Berufswunsch Uni: Die 6 interessantesten Hochschuljobs

Berufswunsch Uni: Die 6 interessantesten Hochschuljobs

Nach dem Studium beruflich an einer der derzeit 218 Hochschulen in Deutschland bleiben – davon träumen viele Studenten. Doch welche Stellen gibt es dort? Und wie stellt man bereits während des Studiums die Weichen für eine erfolgreiche Uni- oder FH-Karriere?

Den Professor und den Privatdozenten* kennen alle Studenten. Doch welche Möglichkeiten gibt es eigentlich noch, an der Uni oder FH zu arbeiten?

Studentische Hilfskraft (befristet)

Der klassische Weg beginnt oft schon während des Studiums mit einer Stelle als Studentische Hilfskraft (Hiwi oder Tutor). Studenten mit solchen Stellen helfen bei der Forschung, Lehre oder im Service, wobei das genaue Tätigkeitsfeld stark variieren kann und von Fach und Stelle abhängt. Wer sich auf diese Weise ein – zugegeben nicht besonders umfangreiches – Zubrot verdient, sammelt gleich erste Erfahrungen in Lehre und/oder Forschung, die er später nutzen kann. Die Chancen, eine Stelle zu bekommen, variieren nach dem jeweiligen Fachbereich.

Voraussetzung: in der Regel Studium an der gleichen Hochschule

Bewerbung: Die Stellenangebote hängen meist am Schwarzen Brett aus oder werden auf der Institutswebseite veröffentlicht.

Verdienst: uneinheitlich, variiert in verschiedenen Bundesländern und oft auch an verschiedenen Hochschulen.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter (befristet)

Wissenschaftliche Mitarbeiter sind in einem bestimmten Forschungsprojekt oder an einem Lehrstuhl angestellt oder (selten!) auf Zeit verbeamtet.

Ihr genaues Tätigkeitsfeld variiert nach Fachbereich und Stelle, umfasst aber immer die Forschung im jeweiligen Bereich und oft auch die Lehre. Die Lehrbeteiligung umfasst je nach Stelle etwa zwei bis 18 Stunden pro Woche. Oft sind es Promovierende oder Postdocs, denn diese Position ist ideal, um sich nach dem Studienabschluss die Promotion zu finanzieren. Beachten sollte man, dass Wissenschaftliche Mitarbeiter-Stellen befristet sind: Die Höchstdauer der Anstellung liegt bei 12 Jahren (Medizin: 15 Jahre). Konkret bedeutet das, dass die Stelleninhaber bis zum Ende dieser Zeit auf eine neue Stelle im Hochschulbereich aufgestiegen sein müssen.

Voraussetzung: in der Regel Studienabschluss; welcher Abschluss genau erforderlich ist, geht aus den jeweiligen Stellenausschreibungen hervor und variiert nach Stelle.

Bewerbung: Zahlreiche Stellenausschreibungen finden sich z. B. auf www.euni.de und www.academics.de.

Verdienst: Wenn es sich beim Arbeitgeber um Bund oder Kommunen handelt, nach Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD); d. h. im ersten Jahr mit Uni-Abschluss und einer vollen Stelle (TVöD/TV-L E13 Stufe 1) etwa 3.000 € Brutto, mit Fachhochschulabschluss und einer vollen Stelle (TVöD/TV-LE 9) etwa 2.200 €; bei halber Stelle entsprechend weniger.

Akademischer Rat (befristet und unbefristet möglich)

Die Stelle gibt es in zwei Varianten: als Verbeamtungsstelle auf Zeit (Qualifikationsstelle, während der oft die Habilitation angefertigt wird) oder auf Lebenszeit (Dauerstelle). Die Hauptaufgabe des Akademischen Rates liegt in der Lehre, in Bayern bei der Dauerstelle beispielsweise im Umfang von 13 bis 18 Lehrveranstaltungsstunden. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es z. B. zum Akademischen Oberrat und Akademischen Direktor.

