Im Interview spricht Katharina Ley über ihre Erfahrungen im Studium zur Online-Redakteurin an der FH Köln. Sie gewährt einen tiefen Einblick in Ablauf und Inhalte des bisherig einzigen Studiengangs Deutschlands, der gezielt auf die Anforderungen eines Redakteurs im Neue Medien- und Online-Bereich vorbereitet.
Nach dem Abi und einer Ausbildung war mir schnell klar, dass ich damit nicht in die Berufswelt starten möchte.
Für Journalismus habe ich mich schon immer interessiert, allerdings hatte ich immer ein wenig Respekt vor Journalistenschulen und ein Germanistik-Studium kam nicht infrage, da ich nach meinem Deutsch-LK wirklich genug hatte von klassischen Lektüren und stupidem Lesen, Analysen etc.
Das Studium an der FH Köln hat mir besonders wegen seines breiten Spektrums an Modulen zugesagt. Die Vorstellung, mit der Kombination aus Journalismus und dem Fokus auf den Online-Bereich genau das Berufsbild abzudecken, welches immer intensiver gefragt wird, hat mich sehr gereizt. Dass der NC nicht so unwahrscheinlich hoch lag, hat natürlich auch begünstigend dazu beigetragen.
Der Standort Köln hat für mich als Bonnerin den großen Vorteil mit sich gebracht, zwar in einer Millionenstadt zu wohnen und dennoch nah an meinem Zuhause zu sein. Ein besonders wichtiger und glücklicher Umstand ist zudem natürlich, dass Köln eine Medienstadt ist, die neben der RTLGroup und Brainpool Sitz vieler Online-Agenturen (Pixelpark, denkwerk) ist. Das ist nicht nur praktisch, um einen einschlägigen studentischen Aushilfsjob zu finden, sondern auch, um schon während des Studiums nützliche Kontakte zu knüpfen. Natürlich haben auch in Hamburg und München viele Magazine ihren Sitz, allerdings hört man wohl nur in Köln so viele Menschen sagen: „Ich mach was mit Medien…“
Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Kurse – teilweise nur à 15 Personen – und die FH an sich: Ein altes Gebäude mit einem wunderschönen Park, nah am Rhein in der Südstadt gelegen. Die Rahmenbedingungen stimmen damit schon mal. Bei den Professoren habe ich mich in den allermeisten Fällen sehr gut aufgehoben gefühlt. Absolut bemerkenswert fand ich, dass sie schon nach kurzer Zeit unsere Namen kannten und man sogar im Flur mit Namen gegrüßt wurde. Im Nachhinein kann ich selbst von den meisten Studieninhalten sagen, dass sie in ihrer Relevanz absolut nicht zu unterschätzen sind. Damit meine ich vor allem die Kurse in Hypertext Markup Languages – kurz HTML. Für das Wissen, was ich dort erworben habe, bin ich nun absolut dankbar! Aber auch Kurse wie Kommunikationstheorie, journalistische Darstellungsformen, Funktionen der Massenmedien, das ressortspezifische Arbeiten und das Content-Projekt haben mir Spaß gemacht und ihren Lernfaktor nicht verfehlt.
Als Content-Projekt bezeichnen wir an der FH ein Web-Projekt, das von den Studierenden entwickelt, konzeptioniert und umgesetzt wird. Meines war http://rausgehen.mit.online-redakteure.com.
Durch die Wahl eines Ressorts habe ich mich schon während des Studiums gewissermaßen darauf spezialisiert. Zur Auswahl standen Kultur, Politik, Medizin und Sport – ich habe mich für Kultur entschieden. Daneben hat mich der Bereich Social Media sehr interessiert. Obwohl das Studium zeitintensiv ist, bleibt nebenbei doch noch Zeit, sich eine Arbeit zu suchen, in der man in seinem Bereich schon frühzeitig tätig werden kann. Das ist überhaupt eine der besten Empfehlungen, die ich geben kann: Sich schon während des Studiums einen Nebenjob suchen, in dem sich Facetten des Online-Redakteur-Studiums finden und in der Praxis anwenden lassen. So fällt die Wahl auf einen Praktikumsplatz im 5. Semester auch weitaus leichter.
