Bildung – Was ist das eigentlich?

Bildung – Was ist das eigentlich?

Eine einheitliche Definition für „Bildung“ gibt es nicht, denn jeder hat eine andere Vorstellung davon. Wissen, Intellektualität und Kultiviertheit stehen für Bildung – doch auch die individuelle Persönlichkeit spielt eine große Rolle.´

Der Begriff „Bildung“ wird zunächst einmal mit der Schule assoziiert, in der Lehrer versuchen, ihren Schülern das Maß an Bildung zu vermitteln, welches im Lehrplan als angemessen festgelegt wurde. Demnach ist Bildung Wissen – ist Bildung Lernen und Lehren – ist Bildung Kenntnis und Erkenntnis. Doch ist das alles, was Bildung ausmacht?

Das Humboldtsche Bildungsideal

Als unbestrittener Urvater der modernen Auffassung von Bildung gilt Wilhelm von Humboldt, der auf der Schwelle zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert die wohl weitreichendste Bildungsreform des deutschen Sprachraumes durchführte. Von Humboldt definierte Bildung als „die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“.

Bildung als Prozess der Individualisierung

Nach dem Humboldtschen Bildungsideal ist Bildung also mehr als die reine Aneignung von Wissen – Individualität und Persönlichkeit sowie die Entwicklung von Talenten spielen eine ebenso große Rolle. Bildung ist also ein Prozess der Individualisierung, durch den der Mensch seine Persönlichkeit ausbilden kann. Der Philosoph Henning Kössler beschreibt Bildung als den „Erwerb eines Systems moralisch erwünschter Einstellungen durch die Vermittlung und Aneignung von Wissen derart, dass Menschen im Bezugssystem ihrer geschichtlich-gesellschaftlichen Welt wählend, wertend und stellungnehmend ihren Standort definieren, Persönlichkeitsprofil bekommen und Lebens- und Handlungsorientierung gewinnen“.

Eigenschaften gebildeter Menschen?

Um den Begriff „Bildung“ näher zu beschreiben sind bisher auch einige Versuche unternommen worden, Bildung anhand von Kriterien-Listen festzulegen. So gilt zum Beispiel nach dem deutschen Pädagogen Hartmut von Hentig als gebildet, wer folgende Charaktereigenschaften bzw. Fähigkeiten aufweist:

  • Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit
  • Die Wahrnehmung von Glück
  • Der Wille und die Fähigkeit sich zu verständigen
  • Ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz
  • Wachheit für letzte oder unentscheidbare Fragen
  • Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica

Dies lässt sich auch durch eine Liste von Zielen, die als eine Orientierung für die Gestaltung von Bildungsmaßnahmen dienen kann, ausdrücken:

  • Fähigkeiten der Lebens- und Alltagsbewältigung
  • Verantwortungsbewusstsein, Kompromiss- und Friedensfähigkeit
  • Kreativität und Selbstbeherrschung

Die Bildungs-Formel

Kurz: Das Konzept der Bildung umfasst die Gesamtheit der Fähigkeiten und Eigenschaften einer Persönlichkeit. Diese befinden sich in einem permanenten Entwicklungsprozess. Darin einbezogen sind auch die Konzepte, die man meist im engeren Sinne unter ‚Bildung‘ versteht:

  • Wissen – im Sinne von ‚Kenntnis von etwas haben‘
  • Intellektualität – bezogen auf besonderes künstlerisches und wissenschaftliches Wissen (vom lateinischen intellegere = verstehen)
  • Kultiviertheit – als die im sozialen Kontext ausgebildete gepflegte und sozial-erwünschte Lebensweise

Hinzu kommen:

  • Individuelle Anlagen der Persönlichkeit sowie
  • Zeitliche, räumliche und soziale Bedingungen

So erhält man eine Mischung, die als die persönliche Bildung des Individuums bezeichnet werden kann. Ein Konstrukt, das zu den [intlink id=“1828″ type=“post“]Grundrechten[/intlink] gehört und nur (wenn überhaupt) in Relation zum unmittelbaren Umfeld bewertet und gesehen werden kann.

Autor/in: Miriam Bax
Veröffentlicht am 19. Januar 2011

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