Meister werden – Ihr Weg zum Meistertitel

Meister werden – Ihr Weg zum Meistertitel

Der Meistertitel stellt in Deutschland den höchsten Abschluss für Handwerker dar und gilt nach wie vor als Aushängeschild für Betriebe. Politik und Wirtschaft sprachen ihm aber nicht immer dieselbe Relevanz zu und stritten über den Meisterzwang. In der Folge gab es bis 2020 Uneinigkeit darüber, für welche Handwerksberufe der Meistertitel unabdingbar sei.

2020 wurde in Deutschland für 12 Handwerksberufe wieder die Meisterpflicht eingeführt. Das bedeutet, dass sich unter anderem Glasveredler, Raumausstatter und Lichtreklamehersteller nur dann selbstständig machen dürfen, wenn sie einen Meistertitel haben. Viele Handwerker freuen sich über diese Nachricht, da Qualität und Qualifizierung und dadurch auch die Wertschätzung ihrer Arbeit steigen. Doch manche, die mit großen Plänen durchstarten wollten, müssen sich jetzt erstmal fortbilden und den Meister machen. Das bedeutet, dass sie sich auf vier Prüfungen vorbereiten müssen, die sie in beliebiger Reihenfolge absolvieren dürfen: eine praktische, eine fachtheoretische, eine betriebswirtschaftliche und rechtliche sowie eine berufspädagogische.

Die 53 Handwerkskammern der Städte bzw. einzelnen Bundesländer (z.B. Bildungsakademie Stuttgart), aber auch private Bildungsträger bieten in Meisterschulen Meisterkurse an, die auf die Prüfungen vorbereiten. Deutschlandweit gibt es über 3.000 solcher Meisterschulen – manche Kurse finden jedoch nur an bestimmten Orten statt. Wie finden Gesellen die passenden Meisterkurse und was kommt bei der Weiterbildung eigentlich auf sie zu?

Zulassungsvoraussetzungen für die Meisterprüfung erfüllen

Handwerker, die sich für den Meistertitel interessieren, sollten als erstes in der Handwerksordnung nachsehen, ob sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Für zulassungspflichtige Handwerke gilt: Zunächst benötigen sie den Gesellenabschluss für das Handwerk, in dem sie den Meistertitel erwerben möchten. Es darf auch ein verwandtes Handwerk sein, aber der Geselle muss auch mehrere Jahre darin gearbeitet haben.

In zulassungsfreien Berufen und handwerksähnlichen Gewerben ist der Zugang auch über die Abschlussprüfung in einem Gewerbe bzw. bestimmten Ausbildungsberuf vorgesehen. Bei der Zulassung für die Meisterprüfung sind aber auch Ausnahmen möglich. Beispielsweise kann jemand, der bereits eine Meisterprüfung bestanden hat, auch die Prüfung für ein weiteres zulassungspflichtiges Handwerk absolvieren.

Orientierungskurse, Vorbereitungskurse und Meisterkurse

Angehenden Meistern wird empfohlen, einen Vorbereitungs- bzw. Orientierungskurs zu besuchen, der auf alle wichtigen Fragen verbindliche Antworten gibt. Solche Infoabende sind in aller Regel kostenfrei, da die Bildungsträger ja auch ein Interesse daran haben, Nachwuchs zu fördern und Schüler für sich zu gewinnen.

Sie bieten aber auch Beratungen in Form von Einzelgesprächen an, die genauso zielführend sein können. Darüber hinaus gibt es noch Vorbereitungskurse, die die Inhalte trainieren, die im Meisterlehrgang unterrichtet werden. Sie wiederholen und vertiefen wichtige Grundlagen, bevor es in den eigentlichen Meisterkursen in die Tiefe geht.

Zu guter Letzt gibt es noch die eigentlichen Meisterkurse. Sie dauern, je nachdem ob sie in Vollzeit oder Teilzeit besucht werden, zwischen einem und dreieinhalb Jahren. Im Internet gibt es Datenbanken, die die ganze Bandbreite der in Deutschland angebotenen Meisterkurse abbilden. Natürlich veröffentlicht auch jedes Weiterbildungsinstitut, in dem Meisterkurse gegeben werden, seine Kurspläne auf der Webseite. Es lohnt sich also, sich zuerst über Kurse nahe des eigenen Wohnortes zu informieren und anschließend eventuell noch die deutschlandweiten Veranstaltungen zu berücksichtigen.

Sowohl die Orientierungs- und Vorbereitungskurse als auch die Meisterkurse gehören nicht zu den Zulassungsvoraussetzungen zur Meisterprüfung, ihr Besuch ist daher freiwillig. Prüfer berichten aber immer wieder darüber, dass die Leistung der Teilnehmer später oft sehr gut ist.

