Arbeiten im Reich der Mitte: Lohnt es sich, Chinesisch zu lernen?

Arbeiten im Reich der Mitte: Lohnt es sich, Chinesisch zu lernen?

Momentan sieht sich die chinesische Regierung zwar mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, gleichwohl bleibt das bevölkerungsreichste Land der Erde auf Wachstumskurs. Im letzten Jahrzehnt hat sich China von einem ökonomisch wenig bedeutenden Entwicklungsland zu einem Global Player mit gigantischen Wachstumsraten entwickelt. Viele deutsche Firmen exportieren nach China und haben dort zahlreiche Standorte eröffnet. Entsprechend haben immer mehr Unternehmer und deren Beschäftigte direkten Kontakt mit chinesischen Partnern und arbeiten im Reich der Mitte. Angesichts dieses Trends stellt sich die Frage: Verbessert es die Chance im Beruf, die chinesische Sprache zu lernen?

Chinesisch: Bald neben Englisch eine wichtige Business-Sprache?

Da die wirtschaftlichen Beziehungen zu China anwachsen, liegt der Gedanke nahe, mit chinesischen Sprachkompetenzen zu punkten. Ein Sprachkurs kann sich tatsächlich lohnen, unter anderem während des Studiums. Allerdings sollte niemand den Mehrwert überschätzen. Auch in China hat sich das Englische als Wirtschaftssprache durchgesetzt. Verkaufen deutsche Firmen zum Beispiel Produkte an chinesische Unternehmen, können sie die Zusammenarbeit problemlos auf Englisch bewerkstelligen. Das Gleiche gilt für deutsche Standorte in China: Die chinesischen Führungskräfte sind des Englischen mächtig. Es ist nicht notwendig, dass Deutsche vor Ort die Landessprache können. Arbeiten deutsche Beschäftigte allerdings dauerhaft in China, erweist sich Chinesisch im Alltag als vorteilhaft.

Kulturelle Kompetenzen werden immer bedeutender

Bei der Kooperation mit China genießt nicht die Sprache, sondern die Überwindung der kulturellen Kluft Priorität. In vielen Belangen, von Kommunikationskultur bis Betriebsorganisation, bestehen gewaltige Unterschiede. Deshalb empfiehlt es sich dringend, ein spezielles interkulturelles Training mit Schwerpunkt Business, wie beispielsweise vom Anbieter Global Cultures, zu absolvieren. In einem solchen Seminar setzen sich die Teilnehmer mit sämtlichen Differenzen auseinander, die zu Missverständnissen und Problemen führen können. Chinesen gehen in Gesprächen zum Beispiel anders als Europäer miteinander um. Während hierzulande unterschiedliche Auffassungen offen und manchmal lautstark benannt werden, gilt das in China als Affront. Dort herrscht ein zurückhaltendes Auftreten vor, selbst wenn die Meinungen weit auseinanderliegen und beide Seiten verärgert sind. Chinesische Unternehmen zeichnen sich zudem durch eine andere Betriebskultur aus. Es gibt strenge Hierarchien und wenig Mitsprache der Mitarbeiter. Deutsche Chefs und Mitarbeiter an chinesischen Standorten sollten sich intensiv damit befassen, ansonsten lassen sich Probleme nicht vermeiden. Vorgesetzte, die für chinesische Angestellte Verantwortung tragen, sollten in einem Kurs die grundlegenden Mechanismen der spezifischen Mitarbeiterführung erlernen. Die deutschen Ansätze in China zu etablieren, hilft weder den Führungskräften noch den dortigen Beschäftigten.

In China leben und arbeiten

Wer über längere Zeit im Reich der Mitte einer Tätigkeit nachgeht, sollte sich auch interkulturelle Kompetenzen für den Alltag aneignen. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den politischen, rechtlichen, religiösen, kulturellen und bildungspolitischen Traditionen. Erstens trägt das dazu bei, Land und Leute besser zu verstehen. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Qualität des Aufenthalts mit diesem Wissen deutlich erhöht. Dadurch entsteht auch die Chance, mit Einheimischen Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Zweitens gewährleistet diese Expertise, sämtlichen Konflikten außerhalb des Berufs aus dem Weg zu gehen. Verstöße gegen Gesetze werden in China zum Beispiel oft drakonisch bestraft, eine politische Justiz kommt hinzu. Dessen sollten sich alle bewusst sein, die in diesem riesigen Land ihre berufliche Zukunft sehen.

Autor/in: Benjamin Fink
Veröffentlicht am 5. Januar 2017

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