Interview: So klappt der Berufseinstieg

Interview: So klappt der Berufseinstieg

Nach dem Uniabschluss wartet gleich die nächste Hürde auf die Absolventen – der Berufseinstieg. Wie man an seinen Wunschjob kommt, verrät Michael Hies von e-fellows.net, dem Online-Stipendium & Karrierenetzwerk.

bildungsXperten: Den Berufseinstieg zu finden, gestaltet sich heute für viele Studenten als schwierig. e-fellows.net bietet umfangreiches Karrierewissen für Jobeinsteiger. Bitte stellen Sie sich und Ihre Webseite kurz vor.

e-fellows.net: Einspruch: Die harten Zeiten der vergangenen zwei Jahre sind vorbei. Gute Absolventen in den meisten Studienrichtungen finden einen guten Berufseinstieg, wenn man sich etwas anstrengt.

Zu uns: e-fellows.net ist das Online-Stipendium und Karrierenetzwerk für herausragende Schüler, Studierende und Doktoranden. Bei uns kann sich jeder kostenlos als „Member“ registrieren. Er erhält dann einen Teil des gesamten Angebots, zum Beispiel Karriere-Infos, Einladungen zu exklusiven Recruiting-Veranstaltungen unserer Partnerunternehmen oder Job-Angebote. Die größten Leistungen sind den Stipendiaten vorbehalten: Wir unterstützen sie mit geldwerten Sachleistungen (zum Beispiel Gratis-Abos oder kostenlosen Zugängen zu zahlreichen, sonst teuren Recherche-Datenbanken wie beck online oder juris), weiteren Angeboten unserer Partnerunternehmen wie Mentoren und einer eigenen Online-Community.[insert related]

bildungsXperten: Die Abschlussarbeit ist fast fertig, das Studienende in Aussicht. Wann sollten Studenten anfangen, sich zu bewerben? Muss man sich erst einmal arbeitslos melden?

e-fellows.net: Wer erst bei Studienende beginnt, sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen, ist spät dran. Besser ist es, sich bereits nach zwei Semestern damit zu beschäftigen, vor allem, wenn man wirtschaftsferne Studiengänge studiert. Praktika, Werkstudentenjobs, ein Mentor aus einem Unternehmen, Unternehmensvorträge an der Hochschule, Karrieremessen und Recruiting-Veranstaltungen sind gute Wege, um frühzeitig relevante Erfahrung zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Nur so findet man auch heraus, was einem liegt und was nicht. Gleichzeitig lernt man den Unternehmensalltag kennen. Das erleichtert den späteren Berufseinstieg deutlich.

bildungsXperten: Wo können Absolventen am besten nach Stellen suchen? Direkt bei infrage kommenden Unternehmen, beim Arbeitsamt, in der Zeitung oder im Internet?

e-fellows.net: Das Arbeitsamt spielt bei jungen Hochschulabsolventen kaum eine Rolle. Die erste Wahl sind sicher die Websites der Unternehmen, wenn man eine genaue Vorstellung davon hat, in welcher Branche und bei welchen Unternehmen man arbeiten möchte. Und Online-Jobbörsen und Karriereportale im Internet. Gleichzeitig sollte man vor allem die berufsrelevanten Kontakte aktivieren, die man während seiner Praktika gesammelt hat, zum Beispiel über eine E-Mail oder ein Telefonat à la „Hallo, ich bin jetzt auf Jobsuche, falls ihr was habt oder hört, sagt bitte Bescheid!“.

bildungsXperten: Wie findet man überhaupt heraus, welche Stelle tatsächlich zu einem passt? Worauf sollte man bei der Arbeitgeberwahl achten?

e-fellows.net: Die Aufgabe sollte einem Spaß machen, und man sollte gut darin sein. Ich selber hatte zu Beginn des Studiums bestimmte „Traumberufe“. Nachdem ich darin mal ein Praktikum gemacht hatte, wusste ich, dass ich das nicht machen will.
Zusätzlich sollte man die Unternehmenskultur und die Leute im Unternehmen mögen. Das findet man dadurch heraus, dass man vielleicht schon vorher dort gearbeitet hat, lange und viele Bewerbungsgespräche macht und die Kollegen in der künftigen Abteilung kennenlernt. Nachdem man ein Angebot bekommen hat, kann man den Arbeitgeber fragen, ob man mal einen halben Tag in der Abteilung verbringen darf oder zum Mittagessen mitgehen darf, um die Entscheidung fundierter zu treffen. Eine solche Bitte kann ein Unternehmen schwerlich ablehnen.

bildungsXperten: Macht es Sinn, statt eines direkten Berufseinstiegs zunächst per Praktikum, Volontariat oder Trainee-Programm beruflich Fuß zu fassen?