Übrigens kann man sich manche Prüfungsleistungen auch anrechnen lassen. Wenn jemand zum Beispiel bereits eine Ausbildereignungsprüfung absolviert hat, wird dieser Abschluss beim berufspädagogischen Teil der Meisterprüfung berücksichtigt.

Organisation und Finanzierung der Meisterkurse

Die Weiterbildung zum Meister über Meisterschulen ist zeitintensiv und umfasst ungefähr 1.000 Unterrichtsstunden. Sie ist in Vollzeit möglich, wird aber nicht vergütet. Wer währenddessen nicht auf sein Gehalt verzichten möchte, sollte entweder eine Teilzeitlösung wählen und Abend- bzw. Wochenendkurse besuchen. Die Unterrichtszeiten für Teilzeit-Meisterschüler fallen meist auf den Freitagnachmittag und den Samstag.

Aber auch Vollzeitschüler kommen manchmal in den Genuss eines flexiblen Lehrplans, der den Stoff zeit- und ortsunabhängig vermittelt. Sie können sich manche Ausbildungsinhalte in einem Blockunterricht oder in Webinaren aneignen – vorausgesetzt, der Ausbildungsbetrieb bietet sie an.

Der Besuch von Meisterkursen bringt einige Vorteile mit sich. Denn obwohl der Meisterschüler sich manche Inhalte auch in der Vollzeitweiterbildung selbst aneignen muss, steht ihm die ganze Zeit ein direkter Ansprechpartner zur Seite. Er begeistert seine Schützlinge für Neues und motiviert sie auch immer wieder dazu, nicht ihr Ziel aus den Augen zu verlieren.

Interessierte, die über wenige finanzielle Mittel verfügen und sich gegen das Teilzeitmodell entscheiden, können sich eine Finanzierungsmöglichkeit suchen. Eine beliebte finanzielle Hilfe ist das Meister-BAföG. Es ist für Meister-Schüler vorgesehen, die einen Abschluss in einer anerkannten Erstausbildung haben oder einen vergleichbaren Berufsabschluss nachweisen können. Im Gegensatz zum BAföG für Studierende spielen Einkommen und Vermögen beim Meister-BAföG keine Rolle und werden daher auch nicht abgefragt.

Es kann sich aber auch lohnen, nachzufragen, ob der eigene Betrieb bereit ist, sich an den Ausbildungskosten zu beteiligen und zum Beispiel die Prüfungsgebühren übernimmt. Des Weiteren gibt es Weiterbildungsstipendien für besonders gute Gesellen. Manche Bundesländer bieten auch spezielle Förderprogramme wie den Meisterbonus in Bayern. Es lohnt sich also, sich vor der Weiterbildung zum Meister darüber zu informieren, welche Finanzierungsmöglichkeiten infrage kommen.

Duale Meisterkurse

Neben Vollzeit- und Teilzeitweiterbildungen gibt es mit dualen Meisterkursen noch eine dritte Option für Gesellen, die sich berufsbegleitend zum Meister fortbilden möchten. Das Angebot ist aber noch recht eingeschränkt. Es gibt noch nicht für alle Handwerksberufe eine duale Weiterbildungsmöglichkeit.

Duale Meisterkurse bestehen meist aus Präsenz-, Online- und Blockkursen und eignen sich vor allem für Schüler, die einen längeren Weg zur Weiterbildungseinrichtung zurücklegen müssen. Die Schüler erhalten unterrichtsbegleitende Lektüren und meist auch einen Zugang zu einer umfangreichen E-Learning-Plattform.

Anerkennung von Berufsjahren

Die Anerkennung des Meisters erfolgt in manchen Fällen auch ohne eine entsprechende Ausbildung. Liegen bestimmte Voraussetzungen vor, kann ein Geselle, der mehrere Jahre in einem Handwerksberuf tätig war, eine meisterähnliche Anerkennung erhalten. Die sogenannte „Altgesellenregelung“ besagt, dass einem Gesellen, der wenigstens sechs Jahre Berufserfahrung nachweisen kann, ähnliche berufsqualifizierende Fähigkeiten attestiert werden wie einem Handwerksmeister.

Um in den Genuss dieser Anerkennung zu kommen, muss der Geselle allerdings noch einige Voraussetzungen erfüllen. Unter anderem muss er in seinem Handwerksberuf mindestens vier Jahre lang in einer leitenden Position gearbeitet haben und dort mit Entscheidungsbefugnissen betraut gewesen sein. Diese Regelung gilt leider nicht für alle Handwerksberufe. Aber wer die Voraussetzungen erfüllt, darf sich auch dann selbstständig machen, wenn er keine offizielle Meisterprüfung abgelegt hat.

Autor/in: Jessika Köhler
Veröffentlicht am 2. November 2020

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