Interview: Im Vorstellungsgespräch überzeugen

Interview: Im Vorstellungsgespräch überzeugen

Das Vorstellungsgespräch bietet eine einmalige Chance, sich im rechten Licht zu präsentieren. Worauf sollte man im Gespräch achten und wie sieht die ideale Vorbereitung aus? bildungsXperten holte sich Rat bei Bewerbungsprofi Elke Zuchowski.

bildungsXperten: Frau Zuchowski, Sie bieten spezielle Bewerbungstrainings und Bewerbungsberatung an.  Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?

Elke Zuchowski:

Porträt Bewerbungstrainerin Elke Zuchowski

Elke Zuchowski

Im Personalbereich international tätiger Unternehmen und Konzerne habe ich mich intensiv mit Fragen der Personalauswahl und Personalentwicklung beschäftigt. Mir ist immer wieder aufgefallen, wie schwer es vielen qualifizierten Bewerbern in Vorstellungsgesprächen und Auswahlverfahren gefallen ist,  sich überzeugend darzustellen. So ist nach und nach das Konzept von Bewerbungstrainerin.de für individuelle Bewerbungstrainings und Bewerbungsberatungen entstanden. Des Weiteren bin ich auch als Fach- und Buchautorin, zum Beispiel zu den Themen Bewerbung und Vorstellungsgespräche tätig.

bildungsXperten: Wenn Bewerber bei Ihnen Hilfestellungen fürs Vorstellungsgespräch suchen, was sind die häufigsten Probleme, die bei den Bewerbern auftreten?

Elke Zuchowski: Viele Bewerber benötigen Unterstützung bei der Herausarbeitung ihres Bewerber- und Qualifikationsprofils. Sie können ihre Stärken und Qualifikationen nicht überzeugend auf den Punkt bringen und „verkaufen“. Dieses Profil arbeiten wir dann gemeinsam heraus. Auch die Darstellung des bisherigen beruflichen Werdegangs fällt vielen Bewerbern nicht leicht. Insbesondere, wenn der Lebenslauf Brüche oder zeitliche Lücken enthält, ist die Verunsicherung groß, den Werdegang  im Bewerbungsgespräch erfolgreich darzustellen. Auch die Darstellung der Wechselmotivation, die Optimierung der Körpersprache und der Eigenpräsentation sind häufige Schwerpunkte im Training.

bildungsXperten: Wie sieht die ideale Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch aus?

Elke Zuchowski: Zunächst sollten sich Bewerber gut über den möglichen neuen Arbeitgeber informieren. Meine Tipps lauten: Klicken Sie sich durch den Internetauftritt des Unternehmens, lesen Sie aktuelle Pressemitteilungen oder Artikel in Fachzeitschriften. Wichtige Eckdaten (zum Beispiel Produkte, Dienstleistungen, Umsatz- und Mitarbeiterzahlen, Wettbewerber, Marktstellung, Expansionspläne) sollten ebenso bekannt sein wie die Namen und Funktionen relevanter Personen im Unternehmen.

Beschäftigen Sie sich intensiv mit dem Anforderungsprofil der zu besetzenden Stelle. Arbeiten Sie Ihr Bewerberprofil heraus. Welche Erfahrungen, Stärken, Kenntnisse und Qualifikationen zeichnen Sie aus?  In welchen Punkten passen diese ideal zum Anforderungsprofil der angestrebten Position? Diese Gemeinsamkeiten müssen Bewerber im Vorstellungsgespräch herausstellen und betonen.
Einige Fragen werden in nahezu jedem Bewerbungsgespräch gestellt. Auf diese Fragen müssen Bewerber vorbereitet sein. Hierzu zählen zum Beispiel die Darstellung des bisherigen Werdegangs, die angestrebten beruflichen Ziele sowie die Frage nach Stärken und Schwächen. Fragen, wie „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“ oder „Warum möchten Sie wechseln?“ sollten Bewerber ebenso beantworten können wie die Frage nach der Gehaltsvorstellung. Auch sollten Bewerber für die „Soft Skills“, wie zum Beispiel Teamfähigkeit oder Kundenorientierung, einige Beispiele aus dem Berufsalltag parat haben. Wichtig ist auch, dem Gegenüber im Vorstellungsgespräch eigene Fragen (zum Beispiel „Wie sieht die Einarbeitung aus?“ ) zu stellen.

bildungsXperten: Was sind die wichtigsten Tipps, die Sie extrem nervösen und unsicheren Bewerbern mit auf den Weg geben? Wie schafft man es, ruhig zu bleiben?

Elke Zuchowski: Das A und O ist eine gute Vorbereitung. Hier empfehle ich, Bewerbungsfragen im Vorfeld  zu trainieren, die Antworten aufzuzeichnen und dann kritisch zu prüfen. Spreche ich zu leise oder zu laut? Spreche ich deutlich? Sind alle wichtigen Informationen in meiner Antwort enthalten? Kommuniziere ich überzeugend?

Werden diese Antworten per Video festgehalten, können Bewerber auch die Körpersprache  prüfen und verbessern. Je häufiger die Bewerbungssituation durchgespielt wird, umso sicherer treten Bewerber im Vorstellungsgespräch auf.

bildungsXperten: Einen souveränen und kompetenten Eindruck hinterlässt man nicht nur mit überzeugenden Leistungen sondern auch mit der Körpersprache. Worauf sollte man dabei besonders achten?