e-fellows.net: Direkt nach dem Studium sollte man, wenn möglich, in einen richtig bezahlten Job einsteigen. Volontariate und Praktika sollten nur die zweite Wahl sein. Dabei gibt es natürlich Ausnahmen, z. B. wird man meist ein Volontariat machen müssen, wenn man Journalist werden will. Trainee-Programm und der Direkteinstieg sind gute und adäquate Einstiege in die Berufswelt. Ob es das eine oder das andere ist, hängt von der Branche ab und wie sicher man ist, was man machen will. Wer weiß, was er machen will, wird den Direkteinstieg wählen, sofern dieser angeboten wird. Ein Traineeprogramm ist eine gute Wahl, wenn man die ganze Bandbreite eines Unternehmens und seine Fähigkeiten und Vorlieben erst noch kennenlernen will.

bildungsXperten: Gibt es typische „Bewerbungsfallen“, in die Berufseinsteiger tappen? Was gehört auf keinen Fall in die Bewerbung?

e-fellows.net: Uns fallen oft ganz simple formale Fehler auf, die man leicht umgehen kann, wenn man vorher einen Ratgeber zu Anschreiben und Lebenslauf liest. Manche Bewerber schicken zum Beispiel viele Anhänge mit, statt alles in einer PDF-Datei zusammenzufassen, verlängern ihren Lebenslauf mit unnötigen Angaben wie der Grundschule oder lassen im Anschreiben erkennen, dass es wahrscheinlich niemand gegengelesen hat. Allerdings: In vielen Ratgebern liest man, dass man bei solchen Fehlern gleich aus dem Rennen wäre. Das stimmt so nicht. Aber formale Fehler setzen schon mal ein kleines Fragezeichen hinter den Kandidaten, das er dann erst wieder anderweitig ausmerzen muss.

Ein Problem sehen wir außerdem in der umhergeisternden „Angst vorm googelnden Personaler“. Die führt manchmal dazu, dass Bewerber alles von sich im Netz verstecken. Das ist die falsche Reaktion. Klar: Allzu Privates sollte man verbergen. Aber das Internet kann man als Bewerber hervorragend dazu nutzen, seine Vorzüge auch abseits von Anschreiben und Lebenslauf zu zeigen. Die Chance, sich durchs Internet einen Vorteil bei der Bewerbung zu verschaffen, ist viel größer, als dadurch benachteiligt zu werden. Außerdem zeigt es, dass man sich das Internet zunutze machen kann. Das ist bei jedem Job ein Bonus.
Konkret heißt das zum Beispiel: Seien Sie mit einem gut gemachten Profil in den größten beruflichen Social Networks, zeigen Sie dort, dass Sie Kontakte aus der richtigen Branche haben, seien Sie Mitglied in fachlich relevanten Gruppen und posten Sie dort auch hin und wieder mal etwas Substanzielles.

bildungsXperten: Stichwort: Finanzen und Versicherung. Alles, worum man sich als Student kaum Gedanken machen musste, wird jetzt unerlässlich. Worum muss man sich definitiv kümmern?

e-fellows.net: Der erste Rat: Man braucht nicht viel.

  1. Man muss eine Privathaftpflichtversicherung haben. Die kostet nicht viel (ca. 50 EUR).
  2. Man muss eine Krankenversicherung haben, am besten eine gesetzliche Krankenversicherung wählen, auch wenn man eine private Krankenversicherung wählen könnte. So hält man sich für später alle Optionen der Wahl private oder gesetzliche Krankenversicherung offen.
  3. Dann fängt man an zu arbeiten und kann sich in Ruhe eine Berufsunfähigkeitsversicherung aussuchen. Wenn man das erst nach einem Jahr macht, ist das auch kein Problem.

Die schwierigste und wichtigste Aufgabe wird es sein, die vielen Angebote der Versicherungsverkäufer abzuwehren, die man nicht braucht.

bildungsXperten: Mit welchem Einstiegsgehalt können Absolventen rechnen? Welchen Spielraum haben sie bei Gehaltsverhandlungen?

e-fellows.net: Das hängt von der Branche, der Einstiegsposition und den Stärken des Absolventen ab.
Im Internet finden sich Listen, die gute Anhaltspunkte dafür liefern. Generell sollte das Gehalt am Anfang nicht im Vordergrund stehen, sondern die Lern- und Entwicklungsperspektiven, die die Stelle und das Unternehmen bieten.
Wenn der Bewerber ein Angebot erhalten hat, darf er fragen, warum das Angebot deutlich von der durchschnittlichen Bezahlung für ähnliche Stellen abweicht.

Das Interview führte Sarah Dreyer.

Autor/in: e-fellows.net
Veröffentlicht am 1. April 2011

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