Promovieren als Deutscher in den USA

Promovieren als Deutscher in den USA

Immer mehr Studenten entscheiden sich im Anschluss an ihren Master-Abschluss für eine Promotion, die nicht nur hierzulande möglich ist. So zieht es viele in die USA, doch welche Voraussetzungen gilt es zu beachten? Wie lange dauert eine Promotion in den USA und wie viel kostet ein derartiges Vorhaben überhaupt?

Wo kann man promovieren und welche Programme gibt es?

Bei einer Promotion handelt es sich um die Verleihung des akademischen Grades des „Doktors“ bzw. der „Doktorin“. Dieser weist die Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit nach. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es insgesamt 21 verschiedene Universitäten, die Doktorandenprogramme anbieten. Hierbei handelt es sich um Folgende:

Universitätsstädte (USA) mit Promotionsprogrammen
  • Big Rapids
  • Evansville
  • San Antonio
  • Binghamton
  • Fairfax
  • Springfield
  • Boston
  • Jonesboro
  • St. Louis (2)
  • Bozeman
  • Louisville
  • Terre Haute
  • Cedar Falls
  • Oklahoma City
  • Turlock
  • Cincinnati
  • Pittsburg
  • Winona
  • Cypress
  • Providence

Die drei Universitäten mit den meisten Doktorprogrammen sind die George Mason University in Fairfax (40), die Northeastern University in Boston (41) sowie die Saint Louis University in St. Louis (42).

Auch die Studienprogramme sind äußerst vielfältig und können mit den hierzulande angebotenen Programmen locker mithalten. Neben konventionellen Doktorprogrammen wie zum Beispiel in Mathematik, Physik, Psychologie, Wirtschaft, Geschichte, Englisch, Bauingenieurswesen und Rechtswissenschaften werden auch speziellere Kurse wie Audiologie oder Krankenpflege geboten, die man in Deutschland vergebens sucht. Im Hinblick auf die Regelstudienzeit unterscheiden sich die die Promotionsangebote der beiden Länder auch nur unwesentlich, dauert die Promotion in der Regel doch etwa drei bis vier Jahre (genaue Studienzeit hängt natürlich vom jeweiligen Fach ab). Im Zentrum einer jeden Promotion steht eine selbst verfasste Dissertation.

Welche Voraussetzungen müssen für eine Promotion erfüllt werden?

Um an einem Promotionsstudiengang teilnehmen zu können, benötigt man in der Regel einen Masterabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation. Nur in seltenen Fällen wie zum Beispiel bei berufsbildenden Studiengängen (Audiologie an der Northeastern University, Physiotherapie an der Bellarmine University und Erziehung an der California State University Stanislaus) reicht manchmal auch ein Bachelorabschluss. [insert related]

Da für den Doktor gewöhnlich nur eine begrenzte Anzahl an Bewerbern zugelassen wird, sollte man imstande sein, herausragende Leistungen in Gestalt eines guten bis sehr guten Examens vorweisen zu können. Bewerber, die nicht aus einem englischsprachigen Land stammen, müssen zudem einen standardisierten Sprachtest wie den IELTS oder TOEFL absolvieren und beweisen, dass sie über die nötigen Englischkenntnisse verfügen, um dem Unterricht folgen zu können. Bei manchen Studiengängen ist es darüber hinaus notwendig, seine Fähigkeiten in der Forschung (entsprechende Techniken und Methoden) unter Beweis zu stellen. Da einige Studiengänge noch weitere Voraussetzungen an ihre Bewerber stellen, ist es in jedem Fall empfehlenswert, sich im Vorfeld genauestens bei den jeweiligen Universitäten zu informieren.

Wie hoch sind die Kosten?

Die Kosten für eine Promotion hängen vom jeweiligen Fach und der individuellen Studiendauer ab. Zu den Teilnahmekosten und den Studiengebühren kommen Lebenshaltungskosten für Verpflegung und Unterkunft hinzu. Die Studiengebühren werden je nach Universität pro Semester oder Credit Hour (anrechenbare Vorlesungsstunde) berechnet. Diese belaufen sich im Durchschnitt auf rund 14.300 US-Dollar pro Semester. Wer eine Promotion in Erziehungswissenschaften anstrebt, kommt mit etwa 10.500 US-Dollar noch etwas billiger weg, die Lebenswissenschaften (etwa 14.700 US-Dollar) und die Studiengänge Mathematik und Informatik (rund 15.400 US-Dollar) liegen in Sachen Kosten hingegen über dem Durchschnitt. Alles in allem belaufen sich die durchschnittlichen Gesamtkosten auf etwa 33.400 US-Dollar (pro Semester), was nicht gerade günstig ist.