Neben dem erwähnten Praxissemester ist das Studium relativ praxisnah aufgebaut. Das Verhältnis von Klausuren und praktischen Aufgabenstellungen stimmt hier. Beispielsweise müssen die Studierenden im Fach Onlinespezifische Werbung ein eigenes Web-Projekt entwickeln und vorstellen. Das geht von der Idee über die Wireframes und grafische Ausgestaltung sowie nachvollziehbaren Mediadaten bis hin zur Präsentation. So anstrengend und zeitaufwendig diese „Planspiele“ auch waren – spätestens hier erkennt man: Was gefällt mir? Möchte ich in die Richtung Website-Konzeption? Grafik-Design? Oder bleibe ich bei Online-Redaktion und Journalismus? Für mich persönlich war das sehr hilfreich und es hat mich für meinen jetzigen Beruf gut vorbereitet, selbst wenn ich Photoshop damals verflucht habe.
Allerdings muss man absolut bereit sein, sich auch Kenntnisse in Eigenregie beizubringen, denn die Grundbausteine, um beispielsweise Photoshop zu bedienen oder aber im Fach Mediales Erzählen einen Kurzfilm zu drehen, lernt man zwar in Tutorien – allerdings ist es dann der eigene Anspruch, das Gelernte zu vertiefen, um es bestmöglich anzuwenden.
Den größten Vorteil gegenüber anderen journalistisch geprägten Studiengängen sehe ich in dem breiten Modul-Spektrum. Von Audiospuren
schneiden, Filme drehen, Features oder Reportagen verfassen bis hin zu der
Informationen zum Online-RedakteurAusführliche Auskünfte zum ganzen Berufsbild gibt’s unter: |
richtigen Technik, um Präsentationen zu halten und eigene Website- Projekte umzusetzen, wird in dem Online-Redakteur-Studium jede Eventualität abgedeckt. Allerdings sind 3 Jahre eine knapp bemessene Zeit und es gehört eine gehörige Portion Arbeitswille dazu. Ein Studium der Germanistik wäre für mich nicht infrage gekommen, da dieses zu wenig berufsorientiert ist. Das Berufsbild Online-Redakteur ist lebendig. In Stellenausschreibungen wird genau das gesucht. Diese Praxisnähe ist für mich das Hauptargument, um diesen Studiengang einem anderen vorzuziehen.
Noch während ich meine Bachelor-Arbeit geschrieben habe, wurde ich auf Xing von meinem jetzigen Arbeitgeber angeschrieben. Momentan mache ich ein 6-monatiges Trainee im Bereich Online-Marketing & Social Media und bin sehr froh über diesen Einstieg ins Berufsleben. So kann es gerne weitergehen. Natürlich wird von Online- Redakteuren eine ansprechende Bewerbung erwartet. Daher sollte man sich schon frühzeitig darum kümmern und seine Zeugnisse und Arbeitsproben einscannen und ins richtige Format bringen.
Bisher habe ich tatsächlich nur positive Resonanz von Arbeitgebern und Entscheidungsträgern mit meinem Studiengang erhalten. Nach dem ersten „Ach, das gibt es so spezifisch wirklich als eigenständigen Studiengang?“ folgt eigentlich immer wahres Interesse, Anerkennung und auch Freude darüber, dass es „die Onliner“ gibt.
Es kommt natürlich immer darauf an, was auf dem Arbeitsmarkt gerade gesucht wird. Aber ich denke, dass Online-Redakteure mit dem Wissen um Web 2.0-relevante Themen und die Anforderungen, die der Online-Bereich mit sich bringt, eine gewisse Überlegenheit gegenüber Mitbewerbern aus klassischen Studiengängen haben.
Ich würde jedem raten, so viele Erfahrungen wie möglich während des Studiums zu sammeln. Denn jede Erfahrung – egal ob gut oder schlecht – erleichtert nach dem Studium die Jobwahl. Als Absolvent kann man dann ganz klassisch – je nach Arbeitgeber – ein Volontariat beginnen oder ein Trainee-Progamm in einer Agentur absolvieren. Aber je nach Erfahrungsstand ist natürlich auch ein Direkteinstieg als Online-Redakteur oder Online-Redakteurin möglich.
Ich glaube fast, man merkt, dass ich das Studium sehr empfehlenswert finde. Natürlich habe ich auch oft geflucht und mich während des Studiums heillos überfordert gefühlt. Aber ganz ehrlich: In welchem Studium ist das nicht so? Wer sich für den Online-Bereich interessiert und Spaß am Schreiben hat, der sollte dem Ganzen einen Versuch geben.
Ein Masterstudium ist nach den überschaubaren 3 Jahren Bachelor-Studium eine absolut gute Sache. Solange man weiß, worin man sich weiter spezialisieren möchte und es dazu dann auch einen Masterstudiengang gibt. Ich selbst habe noch nicht genau das Masterstudium gefunden, das mich vollkommen anspricht. Jedoch schließe ich keinesfalls aus, irgendwann noch einen Master zu machen.
Autor/in: Katharina LeyTags: Ausbildung