Hörsaal statt Bootcamp – ein Studium bei der Bundeswehr

Hörsaal statt Bootcamp – ein Studium bei der Bundeswehr

In erster Linie assoziiert man die Bundeswehr mit Soldaten, Einsätzen und Bootcamps. Aber auch das Studium an den Bundeswehr Universitäten ist reizvoll und bietet durchaus viele Vorteile gegenüber einem Studium, an einer zivilen Universität.  Oberstleutnant Helmar Koch erläutert Vorzüge und Prinzipien dieser Unis im Interview.

bildungsXperten: Herr Koch, Sie arbeiten für die Bundeswehr. Bitte stellen Sie sich und Ihre Position bzw. Arbeitsbereiche kurz vor.

Oberstleutnant Helmar Koch

Herr Oberstleutnant Koch: Ich bin als Sachgebietsleiter Personalwerbung im Personalamt der Bundeswehr eingesetzt.
In diesem Tätigkeitsbereich bin ich zuständig für die Umsetzung der überregionalen personalwerblichen Maßnahmen der militärischen Personalgewinnung.

bildungsXperten: Welche Vorteile bringt ein Studium an einer Universität der Bundeswehr mit sich?

Herr Oberstleutnant Koch: Besonderes Kennzeichen des Studiums bei der Bundeswehr ist die im Vergleich zu öffentlichen Hochschulen deutlich kürzere Studienzeit. Anders als an öffentlichen Hochschulen, an denen man bis zum Master‐Abschluss fünf Jahre benötigt, ist es bei der Bundeswehr möglich, diesen Abschluss bereits in vier Jahren zu erwerben.

Diese bundesweit bislang einzigartig kurze Studiendauer wird durch eine zeitlich gestraffte Studienorganisation und optimale Studienbedingungen an den beiden Universitäten der Bundeswehr erreicht. Sie stellt aber auch erhöhte Anforderungen an das Studierverhalten. Hier ist konstantes und konzentriertes Arbeiten über die gesamte Studiendauer Voraussetzung für den Erfolg. Dieses verkürzte Studium erfolgt bei vollem Gehalt und ausgezeichneten Studienbedingungen:

  • Kleingruppenprinzip in den Seminaren und ausreichende Laborplätze sowie exzellent ausgestattet Bibliotheken seinen beispielhaft genannt.
  • Die Universitäten der Bundeswehr sind als Campus‐Universitäten angelegt: Lehr‐, Forschungs‐ und Wohnbereiche der Studentinnen und Studenten liegen grundsätzlich nahe beieinander.
  • Das Zusammenleben auf dem Campus spart nicht nur die Wohnungssuche und Mietkosten, es ermöglicht auch das gemeinsame Lernen und den Erfahrungsaustausch mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen aller Studienjahrgänge.

bildungsXperten: Es gibt 2 Universitäten der Bundeswehr in Deutschland – in München und Hamburg. Wie unterscheiden sich diese? Gibt es spezielle Schwerpunkte / außergewöhnliche Studienfächer? Und wie unterscheidet sich ein Studium an einer Universität der Bundeswehr von einem Studium an einer „gewöhnlichen“ Universität? Ist das Studium sehr „militärisch“?

Herr Oberstleutnant Koch: Der Hauptunterschied zwischen den beiden Universitäten der Bundeswehr ist, dass einige Studiengänge nur an jeweils einer der Universitäten angeboten werden.Die Studiengänge Geschichte oder Politik z.B. können nur an der Helmut‐Schmidt‐Universität in Hamburg studiert werden, Informatik oder Luft‐ und Raumfahrttechnik z.B. nur an der Bundeswehruniversität in München.

Die Universität der Bundeswehr in München ist etwas größer als die Helmut‐Schmidt‐Universität. Dieses resultiert nicht zuletzt aus einem integrierten Fachhochschulbereich, der es den Inhabern einer in Bayern anerkannten Fachhochschulreife ermöglicht zu studieren.

Der wesentliche Unterschied zu einem Studium an einer zivilen Universität ist die Organisation im Trimester‐Betrieb einhergehend mit einer gestrafften Studien‐ und Prüfungsordnung. Während des Studiums nehmen die Offiziere an allgemein‐militärischen Ausbildungen teil; diese binden sie allerdings nur einen geringen Teil der Studienzeit.

bildungsXperten: Für wen eignet sich ein Studium an einer Universität der Bundeswehr? Muss man über einen Arbeitsvertrag der Bundeswehr verfügen, um einen Platz zu erhalten? Welche Voraussetzungen muss man ansonsten noch mitbringen, um studieren dort zu können (Abitur, Berufserfahrung, NC, gibt es besondere Aufnahmeverfahren, etc.)

