Leere Restaurants und Schulen, kaum genutzte Geschäfte, das Leben liegt in Zeiten von Corona vielerorts brach. Wer kein Homeoffice hat, fühlt sich ziemlich verloren mitunter. Dabei sind die Wochen in der Quarantäne eine willkommene Ära der Selbstfindung. Grundsätzlich ist diese Ausnahmesituation für jeden belastend, denn es gibt wohl kaum einen Bereich, der inzwischen nicht von den Konsequenzen des Lockdowns verschont geblieben wäre. Wer nun daheimbleiben muss, bei dem wächst die Unsicherheit, wie es weitergeht. Eine Spirale, die Psychologen zufolge nicht geeignet ist, um den folgenden Monaten gestärkt entgegenzusehen. Daher ist es viel sinnvoller, sich Gedanken darüber zu machen, wie man diese Zeit sinnvoll für sich selbst nutzen kann.
Viele Unternehmen und Dienstleister sind auf das Onlinegeschäft umgestiegen. Vom Sprachkurs bis hin zum Webinar für Führungskräfte: Praxisorientierte Online Weiterbildung boomt und das zu Recht, denn nun hat man ausreichend Zeit, um wertvolle Inhalte online zu konsumieren und seine Karriere nicht länger auf Eis liegen zu lassen. Aktiv bleiben und fortbilden lautet der Tenor vieler Experten, die in den online verfügbaren Möglichkeiten wertvolle Chancen erkennen.
Die digitalen Lösungen bieten nicht nur für den schulpflichtigen Nachwuchs ein sinnvolles Angebot, weiter am Ball zu bleiben. Selbst für Eltern ist die Bildung mehr denn je ein wichtiger Teil der Identifikation und Selbstachtsamkeit. In einfach zu konsumierenden Einheiten gibt es eine Vielfalt an digitalen Lernplattformen, Webinaren und Onlinekursen, um sich optimal weiterzubilden. Die Bildung in der digitalen Welt war vielleicht nicht für jeden vorstellbar, bis die Corona-Pandemie zwangsläufig zum Besseren belehren sollte.
Ab dem Zeitpunkt, wo Präsenz-Lehrveranstaltungen möglichst rasch auf Onlinebetrieb umgestellt haben, ist wohl klar, dass online lernen nicht zwangsläufig schlechteres Lernen und Weiterbilden bedeuten muss. In vielen Angeboten kann man zeitlich flexibel die Kursinhalte abrufen, inklusive dem Hochladen von Aufgaben und dem Download von zusätzlichen Lernmaterialien und vertiefender Lektüre.
Weg vom bisherigen Arbeitsplatz, weil man gekündigt oder in Kurzarbeit geschickt worden ist? Das verändert schlagartig die Perspektive auf das bisherige Leben. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um seinen beruflichen Werdegang unter die Lupe zu nehmen. Verspürt man nach dem unfreiwilligen Aus den Wunsch, sich beruflich ohnehin verändern zu wollen?
Mit einer realistischen Bilanz auf die eigenen Kompetenzen und Erfahrungen findet man heraus, welche Aufgaben dem persönlichen Traumjob entsprechen oder wo man vielleicht Nachholbedarf hat. Auf jeden Fall ist die Zwangspause in der Corona-Pandemie eine unverhoffte Chance, sich neu zu erfinden.
Persönliche Treffen sind aufgrund der Kontaktsperre nicht möglich, aber vielleicht hilft eine Telefonkette auf die Sprünge. Einfach mal bei Kollegen erkundigen, wie diese die persönliche Lage einschätzen und welche Kompetenzen und Fähigkeiten sie bei einem selbst schätzen. Vielleicht ergibt sich aus diesen Rückmeldungen ein völlig neues Bild von der eigenen Person. Hinzu kommen Onlineangebote wie eine Beratung zu den Bewerbungsunterlagen oder ein Lebenslauf-Check für höhere Positionen.
