So klappt die erfolgreiche Jobsuche im Internet

So klappt die erfolgreiche Jobsuche im Internet

Die Online-Bewerbung sowie die Online-Jobsuche ist heutzutage im Bewerbungsprozess nicht mehr wegzudenken. Im Interview verrät uns Susan Schulz, Human Resources Managerin bei der Agentur webguerillas, worauf ein Bewerber unbedingt achten sollte und gibt wertvolle Tipps.

bildungsXperten: Frau Schulz, sie sind als Human Resources Managerin bei der Agentur webguerillas tätig. Bitte stellen Sie Ihre Aufgaben und das Angebot von webguerillas kurz vor.

Susan Schulz von webguerillas

Susan Schulz: Die webguerillas sind Deutschlands führende Full-Service-Agentur für alternative Werbeformen. Meine Aufgaben umfassen die Bereiche Recruiting, Personalbetreuung, Personalplanung, Freelancer sowie die inhaltliche Pflege unserer Online-Karriereseite.

bildungsXperten: Heutzutage ist die Online-Bewerbung gang und gäbe. Hat die Papier-Bewerbung ausgedient oder bevorzugen manche Arbeitgeber immer noch den klassischen Weg? Wenn ja, was sind die Vorteile einer postalischen bzw. einer Online-Bewerbung?

Susan Schulz: Das Wichtigste vorab: Die postalische Bewerbung ist heutzutage absolut nicht mehr zeitgemäß. Selbst große Unternehmen akzeptieren inzwischen nur noch Online-Bewerbungen.

Obwohl eine ordentliche Bewerbermappe mit echter Unterschrift und selbst aufgeklebten Foto meist aussagekräftiger ist. Die Nachteile einer Print-Bewerbung sind schnell erläutert: Der lange Postweg und die hohen Kosten. Zudem empfinden Unternehmen aus der IT-, Marketing- und Medienbranche diese Form der Bewerbung als eher antiquiert, es sei denn, dies ist in der Ausschreibung ausdrücklich erwünscht. Es ist essenziell wichtig, sich nach der vom Unternehmen gewünschten Versandart zu richten. Und das ist mittlerweile in den meisten Fällen die Online-Bewerbung.

Der größte Vorteil der Online-Bewerbung liegt auf der Hand: Der zeitnahe Empfang der Unterlagen – ein nicht unerheblicher Faktor bei der Anzahl der Bewerber. Zudem suggeriert der potentielle Kandidat, dass er mit modernen Kommunikationsmitteln gut umgehen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich in größeren Unternehmen User-Accounts einrichten kann, wo man den Status der Bewerbung verfolgen kann. Falls es mit der angestrebten Position nicht klappt, dann besteht oft dennoch die Chance im Bewerberpool des Unternehmens zu bleiben.
Der Hauptnachteil der Online-Bewerbung liegt in der Begrenzung der Dateigröße (Tipp: Man sollte 3MB nicht überschreiten). Außerdem schleichen sich in eine Online-Bewerbung öfter Fehler ein, da der Bewerber meist nicht mit der gleichen Sorgfalt wie bei einer postalischen Bewerbung arbeitet (Tipp: Email an Freund vorab zur Korrektur senden). Ein absolutes No Go ist die Verwendung von Emoticons oder internetspezifischen Kürzeln sowie Fantasienamen als Absender. Der Vor- und Zuname sollte aus der Mail-Adresse ersichtlich werden können.

ACHTUNG: Falls die Art der Bewerbung freigestellt ist, empfehle ich Ausbildungsplatzsuchenden eine schriftliche Mappe. Durch eine sorgfältige und aussagekräftige Mappe kann der Bewerber Engagement, Willen sowie strukturiertes, ordentliches Arbeiten beweisen und damit aus der Masse an Bewerbungen herausragen.

bildungsXperten: Bei einer postalischen Bewerbung kann ich bereits durch eine ansprechende Bewerbungsmappe oder hochwertiges Papier auffallen. Welche Möglichkeiten habe ich bei einer Online-Bewerbung, mich von der breiten Masse abzuheben? Darf ich mich beim Layout (in Maßen) kreativ entfalten?

