Studieren im benachbarten Ausland

Studieren im benachbarten Ausland

Studieren im Ausland – Die Zulassung

Wer im Ausland studieren will, kommt um die Bewerbung auf einen Studienplatz nicht herum. Die Tatsache, dass mit dem Bologna-Prozess und einem vereinten Europa vieles einfacher geworden ist, kann über einen Umstand nicht hinwegtäuschen – die Zulassung unterliegt auch im Ausland teils strengen Regeln. Bestes Beispiel ist unser direkter Nachbar Österreich. Für einige Studienfächer – zum Beispiel Medizin – stehen nur begrenzt Studienplätze zur Verfügung, deren Vergabe zudem an einen zusätzlichen Eignungstest gebunden ist.

Noch schwieriger wird die Situation in der Schweiz. Hier entscheiden die einzelnen Hochschulen, unter welchen Voraussetzungen Nicht-Schweizer ein Studium antreten können. So entsteht die paradoxe Situation, dass an einigen Universitäten die Abiturnote den Ausschlag gibt, in anderen Fällen zur Zulassung dagegen ein Eingangstest nötig ist. Um im Ausland zu studieren, reicht das Abiturzeugnis also noch lange nicht. Es ist empfehlenswert, sich vorab genau mit den Zulassungsvoraussetzungen auseinanderzusetzen.

Tipp: Für ein Studium in Frankreich sind entsprechende Sprachkenntnisse notwendig, wobei die Fähigkeiten auf einer Skala von A1 – C2 eingeordnet werden (C2 stellt einen hohen Grad an sprachlichem Verständnis dar, A1 dagegen eher Grundkenntnisse).

Selbständig denken oder lernen – Unterschiede in der Lehre

Während die Organisation des Hochschulwesens für den Studenten eher eine untergeordnete Rolle spielt, genießt die Struktur der Lehre eine deutlich größere Bedeutung. Hier sind die Unterschiede mitunter deutlich. Die Palette im benachbarten Ausland reicht von einem verschulten System bis zu einer Organisation, die bei angehenden Akademikern auf ein hohes Maß geistiger Eingenständigkeit setzt. Ein schulisch orientiertes System, das Studenten durch viele Prüfungen einiges an Ausdauer und Energie abverlangt, ist etwa in Frankreich anzutreffen.

Tipp: Die Schweiz ist durch ihre Vielsprachigkeit geprägt – auch in Hinsicht auf die Hochschullandschaft. Neben Universitäten in Basel, Bern oder Luzern, an denen deutsch gesprochen wird, erfolgt beispielsweise in Luzern die Lehre auf Französisch. Und mit der USI ist in der Eidgenossenschaft sogar die italienische Sprache vertreten.

Die Vielseitigkeit des Studiums im Ausland gehört in jedem Fall zu den Pluspunkten. Interessierte Abiturienten müssen sich angesichts der länderspezifischen Eigenheiten teilweise aber auf deutliche Unterschiede einstellen. Ein verschultes System mit vielen Prüfungen (dafür mit wenigeren Hausarbeiten) ist nicht jedermanns Sache. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die zeitliche Struktur im Ausland. Während in Frankreich beispielsweise nach wie vor eher in Studienjahren (année universitaire) gerechnet wird – obwohl dessen Unterteilung in Semester auf dem Papier existiert – ist in Österreich eine mit dem deutschen Semestersystem vergleichbare Struktur anzutreffen. Die Schweiz unterteilt das Studienjahr zwar ebenfalls in zwei Semester – allerdings in ein Herbst- und Frühjahrssemester.

Tipp: Wer nicht ganz auf ein deutsches Studium verzichten will, sollte nach bilateralen Studienprogrammen suchen. So lässt sich im Rahmen der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH; Université franco-allemande) parallel in Deutschland und Frankreich studieren.

Studiengebühren – Wenn das Lernen teuer wird

In Deutschland werden Studiengebühren immer mehr zu einem Auslaufmodell. Wie sieht die Situation aber im Ausland aus? Eine Frage, die sich pauschal nicht beantworten lässt – die Unterschiede im benachbarten Ausland sind einfach zu groß. Beispielsweise ist das Studieren in Österreich kostenlos – ausgenommen sind die Hochschulen in privater Hand. In der Schweiz und Frankreich müssen sich Studenten dagegen auf Gebühren einstellen. Für den Besuch staatlicher Hochschulen bei unserem linksrheinischen Nachbarn bleiben die Immatrikulationsgebühren mit wenigen hundert Euro pro Studienjahr allerdings im Rahmen.

Grandes Écoles und private Institute können dagegen recht teuer werden. Hier ist mit Studiengebühren in vier- bis fünfstelliger Höhe zu rechnen. Ebenfalls teuer wird es in der Schweiz. Aufgrund der Tatsache, dass auf Kantonsebene über die Höhe der Studiengebühr entschieden wird, sind die Unterschiede extrem.

Tipp: Studieren ist in der Schweiz zwar teuer, die finanzielle Situation der Hochschulen spiegelt dies aber wider. Studenten profitieren letztlich davon – durch eine hochwertige technische, räumliche und personelle Ausstattung der Unis.

Ebenfalls sehr hoch können die Belastungen durch Studiengebühren in einem weiteren beliebten Studienland werden – Großbritannien. Hier fallen pro Jahr bis zu 9.000 Pfund als Gebühr an. Allerdings sind die Unterschiede hier ebenfalls hoch, da Schottland, Wales und Nordirland diesbezüglich jeweils ihren eigenen Weg gehen.

