Originelle und seltene Berufe

Originelle und seltene Berufe

Auf der Suche nach der passenden Ausbildung wählen Schulabgänger häufig Berufe, für die es mehr Bewerber als freie Stellen gibt. Dabei gibt es eine ganze Reihe seltener und interessanter Berufe, von deren Existenz viele überhaupt nichts wissen. Berufsfindungskurse und Tage der offenen Tür von Unternehmen und staatlichen Beratungsstellen können helfen, einen spannenden und passenden Beruf zu finden.

Für beliebte Berufe gibt es deutlich mehr Bewerber als Stellen

Besonders junge Frauen tendieren aktuell zu Berufen wie jenen der Einzelhandelskauffrau oder Medizinischen Fachangestellten. Männliche Schulabgänger bevorzugen Ausbildungen zum Mechatroniker, Industriemechaniker oder Einzelhandelskaufmann. Viele Schulabsolventen bevorzugen kreative Büro-Tätigkeiten. Ebenfalls beliebt sind daher Ausbildungen zum Mediendesigner oder Mediengestalter. Für diese Berufe sind in der Regel allerdings mehr Bewerber als offene Ausbildungsstellen vorhanden.

Vor allem handwerkliche Betriebe haben hingegen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften. Deshalb hat zum Beispiel der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks auf baeckerhandwerk.de eine Kampagne zur Nachwuchsförderung gestartet. Auch die Berufe Baufacharbeiter, Dachdecker und Klempner stehen in der Gunst der Schulabgänger eher unten auf der Wunschliste.

Nur selten finden Schulabgänger ihren Weg in einen eher originellen Beruf. Viele wissen auch gar nicht, dass es die Berufe des Büchsenmachers oder Industriekletterers überhaupt gibt. Wer einen dieser seltenen Berufe erlernt, stößt meist eher zufällig darauf oder lebt in einem Umfeld, indem das Berufsbild bekannt ist. Wer zum Beispiel im mittelfränkischen Bechhofen wohnt, wird den Ausbildungsberuf des Bürsten- und Pinselmachers zumindest schon einmal gehört haben. Denn Bechhofen ist das Zentrum dieses traditionellen Berufsbildes.

Für solche wenig nachgefragten Berufe findet der Berufsschulunterricht in länderübergreifenden Fachklassen statt. So bieten beispielsweise nur die Berufsschulen in Duisburg und Schönebeck die schulische Ausbildung zum Binnenschiffer an.  Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere originelle Berufe, wie die folgende Auflistung zeigt:

Buchmacher

Die Berufsbezeichnung des Buchmachers gibt es laut sportwettentest.net in Deutschland offiziell nicht. Der Begriff hat seinen Ursprung aus dem englischen Wort Bookmaker und trägt damit der Tatsache Rechnung, dass Wettgeschäfte noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in gebundenen Büchern vermerkt wurden. Die Wurzeln dieses Berufes liegen in der Wettfreudigkeit der britischen Bevölkerung, die bereits im 18. Jahrhundert begeistert auf Pferderennen wettete.

In Deutschland lautet die Berufsbezeichnung, die der Tätigkeit eines Buchmachers am nächsten kommt, Wett- und Lotterieannehmer. Die Aufgaben und Tätigkeiten von Wett- und Lotterieannehmern umfassen die Ausgabe und den Verkauf von Lotterie- und Wettscheinen an die Kunden. Sie kassieren die Wetteinsätze und leiten die Beträge an die jeweilige Lotterie oder den Wettanbieter weiter. Auch die Beratung bezüglich der Gewinnchancen und Wettquoten ist Teil des Berufsfeldes. Ein bestimmter Bildungsgang für diesen Beruf ist nicht vorgeschrieben. Der Einstieg erfolgt in der Regel über eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.

Büchsenmacher

Dem Büchsenmacher obliegt die Herstellung und Reparatur von Sport- und Jagdwaffen. Mögliche Arbeitsstellen für diesen Berufszweig sind Betriebe des Büchsenmacherhandwerks oder die industrielle Produktion von Handfeuerwaffen. Aber auch der Waffenfachhandel und Fachgeschäfte für Jäger- und Anglerbedarf sind denkbare Arbeitsorte. Büchsenmacher ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk, der eine 3-jährige Ausbildung erfordert. Berufsschulen, die diesen Beruf anbieten, befinden sich im thüringischen Zella-Mehlis und in Ehingen (Baden-Württemberg).

