Erfolg im Stillen – Tag der Gehörlosen

Beim Spaziergang die Fahrradklingel hinter sich nicht zu hören, oder auf einer Feier mit niemandem sprechen zu können, weil man nicht weiß, worum es geht. Für die meisten ist das unvorstellbar. Doch so geht es den etwa 80.000 Gehörlosen in Deutschland. Darauf macht der Tag der Gehörlosen am 25. September aufmerksam. Im Beruf ist das Leben ohne Gehör besonders schwierig. Susan Kleinpeter meistert diese Herausforderung – dank der richtigen Unterstützung während der Ausbildung.Kleinpeter ist schon in der Schule, als ihre Hörschädigung bemerkt wird. „Die Ärzte haben meiner Mutter gesagt, dass ich etwas zurückgeblieben sei, deshalb könne ich nicht so gut sprechen. Erst ein Professor in Göttingen hat meine Taubheit festgestellt“, sagt Kleinpeter. Mit 13 Jahren bekommt sie ein sogenanntes Cochlea-Implantat eingesetzt. Es sendet Schallwellen als elektrische Signale ans Gehirn. Um zu hören, muss Kleinpeter erst wieder lernen, was die Signale bedeuten. Selbst mit Training ersetzt es das Gehör nicht vollständig. Ohne zusätzliche Hilfe kann sie keinen Beruf erlernen.

Über die Agentur für Arbeit erfährt sie von der Ausbildung zur Medizinischen Dokumentationsassistentin an der SRH Fachschule für Gesundheit in Heidelberg. Um Menschen mit Behinderung eine berufliche Zukunft zu ermöglichen, arbeitet die Fachschule mit der SRH Berufliche Rehabilitation Heidelberg zusammen. Dort begleitet ein Team aus speziell geschulten Pädagogen Taube und Hörgeschädigte während der Ausbildung. „Wir übersetzen den Unterricht in Gebärden und erstellen Mitschriften. Im Alltag helfen wir bei Arztbesuchen oder Behördengängen“, sagt Teamleiterin Evridiki Demirtzidou.

„Die Ausbildung bei der SRH war zwar nicht leichter, aber ich war nicht alleine mit meinem Handicap. Die Dozenten gingen sehr auf mich ein, zum Beispiel bei mündlichen Prüfungen“, sagt Kleinpeter. Mittlerweile arbeitet die junge Frau als Dokumentationsassistentin an der Uni Heidelberg. Das jahrelange Hörtraining und die Erfahrungen in der Ausbildung helfen ihr dabei. „Auf der Arbeit läuft die Kommunikation so gut, dass die Kollegen manchmal fast vergessen, dass ich ein Handicap habe.“ Zum Tag der Gehörlosen wünscht sich Kleinpeter, dass noch mehr Menschen ohne Gehör diese Erfahrung machen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.srh.de

Veröffentlicht am 22. September 2011