Die Studienfinanzierung – Wovon im Alltag leben?

Wer sich für ein Auslandssemester entscheidet, steht bereits vor einer immensen finanziellen Herausforderung. Muss doch irgendwie der Trip ins Ausland bereits vor der Abreise finanziert werden. Hat man die Idee für ein ganzes Studium bei unseren Nachbarn im Hinterkopf, wird das Problem nicht kleiner. Im Gegenteil – die Finanzen sind oft das berühmte Zünglein an der Waage. Neben den eventuell anfallenden Studiengebühren ist der Alltag über Jahre zu finanzieren. Dazu gehören nicht nur Miete, Strom und die tägliche Lebenshaltung, auch das Telefon und Internet, die Freizeitaktivitäten, Besuche bei den Eltern oder Versicherungen tauchen regelmäßig auf – und lassen einen mit Deutschland vergleichbaren Finanzierungsbedarf entstehen.

Wovon soll man im Ausland also leben? Eine Variante der Finanzierungshilfen wäre das BAföG. Seit einigen Jahren ist nämlich nicht mehr nur die Ausbildung in Deutschland förderfähig, sondern auch eine Ausbildung in der EU sowie der Schweiz. Ob darüber hinaus Stipendien als Finanzierung in Frage kommen, lässt sich nur im Einzelfall prüfen. Nicht jedes Stipendienprogramm geht über den zeitlichen Horizont eines Semesters oder Studienjahres hinaus.

Schwierig könnte auch die Finanzierung durch einen Studienkredit von privaten Banken werden. Zwar ist die Niederlassung vor dem Hintergrund der Ausbildung nach § 5 Abs. 1 BAföG kein Wechsel des ständigen Wohnsitzes, ob Banken dies aber auch so sehen, steht auf einem anderen Blatt. Wer Interesse an einem Studium im Ausland hat, kommt an einem Gespräch mit zuständigen Bankberatern daher nicht vorbei. Keinesfalls sollte man sich zudem nur auf die Aussage und die Offerte eines einzigen Anbieters wie zum Beispiel der Hausbank verlassen, sondern verschiedene Banken ansprechen, um die Möglichkeiten einer Finanzierung des Studiums im benachbarten Ausland auszuloten.

Tipp: Es lohnt sich – parallel zu den Fördermöglichkeiten aus Deutschland – im Studienland nach Fördertöpfen zu suchen. Beispielsweise bietet in Frankreich nicht nur das französische Studentenwerk (Centre national des œuvres universitaires et scolaires) finanzielle Hilfen an. Ausländische Studenten können in Frankreich auch Wohngeld beantragen. Solche ausgeprägten Hilfen für Studenten sind aber nicht überall die Regel.

Last, but not least – das Jobben neben dem Studium. In Deutschland sind Nebenjobs für viele angehende Akademiker Alltag. Ob man im benachbarten Ausland das Portemonnaie auf diese Weise aufbessern kann, hängt stark von den Regelungen vor Ort ab. Relativ liberal verhält sich hier Frankreich, wo das Jobben – auch aufgrund freizügiger Vorschriften – kaum Probleme bereitet. Wer dagegen in der Schweiz neben dem Studium jobben will, muss sich an etwas strengere Rahmenbedingungen gewöhnen. Am besten verschaffen sich Studenten vor ihrer Bewerbung um den Studienplatz einen Überblick über die nationalen Regeln fürs Arbeiten parallel zum Studium.

Studieren im benachbarten Ausland – ein Fazit

Das Auslandsstudium in Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz oder Österreich hat durchaus Anziehungskraft. Eine Tatsache, die sich auch anhand der Studentenzahlen ablesen lässt. Was bringt der Aufenthalt und Abschluss bei unseren Nachbarn letztlich? Eine Antwort wird man auf diese Frage schuldig bleiben müssen – schließlich sind die Beweggründe für ein Studium im benachbarten Ausland unterschiedlich.

Ein Teil der Studenten will vollen deutschen Hörsälen entfliehen oder einfach Zulassungsbeschränkungen umgehen. Auf der anderen Seite reizt vielleicht aber auch ein Studienfach, welches man in der deutschen Hochschullandschaft vergeblich sucht. Oder man will an einer der renommierten Hochschulen studieren. Gründe, die ein Studium im benachbarten Ausland attraktiv machen. Zusätzlich trägt das Studium natürlich zur eigenen Selbständigkeit bei – und erweitert die Möglichkeiten für den späteren Berufseinstieg. Eine Jobgarantie ist das Studieren im benachbarten Ausland grundsätzlich nicht – aber eine Alternative zum Studium in Deutschland in jedem Fall.

Redaktioneller Hinweis

Kilian Fromeyer ist Geschäftsführer der 2009 gegründeten Aslander & Fromeyer Vergleichsportale GmbH mit Sitz in NRW. Das Unternehmen realisiert und betreibt Verbrauchervergleichsportale im Finanz- und Versicherungsbereich, zu denen auch das Portal www.kreditvergleich.org gehört. Neben seiner Funktion als Geschäftsführer ist Kilian Fromeyer aufgrund seiner langjährigen beruflichen Erfahrung im Finanzsektor beratend tätig.

Autor/in: Kilian Fromeyer
Veröffentlicht am 22. Februar 2013

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