Elke Zuchowski: Bewerber sollten auf eine gute und aufrechte Körperhaltung achten. Die Arme dürfen im Gespräch nicht verschränkt sein, die Hände sind sichtbar und unterstreichen durch leichte Gesten das Gesagte. Positiv wirkt eine Stimme in angemessener Lautstärke, die optimistisch klingt. Ein angenehmer Blickkontakt ist ebenso wichtig. Häufig sind mehr als zwei Personen am Auswahlgespräch beteiligt. Hier sollte darauf geachtet werden, dass zu allen Anwesenden ein Blickkontakt aufgebaut wird, auch wenn diese nur eine beobachtende Rolle einnehmen. Verlegenheitsgesten, wie zum Beispiel das Zupfen oder Spielen an der Krawatte, sollten unterbleiben. Auch auf eine deutliche, gut verständliche Aussprache und einen angenehmen Händedruck ist zu achten.

bildungsXperten: Was sind die schlimmsten Fauxpas im Vorstellungsgespräch, die man unbedingt vermeiden sollte?

Elke Zuchowski: Davon gibt es eine Menge. Unpünktlichkeit, fehlende Informationen über den möglichen Arbeitgeber, ungepflegte Erscheinung oder unpassendes Outfit, negative Aussagen über frühere oder jetzige Arbeitgeber, um nur einige zu nennen. Auch Bewerber, die ihren Marktwert nicht kennen (Stichwort Gehaltsvorstellung) oder die mit einem Hinweis „das steht doch alles in meinen Bewerbungsunterlagen“ ihren Werdegang darstellen, sammeln keine Punkte im Auswahlverfahren.

bildungsXperten: Die Fragerunde ist beendet und jetzt ist der Bewerber an der Reihe, Fragen zu stellen: Was kommt Ihrer Meinung nach am besten an und welche Fragen sind im Vorstellungsgespräch ein absolutes no-go?

Elke Zuchowski: Welche Fragen passend sind, hängt auch vom vorangegangenen Gesprächsverlauf ab. Ein Bewerber, der Fragen stellt, die bereits im Gespräch ausführlich beantwortet wurden, signalisiert, dass er das Gespräch nicht aufmerksam verfolgt hat. Ich empfehle, einzelne Informationen aus dem Gespräch gezielt noch einmal aufzugreifen, um daran anzuknüpfen.

Bewerber sollten Fragen zum Aufgabenbereich, zur Einarbeitung oder anstehenden Projekten stellen. „Banale“ Fragen, wie zum Beispiel zu Pausenzeiten, Urlaubsansprüchen oder ob es eine Firmenkantine gibt, sind nicht geeignet.

Gut geeignet sind zum Beispiel folgende Fragen:

  • Wie sieht die Einarbeitung aus?
  • Mit welchen Abteilungen arbeite ich vorrangig zusammen?
  • Wie hoch ist der Anteil der Reisetätigkeit?
  • Wie sieht das weitere Auswahlverfahren aus?

bildungsXperten: In der Regel kommt immer auch die Gehaltsfrage auf einen zu. Was ist dabei die beste Strategie?
Elke Zuchowski: Vor dem Bewerbungsgespräch sollten sich Bewerber über das Gehaltsniveau vergleichbarer Positionen informieren. Diese können aber immer nur ein grober Richtwert sein. Tatsächlich ausschlaggebend sind immer die Anforderungen der zu besetzenden Position und die Erfahrungen und Qualifikationen des Bewerbers. In der Regel wird der Bewerber aufgefordert, seine Gehaltsvorstellung anzugeben. Schließlich wird erwartet, dass jeder Bewerber seinen Marktwert kennt und realistisch einschätzen kann. Bewerber sollten hier eine feste Größe als Bruttojahresgehalt angeben. Von der Angabe einer Gehaltsspanne rate ich ab.

bildungsXperten: Das Vorstellungsgespräch ist vorbei und das Unternehmen verspricht sich zu melden – es passiert jedoch tagelang nichts. Ab wann sollte man selbst aktiv werden und nachhaken? Sollte man bei Absagen auf ein Feedback bestehen?

Elke Zuchowski: Nachhaken ist nach einer gewissen Zeit erlaubt. Wurde ein fester Termin für die Rückmeldung vereinbart, sind zwei Tage nach Ablauf dieses Datums in Ordnung, um nachzufragen. Sonst sind 7 – 10 Tage nach dem Bewerbungsgespräch für eine telefonische oder schriftliche kurze Nachfrage ein angemessener Zeitraum.

Bei einer Absage kann man ein Feedback einholen, sollte jedoch nicht mit einer offenen Antwort rechnen. Durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sind Arbeitgeber sehr vorsichtig, was die Kommunikation nach außen im Hinblick auf die Absagegründe angeht. Bewerber erhalten hier in der Regel nur eine Standardantwort, dass ein anderer Bewerber aufgrund der Qualifikation besser geeignet sei.

Ich empfehle jedem Bewerber, ein geführtes Vorstellungsgespräch immer selber kritisch zu reflektieren. Was ist gut gelaufen? Bei welchen Fragen hatte ich Schwierigkeiten? Dieses eigene Feedback hilft dabei, dass das nächste Bewerbungsgespräch erfolgreicher verläuft.

Autor/in: Elke Zuchowski
Veröffentlicht am 8. Februar 2012

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