Butler

Ähnlich wie beim Buchmacher ist auch der Butler als Berufsbezeichnung in Deutschland nicht existent. Die deutsche Entsprechung des aus dem englischen Sprachschatz kommenden Wortes ist der Begriff Diener. Die entsprechenden Ausbildungsberufe dazu sind:

  • Hauswirtschafter
  • Hauswirtschafter – städtischer Bereich
  • Hauswirtschaftlicher Assistent
  • Hauswirtschaftshelfer

Butler zeichnen sich neben hauswirtschaftlichen Fertigkeiten vor allem durch korrekte Umgangsformen, ein gepflegtes Erscheinungsbild und ein hohes Maß an Loyalität und Diskretion aus. Der Einstieg erfolgt meist über eine Berufsausbildung in der Hotellerie, Gastronomie oder Touristikbranche.

Für eine authentische Ausbildung zum Butler bieten Privatschulen mehrwöchige Kurse an. Diese sind typischerweise in Großbritannien beheimatet wie etwa am The British Butler Institute, The International Institute of Modern Butlers oder The Guild of Professional English Butlers. Eine deutschsprachige Ausbildung können Interessenten an der Privatschule MissPerfect sowie an der Deutschen Butler Akademie absolvieren. Laut zeit.de liegt der Verdienst eines Butlers im Durchschnitt bei 3.000 € brutto im Monat. Verwandte Berufe sind der Concierge in der Hotellerie oder der Steward auf Kreuzfahrtschiffen.

Metall- und Glockengießer

In diesem Beruf sind Ausbildungen in den Fachrichtungen Kunst- und Glockengusstechnik, Metallgusstechnik und Zinngusstechnik möglich. Die staatliche Berufsschule im bayrischen Pegnitz ist die einzige Berufsschule in Deutschland, die diesen Beruf noch anbietet. Das Tätigkeitsfeld umfasst die Fertigung von Glocken und anderen Metallgegenständen sowie der hierfür benötigten Gussformen. Auch die Erstellung der Metallschmelze, der Gießvorgang in die Gussformen, die Nachbearbeitung sowie die Endmontage von Kirchenglocken ist Teil des Berufes. Karrierechancen liegen in der Weiterbildung zum Metall- und Glockengießermeister. Der Beruf erfordert spezielle Fähigkeiten der Metallverarbeitung wie Gießen, Modellieren und Fachwissen über Legierungen.

Winzer

3 Jahre dauert die Ausbildung zum Winzer. Die Lehrinhalte behandeln den gesamten Produktionsprozess des Weines, vom Anbau der Trauben bis zur Vermarktung. Weingüter und Kellereien sind deshalb die hauptsächlichen Arbeitsorte eines Winzers. Bei der Qualitätskontrolle ist vor allem ein guter Geschmacks- und Geruchssinn gefragt. Vor der Abfüllung muss das Endprodukt verschiedene Prüfungen bezüglich Konsistenz, Temperatur oder gegebenenfalls Alkoholgehalt durchlaufen. Spezialisierungsformen ergeben sich in der Agrarwirtschaft als Pflanzenschützer, in der Lebensmittelherstellung als Nahrungs- und Genussmittelkoster oder in der Produktionsplanung und –steuerung als Vorarbeiter.

Industriekletterer

Dieser noch sehr junge Beruf entstand erst Mitte der 90er Jahre, als in Deutschland seilunterstützte Zugangs- und Positionierungsverfahren von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG-Bau) zugelassen wurden. Seitdem können Unternehmen für gerüstlose Höhenarbeiten eine vom Dachverband Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken (FISAT) anerkannte Ausbildung anbieten. Allerdings ist die Berufsbezeichnung nicht staatlich anerkannt. Wer den Beruf gewerblich ausüben möchte, muss eine entsprechende Ausbildung in Seilzugangstechnik SZT (Level 1–3) absolvieren, die das Bestehen einer Prüfung und die Ausbildung in Arbeits- und Rettungsverfahren verlangt. Zugangsvoraussetzungen sind zudem ein gültiger Erste-Hilfe-Grundlehrgang und eine Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung G41.

Berufswahltests helfen, den richtigen Beruf zu finden

Ob Sie für einen dieser seltenen Berufe geeignet sind, können Sie ganz einfach herausfinden. Im Internet gibt es zahlreiche kostenlose Tests, die helfen, die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen besser zu beurteilen. Dabei können Sie zwischen Ausbildungsberufen und Berufen für die ein Studium notwendig ist, filtern. Wer zum Beispiel bei plakos.de die Frage „Können Sie sich vorstellen zu studieren?“ mit „Nein“ beantwortet, erhält als Ergebnis ausschließlich Ausbildungsberufe.

Autor/in: Benjamin Fink
Veröffentlicht am 25. Januar 2016

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