Karrierechancen für Interim Manager

Karrierechancen für Interim Manager

Interim Manager gelten als „Zeitarbeiter in Nadelstreifen“. Sie verdienen vierstellige Summen an einem Arbeitstag und werden immer dann gerufen, wenn es in einem Unternehmen „brennt“. Die Branche boomt und soll in den kommenden Jahren weiter wachsen. Infos zu den Einstiegschancen und dem Berufsbild.


Laut DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management) gab es im Jahr 2013 in Deutschland rund 5.500 Interim Manager. Im Schnitt verdienen die Führungskräfte auf Zeit 1.150 Euro täglich. Ein Drittel von ihnen verdient pro Tag zwischen 1.250 und 1.500 Euro. Fünf Prozent liegen mit ihrem Verdienst sogar über dieser Grenze. Die DDIM sieht für ihr Berufsfeld auch künftig gute Wachstumschancen und rechnet mit Jahresumsätzen von etwa 1,2 Milliarden Euro jährlich sowie einer Verdreifachung des Marktvolumens im kommenden Jahrzehnt. Damit steigt auch der Zahl der Interim Manager.

Kernarbeitsfelder für Interim Manager: Vertretungen, befristete Projekte, Optimierung

Interim Manager sind in den Unternehmen immer dann gefragt, wenn im Management eine personelle Lücke möglichst schnell geschlossen werden muss. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise dann, wenn ein Manager ein Sabbatical in Anspruch nimmt oder wegen einer Familienauszeit über mehrere Monate pausiert. Zum Teil sollen sie auch frisches Know-how in die Firma tragen oder mit ihrer speziellen Expertise ein befristetes Projekt begleiten. Die Kernaufgaben für Interim Manager liegen jedoch in den Bereichen Effizienzsteigerung und Optimierung. Viele Manager auf Zeit setzen die Unternehmen zur praktischen Umsetzung von Fusionen, zum Aufbau neuer Geschäftsfelder oder neuer Unternehmensbereiche im Ausland ein. Einige Stars der Branche werden auch für komplette Firmensanierungen engagiert.

Die Grenzen der Arbeit von Interim Managern und Unternehmensberatern sind damit fließend. Trotzdem gibt es wesentliche Unterschiede: Ein Interim Manager entwickelt Konzepte, trifft Entscheidungen und setzt diese – anders als Berater – im operativen Geschäft auch direkt um. Außerdem ist er nicht an einem Verkauf weiterer Beratungsleistungen, sondern in einem vorab exakt definierten Aufgabenbereich an Problemlösungen für seine Auftraggeber interessiert.

Vorteile für Unternehmen durch Einsatz von Interim Managern

Die Unternehmen profitieren von der Expertise der Führungskräfte auf Zeit, die vor dem Wechsel in die Freiberuflichkeit meist als angestellte Manager auf der ersten oder zweiten Führungsebene tätig waren. Die meisten von ihnen sind zwischen 45 und 50 Jahre alt, wenn sie sich für eine Tätigkeit als Interim Manager entscheiden. In den letzten Jahren haben sich aufgrund schnellerer Karrierewege die ungeschriebenen Altersgrenzen für Interim Manager allerdings nach unten aufgelockert – auch viele jüngere Manager sehen heute in diesem Arbeitsfeld eine interessante alternative Karrieremöglichkeit.

Den Firmen kommt die große Flexibilität bei der Einstellung von Interim Managern zugute. Das klassische Einstellungsverfahren für eine feste Manager-Position kann mehrere Monate dauern und ist eine kostenintensive Prozedur. Vor allem, wenn ein Personalberater oder Headhunter involviert ist. Interim Manager sind dagegen bereits nach drei bis maximal sechs Wochen einsatzfähig. Unbegrenzte örtliche Mobilität ist in der Branche ebenfalls selbstverständlich. Für die Manager auf Zeit macht sich diese Flexibilität ebenfalls bezahlt, als tägliches Honorar erhalten sie knapp ein Prozent des Jahresgehaltes von fest angestellten Führungskräften auf der gleichen Position.

Anforderungen an Interim Manager: Expertise, Hands-On-Mentalität, unternehmerisches Denken

Interim Manager können Spezialisten, gute Kenner einer bestimmten Branche oder Generalisten sein. Sie müssen in der Lage sein, sich schnell an neue Situationen anzupassen und auf unterschiedlichen Hierarchieebenen zu kommunizieren. Sie benötigen die Fähigkeit, ein Team zu führen und ihr Tagesgeschäft nach einer extrem kurzen Einarbeitungszeit – üblich sind maximal zwei Wochen – produktiv und effizient zu übernehmen. Auch transparente Qualifikationsnachweise, eine Hands-on-Mentalität und unternehmerisches Denken sind ein Muss.

Für den Einstieg als Interim Manager ist außerdem ein gewisses finanzielles Polster nötig. Laut einer Studie des Arbeitskreises Interim Management Provider (AIMP) arbeiten die Manager auf Zeit im Durchschnitt nur 140 Tage pro Jahr – in einem laufenden Projekt allerdings für mindestens zehn Stunden täglich. Mit einer herkömmlichen Karriere inklusive beruflichem Aufstieg hat eine Tätigkeit als Interim Manager nichts zu tun. Wer sich dafür entscheidet, wird in den jeweiligen Projekten meist auf der gleichen Ebene wie in seiner letzten Angestellten-Funktion oder eine Ebene darunter tätig.

Jobvermittlung: Über Empfehlungen, Provider-Agenturen oder im Internet

An ihre Jobs kommen die Manager auf Zeit über Empfehlungen und auf deren Vermittlung spezialisierte Provider-Agenturen wie z.B. interim-x.com. Ob ein Interim Manager gut ist und weiterempfohlen wird, entscheidet sich bei seinen Auftraggebern. Seit dem Herbst 2013 gibt es in Deutschland für Interim Manager auch eine Online-Vermittlungsplattform, die für die „Zeitarbeiter in Nadelstreifen“ zwar in einem akzeptablen Rahmen kostenpflichtig ist, vor allem Mittelständlern jedoch durch deutlich günstigere und fixe Tarife bei der Suche nach Interim-Managern hilft. Bei den Providern werden für die Unternehmen bisher bis zu 35 Prozent des Auftragshonorars als Provisionen fällig.

Autor/in: Bettina Weiss
Veröffentlicht am 8. Juli 2015

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