Finanzierung der Promotion durch ein Stipendium

Finanzierung der Promotion durch ein Stipendium

Ein Doktortitel ist hierzulande heiß begehrt – er verbessert die Karrierechancen und beschert Ansehen. Die Finanzierung der Promotion bereitet vielen Doktoranden jedoch Kopfzerbrechen. In diesem Artikel informieren wir über die Möglichkeit des Promotions-Stipendiums.

Wieso haben es Doktoranden finanziell oft noch schwerer als Studenten?

Viele Studenten genießen unterschiedliche Arten von finanzieller Unterstützung. Entweder werden sie ganz oder teilweise von ihren Eltern gesponsort oder sie erhalten staatliche Mittel, wie zum Beispiel BAföG. Zusätzlich zahlen Studenten einen geringeren oder gar keinen Krankenversicherungsbeitrag und können aufgrund ihrer Flexibilität lukrative Jobangebote wahrnehmen. Auch gibt es auf dem Arbeitsmarkt ein großes Angebot für studentische Aushilfsjobs.

Ist das Studium erst einmal beendet, fallen die finanziellen Vorteile häufig weg. Die Eltern wünschen sich, dass „das Kind“ langsam auf eigenen Beinen steht. Das BAföG endete bereits nach der Regelstudienzeit und auch mit der Familienversicherung ist ab Vollendung des 25. Lebensjahres Schluss. Entscheidet ein Absolvent sich nun für eine Promotion, so muss er oder sie sich zunächst einmal Gedanken darüber machen, wo das Geld in den nächsten 2 bis 5 Jahren denn eigentlich herkommen soll. Eine Möglichkeit bietet hier das Stipendium.

Wer vergibt eigentlich Stipendien für eine Promotion?

Viele Stiftungen bieten finanzielle Unterstützung für Promotionsstudenten. Dort kann sich bewerben, wer im Studium gute Leistungen erbracht hat, sich gesellschaftlich oder sozial engagiert oder auch auf andere Art und Weise mit seinem Lebenslauf überzeugen kann. Die großen deutschen Stiftungen haben meist entweder eine politische oder eine religiöse Ausrichtung und zahlen monatlich circa 1050 Euro plus eventuelle Sonderzahlungen. Die 12 Begabtenförderungswerke, welche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt werden, sind:

Diese Stiftungen bieten neben finanzieller Unterstützung auch an, den Promovierenden in nicht-wissenschaftlichen Fragen zur Seite zu stehen und organisieren gemeinsame Veranstaltungen.

Es gibt jedoch noch eine ganze Menge an kleineren Stiftungen in Deutschland, die Promovierende finanziell unterstützen. Über diese stellen die Hochschulen selbst Informationen zur Verfügung. Auch Unternehmen investieren in die Wissenschaft und fördern Forschungsprojekte.

Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen

Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen bieten die Möglichkeit einer strukturierten Promotion und vergeben selbst Stipendien. Die Bewerbung bei einer dieser Einrichtungen geht oft einher mit einem Antrag auf Förderung, z. B. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Förderungen liegen hier in der Regel zwischen 1000 und 1500 Euro monatlich für eine Dauer von 2-3 Jahren. Um einen Platz in einem Graduiertenkolleg oder an einer Graduiertenschule zu erhalten, ist die Grundvoraussetzung, dass ein Student überdurschnittlich gute Leistung in seinem Studium erbracht hat.
Graduiertenkollegs sind von der DFG geförderte Studien- und Forschungsprogramme zur Erlangung eines Doktorgrades. Die wissenschaftlichen Bedingungen entsprechen exzellenten Standards. Ein Promotionsprogramm dauert hier 2-3 Jahre und umfasst unter anderem Lehrveranstaltungen und Kolloquien.

Im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen wurden die Graduiertenschulen ins Leben gerufen. Diese bieten strukturierte Promotionsprogramme in diversen wissenschaftlichen Gebieten an.

Liste laufender Graduiertenkollegs
Liste von Graduiertenschulen

Was beinhalten die Stipendien?