Oftmals lernt man sich erst unter der Belastung einer Krise wie der Coronapandemie selbst besser kennen und erkennt, welche Werte, Entscheidungen oder Personen einem wirklich wichtig sind. Viele bieten, um den ungewollten Leerlauf zu verhindern, ihre Hilfe an bei alltäglichen Handgriffen oder der Versorgung älterer Nachbarn. Andere werden kreativ und erkennen, dass ihre wahre Berufung auf einem völlig neuen Berufsfeld liegen könnte.
Es lohnt sich daher, die anhaltende Begeisterung für jobfremde Tätigkeiten zu hinterfragen und sich möglicherweise die Frage zu erlauben, ob es außer dem gekannten Hamsterrad im Job nicht noch andere Möglichkeiten gibt, sein täglich Brot zu verdienen. Jetzt ist die beste Zeit, um sich selbst kennenzulernen und zu erkennen, dass man unter der tagtäglichen Belastung und Unsicherheit durch Corona Stärken besitzt, die bislang nicht bekannt waren.
Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind unabsehbar, sodass sich jeder – privat wie beruflich – neu orientiert oder sich auf das besinnt, was in bisher auch in Krisen besonders geholfen hat: Weiterbildung, um die eigene Stärke zu forcieren und sich neu zu orientieren, bis ein gemeinschaftlicher Kurs mit dem bisherigen Arbeitgeber möglich ist. Oder eben ein völlig neuer Kurs, den man für sich in diesen Wochen erst genauer definieren muss. Wie auch immer, Corona wird von vielen nicht nur als Katastrophe oder Belastung gesehen, sondern vielfach als Zeit, sein Leben Revue passieren zu lassen und selbstverständliche Tagesabläufe zu hinterfragen oder zu verändern, wenn notwendig.
Trotz mangelnder Möglichkeiten, persönliche Bewerbungsgespräche zu vereinbaren, hat man es selbst in der Hand, in Krisenzeiten das Zepter in der Hand zu behalten. Viele Firmen bieten Jobinterviews an, um den Bewerbungsprozess am Laufen zu halten. Um die Fairness für beide Seiten, aber insbesondere für Bewerber auf dem gleichen Level zu wahren, gibt es verschiedenste Tools, um zukünftige Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennenzulernen. Oftmals ist ein kurzes Telefonat als Teaser ideal, allerdings fehlen Eindrücke über Gestik und Mimik. Das menschliche Miteinander, der Augenkontakt sind doch wesentlich. Bei einem Gespräch mit Videoübertragung ist auch die Körpersprache sichtbar, die für viele Personalverantwortlichen oftmals aussagekräftiger ist als andere Faktoren.
Für beide Seiten gilt, dass die Vorbedingungen möglichst optimal sein sollten. Ein gutes Mikrofon und die entsprechende Bildqualität der Kamera sind ebenso unabdingbar wie eine Vorbereitung, die einem persönlichen Gespräch entspricht. Gepflegte Kleidung, eine verständliche Aussprache und die Vermeidung von Hintergrundgeräuschen oder Störungen sind unabdingbar. Auch macht es keinen guten Eindruck, wenn man das Frühstücksgeschirr vom Morgen beim Bewerbungsgespräch am Nachmittag im Hintergrund erkennen könnte.
Außerdem sollte man für gute Lichtverhältnisse sorgen. Besonders beliebt ist die Videotelefonie über Skype oder Jitsi. Skype bietet den Vorteil, dass das Tool leicht zu bedienen ist. Außerdem kann man während des Telefonats Unterlagen abrufen oder auch mit dem Gesprächspartner teilen. Auch ein Videochat mit mehreren Personen ist möglich, falls der Abteilungsleiter oder ein weiterer Personalchef an dem Bewerbungsgespräch teilnehmen möchte.
Wie schon vor der Corona-Krise gern eingesetzt sind die Assessment-Center nun auch online verfügbar. Besonders größere Unternehmen und Konzerne greifen gern auf solche Verfahren zurück, wenn es darum geht, Fähigkeiten wie Rechtschreibung oder Fremdsprachen abzugleichen oder das technische Verständnis und Fachwissen zu hinterfragen. Ein solches Online-Assessment verrät viel über die Leistungsmotivation, aber auch die Arbeitsweise eines Bewerbers.
Autor/in: Jessika KöhlerTags: Bewerbung, Tipps, Weiterbildung