Voraussetzung: Promotion und meist Arbeitserfahrung von ca. zwei bis vier Jahren im jeweiligen Fachbereich.

Bewerbung: auf Ausschreibungen, oft z. B. in der ZEIT.

Verdienst: variiert nach Bundesland (Landesbesoldungsordnung) in Besoldungsgruppe 13 (Höherer Dienst), z. B. in Baden-Württemberg ein Einstiegsgehalt von 2.880,96 € Brutto monatlich (Stand: 2009).

Nachwuchsgruppenleiter (befristet)

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Das Förderungsprogramm ermöglicht Nachwuchswissenschaftlern nach der Promotion und einer Postdoc-Phase (z. B. als Wissenschaftlicher Mitarbeiter) eine Forschungsphase für eine Dauer von fünf bis sechs Jahren. Die Freiheiten sind gewaltig: Das Forschungsfeld darf oft frei gewählt werden, der Nachwuchsgruppenleiter darf eigene Mitarbeiter auswählen, Doktoranden betreuen und trägt selbstständig die Verantwortung für das Projekt. Er entscheidet auch selbst, wie er die Zeit zwischen Lehre und Forschung aufteilen möchte. Die Finanzierung ist gesichert und die Position ist einer Habilitation gleichgestellt. Das bedeutet, dass die Betroffenen danach direkt auf einen Professorenlehrstuhl berufen werden können. Ein möglicher Nachteil: Im Ausland ist diese Position weniger bekannt als eine Juniorprofessur.

Voraussetzung: Promotion (darf nicht länger als vier Jahre zurückliegen) und Postdoc-Phase (sollte teilweise im Ausland absolviert worden sein).

Bewerbung: direkt bei den Förderprogrammen, z. B. Emmy Noether-Programm (keine festen Antragsfristen), Max-Planck-Gesellschaft (ganzjährig bzw. im free-floating-Programm mit eigener Projektidee im Herbst) und Helmholtz-Gemeinschaft (Ausschreibungen ab Februar).

Verdienst: je nach Förderprogramm, z. B. bei der Max-Planck-Gesellschaft W-2-äquivalent, d. h. je nach Bundesland schwankend etwa 4.200 € Brutto monatlich plus Gelder für Ausstattung, Mitarbeiter u. a..

Juniorprofessur (befristet, teilweise mit Übernahmemöglichkeit)

Seit 2002 gibt es die Juniorprofessur in Deutschland. Mit ihr sollte Nachwuchswissenschaftlern innerhalb von insgesamt sechs Jahren schnurstracks der Weg zu einer Professorenstelle geebnet werden: ohne langwierige Habilitation und mit direkter Übernahmemöglichkeit (sogenanntes Tenure Track).

Ob das so ganz geklappt hat, ist noch fraglich, denn viele Juniorprofessoren gehen auf Nummer sicher und habilitieren zusätzlich, sodass sie eher später als früher fertig werden. Außerdem sind noch immer die wenigsten der ausgeschriebenen Stellen wirklich mit Tenure Track versehen, sodass die Juniorprofessoren auch danach noch nicht sicher wissen, wann und ob sie zum Professor berufen werden. Vorteil ist allerdings, dass die Stelleninhaber bereits zur Professorengruppe gehören. Sie haben eine Lehrverpflichtung von etwa vier Semesterwochenstunden. Darüber hinaus forschen sie. Im Gegensatz zum Nachwuchsgruppenleiter müssen die Forschungsmittel selbst eingetrieben werden.

Voraussetzung: Promotion und Postdoc-Phase

Bewerbung: komplexes Berufungsverfahren (Bewerbung, Begutachtung und Probevortrag) an der Hochschule.

Verdienst: Vergütung nach W-1, d. h. Grundgehalt beträgt ca. 3.405,34 € plus Zulagen.