Susan Schulz: Beim Layout NEIN! Das Einzige, was in einer Bewerbung kreativ sein soll/darf, ist das Anschreiben!

bildungsXperten: Worauf sollte man bei den formalen Kriterien achten – muss das Anschreiben in die Bewerbungs-PDF, darf die Bewerbung aus mehreren PDF-Dateien bestehen, wie groß darf die PDF maximal sein, usw.?

Susan Schulz: Das Anschreiben gehört in das Emailfenster. Der Betreff sollte kurz und knapp die Stellenbezeichnung beinhalten und kenntlich machen, dass es sich um eine Bewerbung handelt. Alle weiteren Unterlagen, wie CV und Zeugnisse, sollten in einem pdf-Dokument zusammengefügt werden. Dabei gilt es aber unbedingt die maximale Dateigröße von 3MB  zu beachten.

bildungsXperten: Was sind die häufigsten Fehler die man machen bzw. die gemeinsten Fallen in die man tappen kann beim Versenden einer Online-Bewerbung?

Susan Schulz: Fantasie- oder joviale Mailadressen machen keinen besonders guten ersten Eindruck. Oftmals wird vergessen, jemand Außenstehenden über die Bewerbung lesen zu lassen. Es werden nur flüchtige Rechtschreibfehler korrigiert aber nicht Dinge, wie zum Beispiel falscher Name des Ansprechpartners oder falscher Bezug zur Stelle. Ich habe auch schon erlebt, dass das Anschreiben sogar auf eine andere Stelle ausgerichtet war. Das gibt mir das Gefühl, aus Versehen in einen Massenversand gerutscht zu sein und nicht, dass sich der Absender das Unternehmen gezielt ausgesucht hat, weil er oder sie dort seinen Traumjob erhofft.

Manche Unternehmen haben spezielle Programme, die das Anschreiben auf Schlüsselwörter untersuchen, um möglichst schnell herauszufinden, welche Bewerbung interessant ist. Nur wenn ein gewisser Anteil an Schlüsselwörtern auftaucht, besteht eine reelle Chance im Bewerbungsverfahren eine Runde weiter zu kommen. Deshalb ist es ratsam, sich vor dem Verfassen des Anschreibens darüber Gedanken zu machen, welche Schlüsselwörter vom zukünftigen Arbeitgeber wohl gesucht werden könnten.

Sollte der Bewerber ein Online-Formular vorfinden, so ist Folgendes zu beachten:
Alle Felder müssen vollständig ausgefüllt werden. Wenn ein Ausbildungsgang oder eine Branche nicht aufgeführt sind, dann die beste Alternative nehmen, denn jedes leere Feld kann den Bewerber aus dem Suchprozess katapultieren. Ebenso sollte der Begriff „sonstiges“ gemieden werden, denn sonst erscheint man in der anschließenden Auswahlliste ganz unten.

Konzentration auf die Stärken ist ganz wichtig. Der Platz sollte nicht genutzt werden, um Stationen aus dem CV aufzuzählen. Das ist eine vergeudete Möglichkeit, das eigene Profil überzeugend darzustellen. Im Freifeld ist es wichtig darauf zu achten, welchen Gewinn man für das Unternehmen darstellt. Hier ist es wichtig auf die Anzeige einzugehen und zu erläutern WIE man das gesuchte Profil ausfüllt. Im Freitext will ich nicht lesen: „Wenn mein Profil interessant für sie ist…“. Mit dieser Antwort landet man schnell auf dem Stapel der Absagen.

bildungsXperten: Thema Arbeitsproben – mit zunehmender Berufserfahrung werden diese bei einer Bewerbung immer wichtiger. Ist es sinnvoll Links zu meinen Arbeitsproben in die Bewerbung einzubinden, sollten diese vorhanden sein? Oder lege ich meiner Bewerbung lieber eine separate Datei mit Arbeitsproben bei?