Herr Oberstleutnant Koch: Das akademische Studium ist für die Offiziere des Truppendienstes grundsätzlich integraler Bestandteil der Ausbildung zum Offizier.
Zunächst sollte also das generelle Interesse an der Laufbahn der Offiziere der Bundeswehr bei einer Bewerbung im Fokus stehen.

Bewerberinnen und Bewerber, die die Zulassungs‐ und Eignungsvoraussetzungen erfüllen, können in die Ausbildung zum Offizier mit Studium eingeplant werden, wenn sie sich für eine Dienstzeit von mindestens 13 Jahren verpflichten. Nach bestandener Offizierprüfung wird das Studium an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr nach Ablauf von mindestens zwölf, regelmäßig nach 15 Dienstmonaten aufgenommen.

bildungsXperten: Wie bewerbe ich mich auf einen Studienplatz bei der Bundeswehr und wie stehen die Chancen angenommen zu werden? Wie groß ist die Bewerberzahl?

Herr Oberstleutnant Koch: Bevor man zu einem solchen Studium zugelassen wird, muss man sich für den Offizierberuf bewerben und erfolgreich an einer zweitägigen Eignungsfeststellung an der Offizierbewerberprüfzentrale der Bundeswehr in Köln teilnehmen. Dort wird zum einen die charakterliche, geistige und körperliche Eignung für den Offizierberuf und zum anderen die grundsätzliche Eignung für ein Studium überprüft.

bildungsXperten: Sind die Abschlüsse staatlich anerkannt und auch außerhalb der Bundeswehr ein mögliches Karrieresprungbrett?

Herr Oberstleutnant Koch: Die Abschlüsse an den Universitäten der Bundeswehr sind staatlich vollständig anerkannt, es gibt keinen Unterschied zu den Abschlüssen an zivilen Universitäten. Zusätzlich kann aber angemerkt werden, dass die Universitäten der Bundeswehr einen ausgezeichneten Ruf bei Vertretern aus der Wirtschaft besitzen. Im Zusammenwirken mit den in den militärischen Verwendungen erworbenen Beruf‐ und Führungsqualifikationen sowie den Eingliederungsangeboten des Berufsförderungsdienstes der Bundes (BFD) ergeben sich somit optimale Voraussetzungen für eine weitere Karriere auf dem zivilen Arbeitsmarkt.

bildungsXperten: Gibt es Möglichkeiten als Offizier der Bundeswehr eine andere Hochschule zu besuchen, wenn der passende Studiengang an der Universität der Bundeswehr fehlt?

Herr Oberstleutnant Koch: Grundsätzlich gilt das Studienangebot der Bundeswehr Universitäten. Als Ausnahmen lassen sich die medizinischen Studiengänge nennen, bei diesen hält die Bundeswehr Studienplatzkapazitäten an zivilen Universitäten bereit.

Darüber hinaus wird in geringen Umfängen und ergänzend zu den Studienangeboten an den Universitäten der Bundeswehr mit den Studienfächern Nautik, Seeverkehr und Hafenwirtschaft sowie Internationales Transportmanagement an der Jade‐Hochschule FH WILHELMSHAVEN / OLDENBURG / ELSFLETH spezifischen Bedarfsdeckungserfordernissen der Marine Rechnung getragen.

Ebenfalls in einem geringen Umfang besteht die Möglichkeit die militärische und auch die akademische Ausbildung zum Offizier in Frankreich zu absolvieren.

bildungsXperten: Wie teuer ist ein Studium bei der Bundeswehr? Zahlt man dort ebenfalls Studiengebühren? Wird ein Studium von der Bundeswehr finanziell unterstützt oder kann man vielleicht sogar neben dem Studium den regulären Job bei der Bundeswehr weiter auszuüben?

Herr Oberstleutnant Koch: Das Studium ist ein elementarer Bestandteil der Offizierausbildung, insofern stehen den studierenden Offizieren alle akademischen Einrichtungen der Bundeswehruniversitäten kostenfrei zur Verfügung. Die Studenten sind während dieser Zeit vom regulären Dienst in ihren originären Verwendungen freigestellt, um sich uneingeschränkt auf das Studium konzentrieren zu können. Während des Studiums erhalten die Studenten das ihrem jeweiligen Dienstgrad entsprechende Gehalt.

bildungsXperten: Inwiefern fördert ein solches Studium meine Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr?

Herr Oberstleutnant Koch: Die akademische Ausbildung ist ein elementarer Bestandteil der Offizierausbildung. Insofern fließen die Ergebnisse des Studiums auch in die Entscheidung über eine weiterführende Karriere in der Bundeswehr mit ein.

Autor/in: Bundeswehr
Veröffentlicht am 5. Juli 2011

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