Interview: Industriemeister Mechatronik

Interview: Industriemeister Mechatronik

Der Industriemeister ist eine erfolgsversprechende Aufstiegsfortbildung für gewerblich-technische Berufe. In der Fachrichtung Mechatronik ist die Weiterbildung seit 2005 möglich. Absolventen erhalten eine gefragte Doppelqualifikation aus den Bereichen Metall und Elektrotechnik. Andreas Meixner hat die Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen und berichtet von seiner Karriere als Industriemeister.

Herr Meixner, Sie sind Industriemeister Mechatronik. Können Sie uns kurz Ihren Werdegang beschreiben?

Im Interview

Andreas Meixner, Industriemeister Mechatronik

Andreas Meixner

Ich absolvierte meine Ausbildung zum Mechatroniker-Facharbeiter in 3,5 Jahren, beginnend im Jahre 2001. Im Anschluss daran war ich in meinem Lehrbetrieb insgesamt 3 Jahre als Mechatroniker tätig. 2008 wechselte ich schließlich als Elektroniker zu einer mittelständischen Firma mit circa 2000 Mitarbeitern. Dort waren meine Aufgaben das Anfertigen von konventionellen Steuerungen für Turmbefahranlagen in Windkrafttürmen sowie die innerbetriebliche Instandsetzung und -haltung des Maschinenparks. Auch übernahm ich im Außendienst die Instandsetzung und -haltung von Fassadenbefahranlagen beim Kunden vor Ort. Nachdem ich diese Tätigkeit 3 Jahre ausführte, entschloss ich mich eine Weiterbildung in Vollzeit zum Industriemeister Mechatronik zu beginnen. Diese habe ich 2011 absolviert und mit Erfolg abgeschlossen.

Seit 2012 bin ich nun bei dem weltweit größten Prüfdienstleister im Customer Service angestellt. Dort fungiere ich als Schnittstelle zwischen Kunden und Prüflabor. Ich koordiniere und plane die jeweiligen Projekte und stelle dabei die Hauptansprechperson für den Kunden dar. Die Schwerpunkte meiner derzeitigen Tätigkeit sind folgende: Projektmanagement, Angebotskalkulation, Reklamationsmanagement, Arbeitsvorbereitung und Technischer Einkauf.

Warum haben Sie sich für die Weiterbildung zum Industriemeister entschieden?

Ich wollte meinen „Horizont“ erweitern und vor allem in den dispositiven Arbeitsbereich wechseln. Auch die Verdienstmöglichkeiten im Anschluss waren natürlich ein Grund.

Der Industriemeister Mechatronik vereint die Fachrichtungen Metall und Elektrotechnik in seinem Berufsbild. Hat man mit der Fachrichtung Mechatronik einen Vorteil gegenüber dem Industriemeister Metall und dem Industriemeister Elektrotechnik?

Definitiv hat man mit dieser Ausbildung große Vorteile gegenüber den traditionellen Industriemeister-Fortbildungen. Im Grunde genommen habe ich den Lehrplan des Industriemeisters der Fachrichtung Elektrotechnik sowie Metall komplett vermittelt bekommen und zusätzlich noch die konkreten Themenbereiche der Mechatronik. Meine heutigen beruflichen Möglichkeiten sind dadurch wesentlich vielfältiger. Ich kann bei allen Themenbereichen „mitsprechen“ und fühle mich bei jeder Thematik angesprochen.

Welche Weiterbildungsform haben sie gewählt und wie lief die Weiterbildung ab?

Link-Tipp

Portal zum Industriemeister
www.industriemeister.info

Die Weiterbildung erfolgte in Vollzeit und dauerte circa 11 Monate. Die freiberuflichen Dozenten behandelten tageweise ein Fach. Ein Unterrichtstag dauert normalerweise von 8 Uhr bis 15 Uhr. Dabei galten für uns auch die üblichen Schulferien. Die Schüler wurden in Fachrichtungen (Metall, Elektrotechnik und Mechatronik) unterteilt. Die Mechatroniker mussten bei allen Unterrichtseinheiten dabei sein. Dadurch war die Lehrstoffdichte natürlich sehr hoch.

Wie haben Sie sich auf die Prüfung vorbereitet?

Einige Wochen vor den Prüfungen haben wir im Lehrgang alte Prüfungen gelöst und mit den Dozenten komplexe Prüfungsaufgaben besprochen. Zusätzlich zum Unterricht habe ich täglich mehrere Stunden alte Prüfungsbögen durchgearbeitet.

Wie hoch war der Anspruch in der Prüfung? Gab es Themen, bei denen Sie Schwierigkeiten hatten?

Die Prüfung selbst war extrem anspruchsvoll. Die Basisqualifikationen konnte ich relativ gut abschließen. Bei der Prüfung der Handlungsqualifikationen hatte ich dagegen schon größere Probleme. Gerade die Technik-Prüfung war sehr anspruchsvoll.

Vor allem das Fachgespräch stellt eine Herausforderung dar. Was erwartet die Prüflinge im Fachgespräch? Wie lief der mündliche Teil bei Ihnen ab?

Das Fachgespräch war in meinem Fall mit 100% ein voller Erfolg. Ich wurde nach langem Warten in einem Raum geholt und setze mich an einen Tisch. Dort konnte ich mir im Vorfeld schon einmal alle zur Präsentation nötigen Mittel wie Stifte, Reißnägel, Blättchen etc. heraussuchen. Natürlich waren mehrere Prüfer zur Beobachtung anwesend, welche die Zeit stoppten.

Nach der Ausarbeitungszeit musste ich alle Arbeitsmittel sofort niederlegen. Anschließend wurde ich mit meinen Unterlagen in einen weiteren Raum geführt, in dem schon weitere 4 Prüfer auf mich warteten. Dort habe ich gleich mit meiner Vorführung begonnen. Nachdem ich mit meinen Ausführungen fertig war, wurde ich sofort über das Thema ausgefragt. Die Prüfer waren dabei sehr fair, stellten aber wirklich viele Fragen, um mein Wissen zu prüfen.

Sie haben Ihre Industriemeisterprüfung erfolgreich bestanden. Welche Tipps geben sie zukünftigen Prüfungsteilnehmern mit auf den Weg?

Gerade beim Industriemeister Mechatronik ist es eine sehr anstrengende, harte Zeit. Aber das Wissen, das dort erworben wird, kann einem im weiteren Leben niemand mehr nehmen. Mein Tipp ist es, die Weiterbildung unbedingt in Vollzeit durchzuführen und sich dabei einen ruhigen Platz (zum Beispiel ein Zimmer) zum Lernen einzurichten.

Wie hat sich die Weiterbildung auf Ihr Berufsleben ausgewirkt?

Ich verstehe heute viele Zusammenhänge zwischen technischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen besser. Zudem hat sich meine Tätigkeit sehr verändert. Ich bin nun nicht mehr in der Fertigung – also in der Werkstatt – tätig, sondern im Büro und somit nur noch administrativ. Meine Verantwortung ist gestiegen und damit hat sich auch mein Verdienst verbessert.

Als Industriemeister können Sie durch eine Weiterbildung zum Techniker oder Technischen Betriebswirt oder durch ein Studium noch weiter aufstiegen. Planen Sie eine solche Weiterbildung oder ein Studium?

Im Moment möchte ich das Gelernte erst einmal üben und festigen. Langfristig denke ich aber an eine weitere Weiterbildung zum Betriebswirt. Ich möchte die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge noch besser verstehen können und mich natürlich finanziell noch weiter verbessern.

Autor/in: Sarah Geißler
Veröffentlicht am 15. August 2012

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