Universitätsprofessor/Professor (unbefristet)

Lehre und Forschung von Beruf zeichnen den Professor aus. Doch die Aufteilung dieser beiden Aufgaben im Berufsalltag kann ganz unterschiedlich aussehen: Während Fachhochschulprofessoren beispielsweise eine Lehrverpflichtung von etwa 18 Wochenstunden haben, lehren Universitätsprofessoren nur ca. acht Stunden pro Woche. Der Schwerpunkt liegt bei Letzteren vielmehr auf der Forschung.

Voraussetzung an der Universität: Promotion und Habilitation oder Promotion und Nachwuchsgruppenleiterstelle oder Promotion und Juniorprofessur.

Voraussetzung an der Fachhochschule: Promotion, mindestens fünf Jahre solide praktische Berufserfahrung, Nachweis pädagogischer Eignung (z. B. durch Lehrerfahrung).

Bewerbung: Langwieriges Berufungsverfahren auf eine oft international ausgeschriebene Stelle; dafür tritt eine Berufungskommission aus Vertretern der Fakultät, weiteren Hochschulmitarbeitern, außeruniversitären Sachverständigen und Studenten zusammen.

Verdienst: Unterschieden wird zwischen W-2- und W-3-Professoren (oft Lehrstuhlinhaber). Es gibt Aufstiegsmöglichkeiten von W-2 zu W-3, wobei allerdings die Hochschule gewechselt werden muss. W-2-Professoren verdienen derzeit je nach Bundesland ein Grundgehalt zwischen 3.890,03 € (Berlin) und 4.336,92 € (Baden-Württemberg) Brutto monatlich plus leistungsbezogene Zulagen, Familien- und ggf. Kinderzuschlag. W-3-Professoren erhalten in Grundgehalt zwischen 4.723,61 € (Berlin) und 5.257,44 € (Baden-Württemberg). Auch hier kommen Zulagen, Familien- und ggf. Kinderzuschlag hinzu.

Tipps und Infos für Studenten, die Karriere am Campus machen wollen

  • Bis 2020 sollen die Studentenzahlen auf bis zu 2,7 Millionen ansteigen, was heißt: Dozenten, Professoren usw. werden langfristig gebraucht.
  • Früh anfangen zahlt sich aus: Schon die Marburg-Studie der GEW 2005 hat gezeigt, dass die Anzahl der Promotionen unter den früheren Inhabern einer Hiwi-Stelle wesentlich höher ist als unter den restlichen Studenten. Somit steigert eine Hiwi-Stelle die Chancen auf eine Hochschulkarriere merklich!
  • Auslandserfahrung lohnt sich! Eine Zeit im Ausland kann später den Karriereweg ebnen, insbesondere, wenn dort die Wege zur Professorenstelle nahtloser ausgebaut sind.
  • Vor allem Studierende mit einem Fach, zu dem es kein klar umrissenes Berufsfeld gibt, tragen sich oft mit dem Gedanken, an der Uni zu bleiben.
  • In den Geisteswissenschaften ist das Bewerberangebot oft sehr groß. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften ist es hingegen häufig leichter, eine Stelle zu finden.

Fazit

Die Karrierewege in der Wissenschaft sind lang, die meisten, die sie beschreiten, arbeiten über lange Zeit hinweg in befristeten Stellen und in der freien Industrie lässt sich sicher wesentlich mehr Geld verdienen … keine Frage, Wissenschaft ist nicht die sicherste und bequemste berufliche Wahl! Doch wo sonst werden Lernen und Wissen dermaßen gefördert? Wo sonst haben die Stelleninhaber so viele Freiheiten, z. B. in Bezug auf ihre Forschungsprojekte, die Auswahl der Kursangebote und die eigene Verwirklichung? Karriere am Campus kann viele Berufe beinhalten. In jedem Fall spricht sie aber Menschen an, die sich zu so einem Arbeitsplatz berufen fühlen.

*Achtung: Der Privatdozent ist kein Beruf, sondern ein Rechtsverhältnis! Er muss unterrichten, um seinen Titel nicht zu verlieren, hat die Lehrbefugnis, nicht aber automatisch einen bezahlten Lehrauftrag.

Autor/in: Regine Rompa
Veröffentlicht am 29. August 2011