesundheitswesen

Die Berufs(fach)schulen (BFS), an denen eine schulisches Ausbildung absolviert werden kann, stehen in den meisten Fällen unter der Aufsicht der Bundesländer. Einzige Ausnahme sind die „Schulen des Gesundheitswesen“, an denen zum Beispiel Krankenschwestern und Krankenpfleger ausgebildet werden. Da diese Schulen meist an Krankenhäuser oder Kliniken angegliedert sind, befinden sie sich in der Regel in kommunaler Trägerschaft.

Schulische Ausbildung – Bedeutung

Die schulische Ausbildung verdankt ihre Existenz einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Faktoren:

  • Im Rahmen der Industrialisierung entstand eine ganze Reihe von Berufen, die eine Fachkräfteausbildung erforderten, aber nicht in das handwerklich-industrielle System passten.
  • Der Bedarf an Spezialqualifikationen, wie zum Beispiel bei Assistenzberufen, entstand, für die eine neue Ausbildungstradition geschaffen werden musste.
  • Der Gesundheits- und Sozialbereich expandierte rasant und gewann immer mehr an Bedeutung.

Die Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. Vor allem in den letzten 10 Jahren war der Anstieg besonders markant. Es ist allerdings noch zu klären, ob das an einem steigenden Interesse an der schulischen Ausbildung von Ausbildungsgängen liegt, oder auf den Mangel an dualen Ausbildungsplätzen zurückzuführen ist.

Schulische Ausbildung – Dauer und Struktur

Eine rein schulische Ausbildung dauert in der Regel zwischen 1 und 3 Jahren.  Mit dem 1- bis 2-jährigen Besuch an einer BFS erlangt man eine Berufliche Grundbildung. Bei einer Dauer von 2 bis 3 Jahren schließt man hingegen mit einer Berufsausbildung ab. Ihre Durchführung liegt in der alleinigen Verantwortung des Ausbildungsträgers, also des Bundeslandes und der jeweiligen Schule. Dabei wird der theoretische Teil auf der Schulbank durch drei oder mehr Praktika mit Leben gefüllt. Vor allem im Gesundheitswesen verfügen die Schulen für diese Praktika in der Regel über Kooperationen mit Unternehmen oder sind sogar direkt an Krankenhäuser angeschlossen. Von ihrer Wertigkeit wird die rein schulische Ausbildung mit der dualen Ausbildung als ebenbürtig angesehen.

Voraussetzung für eine schulische Ausbildung ist ein Realschulabschluss, teilweise wird man jedoch auch schon mit einem Hauptschulabschluss angenommen. Manche Schulen führen zusätzlich Eignungstests durch.

Im Gegensatz zu anderen Berufsausbildungen erhält man bei der schulischen Ausbildung keine Ausbildungsvergütung. Bei privaten Einrichtungen müssen meist Schulgelder entrichtet werden. Hierfür können Schüler jedoch einen eventuellen BAföG-Anspruch prüfen lassen.
In der Regel erhalten Absolventen der schulischen Ausbildung einen anerkannten Abschluss (z.B. Staatlich geprüfter Assistent für Informatik, Staatlich geprüfter Betriebswirt oder Staatlich geprüfter Sozialassistent). Je nach BFS kann man während des Schulbesuchs auch den mitttleren Bildungsabschluss und sogar die Fachhochschulreife nachholen. Für Informationen sollten Sie sich direkt an die nächste zusötndige BFS wenden.

Schulische Ausbildung – Qualität

Da dieser Ausbildungsform in Politik und Öffentlichkeit recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt es bisher nur sehr wenige Studien und Erkenntnisse über ihre Qualität. Die wenigen, die es gibt, kritisieren an dieser Ausbildungsform vor allem die Heterogenität der Angebote. Theoretisch würde sich hier die Möglichkeit bieten, bundesweit sehr ähnliche Angebote zu schaffen, die auf dem Arbeitsmarkt dann leichter einzuschätzen wären. Dies wurde allerdings bisher versäumt. Im Gesundheitswesen könnte das darauf zurückzuführen sein, dass es generell keine bundesweit bindenden Regelungen für die Ausbildung gibt. Hier wurden bisherkeine Berufsqualifikationen, sondern lediglich Kenntnisse für den Start in das Berufsleben vermittelt, die dann in der Praxis mit den nötigen Qualifikationen angereichert werden müssten, argumentieren die Kritiker hier.

In anderen Berufen wird vor allem die mangelnde Nähe zur Praxis negativ angemahnt. Schlüsselqualifikationen wie Flexibilität, Kritikfähigkeit, prozessbezogenes Arbeiten oder auch Verantwortungsbewusstsein würden in der Schule nur sehr peripher behandelt und könnten in den nur sehr kurzen Praktika ebenfalls nicht vermittelt werden.

Tipp: Da es meist feste Anmeldefristen für die BFS gibt, sollte man sich zeitnah bei den gewünschten Schulen informieren. Eine ausführliche Übersicht zu den BFS bietet das KURSNET der Bundesagentur für Arbeit.

Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 16. Januar 2011

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