Zu den akademischen Voraussetzungen müssen Promotionsstudenten auch noch außeruniversitäres Engagement mitbringen, bzw. eine Einbindung in politische oder religiöse Projekte vorweisen können. Ist der Wunsch zu promovieren schon im Studium vorhanden, so sollte ein Student sich also frühzeitig über die Möglichkeiten und Voraussetzungen eines Stipendiums informieren. So kann von Anfang an auf eine erfolgreiche Stipendiums-Bewerbung hingearbeitet werden.

Die Bewerbung für ein Stipendium kann entweder in Form einer Selbstbewerbung eingereicht werden, oder der Doktorand wird von einem Professor vorgeschlagen – je nach Vorgabe der Stiftung. Sollte man die erste Runde überstehen, so folgt häufig ein Auswahltest oder ein persönliches Gespräch.

Die Laufzeit der gängigen Stipendien beträgt zwei Jahre. Meist können diese jedoch auch noch um ein weiteres Jahr verlängert werden. Diese zeitliche Begrenzung spornt dazu an, das Promotionsvorhaben möglichst zügig durchzuziehen.

Die Höhe des Stipendiums ist sehr unterschiedlich. So gibt es finanzielle Zuschüsse im kleineren Rahmen, die zum Beispiel für Materialien gezahlt werden, oder auch Stipendien, die den Lebensunterhalt weitgehend abdecken sollen. Der Betrag variiert hier zwischen 1000 und 1500 Euro.

Kann denn jeder Hochschulabsolvent promovieren?

Nein. Ein Bachelorabschluss berechtigt beispielsweise nicht zur Promotion. Aber auch andere Kriterien müssen erfüllt sein: Die akademischen Voraussetzungen für eine Promotion sind von Uni zu Uni verschieden. Ein wissenschaftlicher Universitätsabschluss, der zur Promotion berechtigt, wie zum Beispiel ein Magister- oder Mastergrad oder das klassische Diplom, ist die Grundvoraussetzung. Dazu kommt, dass eine bestimmte Abschlussnote erreicht worden sein muss.

Außerdem muss das Thema vom Promotionsausschuss der Universität genehmigt und ein betreuender Doktorvater gefunden werden. Auch Pflicht-Kolloquien vor Ort sind an manchen Universitäten eine Voraussetzung für die Promotion. Der Promovierende muss hier eine bestimmte Anzahl an Seminaren absolvieren. In Deutschland gab es im Jahre 2009 ca. 25.000 Doktoranden. (Quelle: OECD)

Welche Wege zur Promotion gibt es?

Zur Verleihung des Doktorgrades sind in Deutschland die Universitäten und gleichgestellte Hochschulen berechtigt. Neben einer wissenschaftlichen Arbeit muss auch eine mündliche Prüfung absolviert werden. Der Weg zum Doktorgrad an sich kann jedoch sehr unterschiedlich verlaufen.
Die bekanntesten Wege sind:

  1. Die Promotion an der Uni mit (oder ohne) Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl. Der Vorteil hier ist, dass das Thema, vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich, relativ frei wählbar und der Kontakt mit dem Doktorvater direkter ist.
  2. Die Promotion in einem Unternehmen. In diesem Fall wird ein Doktorand für ein spezielles Projekt eingestellt und soll die Unternehmensforschung voranbringen. Diese Art der Promotion hat den Vorteil, dass der Forschende ein monatliches Gehalt erhält und somit keine Probleme haben wird, die Promotion zu finanzieren. Außerdem erlangt er bereits während der Promotion wichtige Praxiserfahrungen.
  3. Die Promotion an einer Graduiertenschule oder einem Graduiertenkolleg. Hier stehen häufig Stipendien zur Verfügung und durch die Struktur dieser Einrichtungen ist oft auch ein einigermaßen schneller Ablauf der Promotion gegeben.
  4. Die Promotion in einer Forschungseinrichtung. Auch diese schreiben Promotionsthemen aus, welche häufig auch finanziell gefördert werden. Besonders im naturwissenschaftlichen Bereich existiert ein großes Angebot an Themen.
Autor/in: Julia Höger
Veröffentlicht am 30. März 2011

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