Kleines Nachbarland, aber einiges zu bieten! Studieren in den Niederlanden

Kleines Nachbarland, aber einiges zu bieten! Studieren in den Niederlanden

USA, Australien, Holland – wer englischsprachig studieren möchte, muss gar nicht so weit fahren. Immerhin hat auch unser kleines Nachbarland weitaus mehr zu bieten als nur Frikandeln und Tulpen. Zum Beispiel keinen Numerus Clausus.

Die Struktur gleicht der deutschen: Universitäten und Fachhochschulen

Grundsätzlich wird in den Niederlanden zwischen Universitäten (Universiteiten) und Fachhochschulen (Hogeschoolen) unterschieden, wie es auch in Deutschland der Fall ist. In den Niederlanden lassen sich allerdings einige andere Arbeitsweisen erkennen.

Während der deutsche Student den Freiraum erhält, sich den Unterricht oder die Vorlesungen selbst einzuteilen, arbeiten niederländische Unis und FHs mit festgelegten Stundenplänen. Wer also einen verschulten Ablauf mag, ist gut in den Niederlanden aufgehoben. Niederländische Fachhochschulen legen großen Wert auf Gruppenarbeit. Zwar muss man sich die Lorbeeren des Erfolgs teilen, dafür sorgt eine gute Gruppendynamik für eine besondere Lernerfahrung.

Für jeden etwas dabei – die Vielfalt der Studiengänge

Vor allem das Studienangebot der praxisbezogenen Hogeschoolen ist anders als bei uns. Wer an einem Studium interessiert ist, das einen Einblick in ein spezifisches Gebiet des ganzen Faches, z.B. der Medizin, gibt, den werden die speziellen Zusammensetzungen der Studiengänge sehr interessieren. Hier ist es möglich, statt eines jahrelangen Medizin-  oder Psychologiestudiums eine bestimmte Richtung  zu wählen und diese dann im vierjährigen Bachelor zu erkunden, zum Beispiel Kreative Therapie, Tiergestützte Therapie oder Kreative Technologie.

Wer einmal eine niederländische FH besucht, wird feststellen, dass es sich oft um sehr moderne und technisch hochwertig ausgestattete Schulen handelt. Offene, helle, ja sogar bunte Räume laden zum Wohlfühlen ein. Die Räume sind klein gehalten, denn in der Regel sind Studenten in überschaubare Lerngruppen eingeteilt. Hier erhält der Student noch die Chance, Fragen in den Vorlesungen zu stellen- im Gegensatz zu manch überfüllten Räumen in Deutschland. Auch das Verhältnis zu den Professoren, an manchen Schulen auch ‚Tutoren‘ genannt, ist persönlicher und weniger distanziert als an hiesigen Unis. Darüber hinaus haben die Niederlande auch noch weitere Besonderheiten zu bieten.

Kasus Knaxus, der Numerus Clausus

Die Niederlande begrenzen Studiengänge nicht mit dem Numerus Clausus, so wie es in Deutschland der Fall ist. Vor allem für sehr schwierig zu ergatternde Studienplätze, wie aus der Medizin oder Psychologie, ist dies ein Lichtblick für deutsche Anwärter. [insert related]

Jedoch gibt es keinen Anlass zur grenzenlosen Erleichterung. Denn auch in unserem Nachbarland sind die Plätze bestimmter Studiengänge beschränkt – dies ist vom Staat so festgelegt. Für den Fall, dass es zu viele Bewerber auf die vorhandenen Plätze gibt, zählt in den Niederlanden der sogenannte Numerus Fixus. Dieser sieht vor, dass Studienplätze verlost werden, wenn zu viele Bewerber auf vorhandene Plätze einströmen. Die Studiengänge, die mit dem Numerus Fixus belegt werden, sind von Jahr zu Jahr verschieden. Eine Übersicht dieser mit dem Numerus Fixus belegten Studiengänge bietet die jeweilige Uni an. Das dazugehörige Losverfahren variiert wiederum von Uni zu Uni und ist auf den Internetauftritten nachzulesen.