Susan Schulz: Nein, in kreativen Berufen bietet es sich an im pdf-Dokument ein paar Screenshots von Arbeitsproben anzuhängen. Allerdings sollte unbedingt hinzugefügt werden, WAS man davon selbst erarbeitet hat. Oft habe ich tolle Arbeitsproben erhalten und die Bewerber gaben im Interview dann kleinlaut bei, dass sie davon nur die Schriften zusammengesucht haben.

bildungsXperten: Darf man in einer Online-Bewerbung auch auf die eigene Homepage verweisen („Weitere Informationen zu meiner Person erhalten Sie unter www.meine-homepage.de“)  oder wirkt diese Methode eher unseriös?

Susan Schulz: Das kann man machen, ist aber kein Ersatz für die relevanten Daten innerhalb der Bewerbung. Viele begehen den Fehler, zu denken, mit einem Link müsste man nichts weiter hinzufügen. Das wäre/ist mir leider zu wenig.

bildungsXperten: Besonders die großen Unternehmen bieten auf ihren Webseiten immer häufiger Bewerbungsmasken an. Wie schaffe ich mich trotz dieses standardisierten Systems mit meiner Bewerbung herauszustechen?

Susan Schulz: Ganz klar: Durch LEISTUNG und durch ein „kreatives“ Anschreiben. Dies wiederum ersetzt aber nicht die geforderte Leistung.

bildungsXperten: Im Internet wächst die Zahl an Jobportalen und Jobsuchmaschinen stetig – wie finde ich das geeignete Portal für meine Berufssparte?

Susan Schulz: indeed.com, bzw. sogenannte Metasuchmaschinen, – die Relevanz spezifischer Portale ist leider nur in wenigen Branchen gegeben.

bildungsXperten: Ist es überhaupt sinnvoll sich auf Stellen, die auf den großen Jobportalen ausgeschrieben sind, zu bewerben, oder ist dort die Konkurrenz aufgrund der hohen Reichweite der Anzeige zu hoch?

Susan Schulz: Konkurrenz sollte für jeden Bewerber irrelevant sein, da er davon ausgehen sollte, der beste Kandidat für diese Stelle zu sein, oder?

bildungsXperten: Häufig weiß man in einer Bewerbungsphase gar nicht, wo man mit der Suche beginnen soll. Man sucht auf Webseiten bekannter Firmen, in großen Jobsuchmaschinen und dann wieder regional in der Wunsch-Stadt. Ist es nützlich, sich vorab eine Strategie zu überlegen? Wie könnte diese aussehen?

Susan Schulz: Man sollte sich zunächst im Klaren sein, was für eine Stelle man genau sucht und einen Wunschkatalog haben. Bei der Onlinesuche ist es wichtig, vollständig zu suchen. Die dafür benutzten Medien sind hierbei eher zweitrangig.

bildungsXperten: Was halten Sie von neuen Bewerbungswegen, wie z. B. eine Bewerbung über Social Media Kanäle zu versenden oder sich passiv durch das Anlegen eines Bewerbungsprofil finden zu lassen?

Susan Schulz: Vorab – bislang habe ich all unsere Mitarbeiter über den normalen Bewerbungsvorgang eingestellt. Man kann Social-Media-Kanäle nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und sich zu präsentieren, allerdings ersetzt dies nicht den normalen und gewohnten Bewerbungsablauf. Das Anlegen eines Bewerberprofils kann erfolgreich sein, sobald Headhunter darauf aufmerksam werden. Sich darauf verlassen und passiv bleiben, sollte man jedoch in keinem Fall.

Das Interview führte Julia Höger.

Autor/in: webguerillas
Veröffentlicht am 8. Februar 2011

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