Aus diesem Grund sollte man es sich im Vorfeld gut überlegen, ob man eine derartige finanzielle Belastung überhaupt bewältigen kann. Vergleicht man die heutigen Kosten pro Jahr für ein Promotionsstudium in den USA mit denen vor zehn Jahren, fällt schnell auf, dass diese an einer staatlichen Uni um 49 Prozent und an einer privaten Uni um satte 79 Prozent gestiegen sind.

Verglichen mit einer Promotion in Deutschland sind die Kosten schon fast astronomisch. Dies ist darauf zurückzuführen, dass hierzulande für eine Promotion keine Studiengebühren erhoben werden und infolgedessen lediglich Kosten für den eigenen Lebensunterhalt und die Forschungsarbeit anfallen.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gib es?

Um diese enormen Kosten stemmen zu können, gibt es insgesamt vier verschiedene Arten, wie Doktoranden die Promotion finanzieren können:

  • Eigenfinanzierung (eigene Mittel, Finanzierung durch Angehörige oder berufliche Tätigkeit neben der Hochschule)
  • Promotionsstipendien oder –anleihen
  • Tätigkeit als Forschungsassistent (bei Projekten eines Betreuers; so genannte„research assistantship“)
  • Tätigkeit als Lehrassistent (entweder über Mittel der Universität oder als öffentliches Stipendium; so genannte „teaching assistantship“).

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den USA an den Universitäten allerdings keine Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiter, die in irgendeiner Art und Weise der Lehre oder der Qualifikation dienen könnten. Laut Angaben des Councils of Graduate Schools bekommen rund 93 Prozent der Doktoranden in den USA finanzielle Unterstützung (durchschnittlich 26.000 US-Dollar) in Gestalt der im Vorfeld genannten Möglichkeiten. Etwa 22 Prozent der Doktoranden erhalten „teaching assistantships“, weitere 24 Prozent „research asssistantships“.

Heutzutage gibt viel mehr deutsche als amerikanische Institutionen, die deutschen Doktoranden in den USA mit einem Stipendium unter die Arme greifen. Voraussetzung hierfür ist natürlich ein Studium mit sehr guten Leistungen sowie zum Teil auch Engagement im gesellschaftlichen und sozialen Bereich. In diesem Zusammenhang kann man zwischen einem Voll- und einem Teilstipendium unterscheiden. Je nach Art des Stipendiums ist es also durchaus möglich, dass alle Kosten, d.h. sowohl die für die Studiengebühren als auch die für den Lebensunterhalt gedeckt werden.

Übersicht deutscher Institutionen

  • Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)
  • Alexander von Humboldt-Stiftung
  • Bayer AG
  • Bayerische Forschungsstiftung
  • Christoph-Dornier-Stiftung
  • Erich-Becker-Stiftung
  • Schering-Stiftung

Übersicht amerikanischer Institutionen

  • German Historical Institute
  • International Education Financial Aid (IEFA)
  • The German-American Fulbright Commission
  • American Council of Learned Societies (ACLS)

Arbeiten als Doktorand in den USA

Wer in den USA eine Beschäftigung aufnehmen möchte, muss entweder im Besitz eines entsprechenden Visums oder einer Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis (Greencard) sein. Alles andere als ratsam ist es hingegen, mit einem Touristenvisum einzureisen und einfach eine Beschäftigung aufzunehmen, oder sich die dafür notwendigen Dokumente im Laufe des Aufenthalts beschaffen zu wollen.

Für eine Greencard, die ansonsten ausschließlich unter bestimmten Voraussetzungen erteilt wird (z.B. Auswanderung, US-amerikanischer Ehepartner), kann man sich im Lotterieverfahren bewerben. Diese ist jedoch nicht zwingend notwendig, denn wer einer vorübergehenden, befristeten Beschäftigung nachgehen will, kann auch einfach ein spezielles Visum beantragen. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen dem H-1B Visum (für Hochqualifizierte Arbeitnehmer in Spezialberufen), dem H-2B Visum (für Facharbeitskräfte auf Zeit) sowie dem J-1 Visum (für Teilnehmer an Austauschprogrammen). Weiterhin ist es möglich ihre Familienangehörigen über ein J-2 Visum mitzunehmen.

Fazit

Wer in den USA promovieren möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass dies in der Regel erhebliche Kosten für Studiengebühren und Lebenshaltung mit sich bringt. Zudem muss man hervorragende Leistungen vorweisen und die englische Sprache beherrschen können. Mit Hilfe von Stipendien und Assistantships lässt sich jedoch zumindest das Kostenproblem erheblich schmälern. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Tatsache, dass für berufsbildende Studiengänge gewöhnlich auch schon Bachelor-Absolventen zugelassen werden.

Autor/in: Manuela Schneider
Veröffentlicht am 3. Mai 2011

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