Sprachliche Möglichkeiten

Als deutscher Student in den Niederlanden bieten sich drei grundsätzliche Sprachmodelle für das Studium an:

  • Internationale Studiengänge auf Englisch
  • Nationale Studiengänge auf Niederländisch
  • Nationale Studiengänge mit Modulen auf Englisch

Für die Belegung einiger niederländischer Studiengänge wird das Beherrschen der Sprache vorausgesetzt. In diesem Fall muss ein Sprachkurs belegt werden, der mit dem NT2 Niveau abschließt.

Was bedeutet NT2 Niveau eigentlich?

Die Abkürzung NT2 steht für „Nederlands als Tweede Taal“ (Niederländisch als zweite Fremdsprache).
Aber keine Angst davor – es gibt genügend Kursangebote und Hilfestellungen, über die man sich bei der jeweiligen Universität oder Fachhochschule informieren kann. Für einige Fächer ist es nicht einmal erforderlich das NT2 Niveau erreicht zu haben, weil Niederländisch zu Beginn des Studiums gelehrt wird. In einigen wenigen Fällen wird allerdings auch ein weiteres Niveau verlangt, das Level 4-5. Diese Details können allerdings individuell für den gewählten Studiengang erfragt werden.

Fietsen, Käse und Grachten, das ist „Holland“ oder?

Klischees bestehen seit jeher. Diese abzubauen wird schwierig, zumal die Arbeit dann bei dem Begriff „Holland“ beginnen müsste. Denn diese Bezeichnung finden die Niederländer gar nicht so komisch. Vor allem Deutsche nennen ihr Nachbarland gerne einfach nur „Holland“.
‚Die Niederlande‘ ist sicherlich sperriger auszusprechen, doch würden wir es auch nicht lustig finden, wenn unsere Nachbarn ständig Bayern sagten, während sie eigentlich Deutschland meinen. Die Niederlande sind-ähnlich wie unsere Bundesländer- in zwölf ‚Provinzen‘ unterteilt. Zuid und Noord Holland sind zwei davon- nicht zu verwechseln mit dem gesamten Niederländischen Königreich.

Wird das Studium auch anerkannt?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ausländische Abschlüsse, darunter der niederländische, in Deutschland anerkannt werden. Die Umstellung vom Diplom und Magister zum Bachelor- und Master-System trägt dazu bei, Einheit in verschiedene internationale Studienabschlüsse zu bringen.

Die Niederlande stehen Deutschland mit den Bachelorprogrammen in nichts nach, wenn man in Betracht zieht, dass es auch hierzulande noch viel Kritik am Bachelor-System gibt. Zum Beispiel gibt es auf einige Bachelor Studiengänge im Anschluss keinen passenden Master. Dies ist ein generelles Problem, welches noch aus der Umstellung resultiert. Die Diskussion über die Qualität des Bachelors wird wohl noch andauern, da die Fertigstellung der Einführung des Bachelor – / Master-Systems in 2010 als abgeschlossen galt – die Kinderkrankheiten des Systems sind somit noch nicht vollkommen behoben. Generell ist es also wichtig, sich im Vorfeld gründlich über die jeweiligen Studiengänge, Anerkennungen und Möglichkeiten zu informieren um Unklarheiten direkt beseitigen zu können.

Auf einen Blick – warum die Niederlande?

  • Auswahl von spezifischen Studiengängen
  • Kennenlernen einer anderen Kultur
  • Internationales Netzwerk aufbauen
  • Praxisnahes Lernen
  • Kleine Lerngruppen
  • Offenes Verhältnis zwischen Professoren und Studenten
  • Bessere Chancen auf zulassungsbeschränkte Studienplätze
Autor/in: Sabrina Seidel
Veröffentlicht am 15. September 2011

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