Welchen Stellenwert hat die Weiterbildung zum Industriemeister? Wie können Industriemeister ihre Karriere weitergestalten und welche Rolle spielt dabei der Industriemeisterverband? Dietmar Fey, stellvertretender Vorsitzender des Industriemeisterverbands e.V. (IMV), sprach darüber mit bildungsXperten.
Die Ziele des IMV sind schon vor 53 Jahren bei der Gründung in unserer Satzung definiert und zudem in allen uns angeschlossenen Vereinigungen manifestiert. Fort- und Weiterbildung sind wichtige Maßnahmen, denen sich alle Industriemeister/innen stellen müssen, um in der innovativen Technologie als Führungskraft und Fachmann zu bestehen. Neben den fachlichen Komponenten ist natürlich auch die Pflege der zwischenmenschlichen Beziehungen ein Thema.
Ohne einen Industriemeisterabschluss ist der Einstieg in das mittlere Management kaum möglich. Die Unternehmen schätzen den hohen Stand der Ausbildung zum Industriemeister. Verbunden mit der praktischen Erfahrung aus der beruflichen Tätigkeit, ist sie eine Kombination, die die Unternehmen benötigen.
Im Interview
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Als Industriemeister habe ich viele Möglichkeiten, auf der Karriereleiter weitere nach oben zugehen. Durch die gute Weiterbildung eröffnet sich der Weg, viele Tätigkeitsfelder abzudecken. Im nichtakademischen Bereich besteht unter anderem die Fortbildung zum/zur Technischen Betriebswirt/in, Berufspädagogen/in usw. Außerdem berechtigt der Abschluss der Industriemeisterprüfung zu einem Hochschulstudium. Sie sehen, dass die Basis durch den gewählten Bildungsweg breit ausgelegt ist.
Aus meiner Sicht haben Industriemeister und Techniker unterschiedliche Aufgabenfelder, was sich auch in den Lerninhalten widerspiegelt. Ob eine Weiterbildung zum Techniker einen Nutzen für den Einzelnen bringt, ist eine individuelle Entscheidung. Hier eine Empfehlung auszusprechen, wäre unrealistisch.
Diese Frage kann ich Ihnen mit Zahlen beantworten. Vor den Prüfungsausschüssen der Industrie- und Handelskammern haben im Jahr 2011 9.103 Kollegen ihre Prüfung erfolgreich abgelegt. Diese Zahlen waren auch in den vergangenen Jahren ebenso hoch. Das zeigt doch, dass der Industriemeister in Industrie und Gesellschaft akzeptiert und angenommen wird und sein Stellenwert in den vergangenen 43 Jahren nicht an Popularität verloren hat.
Die Bezeichnung Werksmeister stammt aus der Zeit, in der noch keine – oder nur wenige –Industriemeister ausgebildet wurden. Hier haben die Unternehmen qualifizierte, aber nicht auf Führungsaufgaben vorbereitete Mitarbeiter als Werksmeister eingesetzt. Die wachsende Spezialisierung der Industrie, die Verfeinerung der Verfahrenstechnik sowie die verschärfte Konkurrenz auf dem Weltmarkt führten zu einer grundlegenden Änderung des Fertigungsprozesses und der betrieblichen Organisation. Um diese Anforderungen zu bewältigen, benötigt man einen Fachmann, der qualifizierte organisatorische und pädagogische Fähigkeiten besitzt. Die Rahmenstoffpläne der Vorbereitungslehrgänge zur Industriemeisterprüfung werden deshalb ständig aktualisiert, um den Anforderungen zeitnah gerecht zu werden.
Das Netzwerk des IMV bietet ein breites Spektrum an Wissen für die Berufspraxis, zum Beispiel das Kompetenznetzwerk. Hier stehen Experten für Fragen von Kollegen kostenfrei zur Verfügung, um eine Lösung für betriebliche Probleme zu finden. Der Schwerpunkt des Kompetenzaustausches findet auf regionaler Ebene in den Vereinigungen statt. Hier werden durch Referate, Diskussionsrunden, Betriebsbesichtigungen und so weiter ebenfalls aktuelle Themen und Fragen aufgegriffen und diskutiert.
Da wir für alle betrieblichen Führungskräfte offen sind, ist das genaue Spektrum unserer Mitglieder nicht bekannt. Ich gehe aber davon aus, dass die Verteilung sich prozentual gleichwertig zur Prüfungsteilnehmerzahl verhält. Zurzeit gibt es nach meinen Unterlagen 18 geprüfte Industriemeisterfachrichtungen und 17 Fachmeister, die nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) § 53 geprüft wurden. Dazu kommen noch 44 Industriemeister, die nach § 54 BBiG ihre Prüfung ablegen. Den Schwerpunkt bildeten im Jahr 2011 die Fachrichtungen Metall (4.850), Elektrotechnik (1.531) und Chemie (472).
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Mitarbeiterführung und -kommunikation bilden den Schwerpunkt unseres beruflichen Alltags. Um auf diese wichtigen Führungsaufgaben vorbereitet zu sein, werden diese Themen intensiv in den Lerninhalten des Vorbereitungslehrganges zur Industriemeisterprüfung behandelt. Daneben muss der zukünftige Industriemeister seine Befähigung in Form einer Ausbildereignungsprüfung (AEVO) ablegen, die Teil der Prüfung ist. All diese Befähigungen qualifizieren den Industriemeister verantwortungsvoll und gemeinsam mit den ihm anvertrauten Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Auszubildenden die anfallenden Probleme zu lösen. Diese Befähigung ist auch ein Plus gegenüber dem Bachelor: In seinem Curriculum sind Mitarbeiterführung und Betriebspsychologie nicht gelistet.
Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage, denn es ist eine individuelle Entscheidung. Fakt ist, dass der Industriemeister laut Handwerksordnung § 8.1 in die Handwerksrolle eingetragen werden und somit ein stehendes Gewerbe eröffnen kann. Der Weg zur Selbstständigkeit über eine andere Gesellschaftsform kann selbstverständlich auch genutzt werden.
Mit der Einstufung des Industriemeisters und des Bachelors auf die Niveaustufe 6 ist ein Schritt getan, der schon lange fällig war. Eine Umfrage unter unseren Mitgliedern im Jahr 2005 hat gezeigt, dass die Mehrzahl ihrer Kompetenzen gemäß des DQR der Niveaustufe 6 zuzuordnen sind. Dieses haben wir auch den zuständigen Stellen mitgeteilt. Die gemeinsame Einstufung auf die Niveaustufe 6 zeigt, dass die berufliche und allgemeine Bildung gleichwertig sind.
Autor/in: Miriam BaxTags: Karrierechancen, Weiterbildung