Lehrer unter Dampf?

Lehrer unter Dampf?

Lehrer und Schulleiter geraten an vielen Schulen zunehmend unter Veränderungs- und Erwartungsdruck seitens der Behörden und Eltern. Ein regelmäßiges und nachhaltiges Coaching kann helfen, Ventile zu öffnen, Druck in Energie umzuwandeln und dabei Fahrt in die richtige Richtung aufzunehmen.


Die Schulferien nahen und nicht nur die Schüler auch die Lehrer sind mal wieder im Zeugnisstress! Erstklässler freuen sich zumeist noch auf die ersten Beurteilungen, sie wollen lernen, sich entwickeln. Je älter aber die Schüler werden, desto öfter scheint die Motivation nachzulassen, der Schulfrust zu steigen. Das geht erstaunlicherweise nicht nur Schülern so, auch bei vielen Lehrern nimmt die Freude im Laufe ihrer Berufslaufbahn manchmal rapide ab. Ein erst kürzlich veröffentlichtes Gutachten des Aktionsrates Bildung im Auftrag der bayrischen Wirtschaft stellt fest, dass 30 Prozent der Lehrer und Angestellten im Bildungswesen psychische Störungen aufweisen. Das hat viele Gründe: Auswahl- und Übertritts-Stress in den Grundschulen, Verkürzung der Gymnasialzeit, Brennpunktschulen, PISA-Druck, fehlende Mittel, zu wenig Personal, Erwartungs­druck seitens der Eltern etc. Die Schulen und damit alle Betroffenen im System „Schule“ stehen unter enormen Veränderungs- und Leistungsdruck. Gerade Schulleiter geraten angesichts ihrer „Sandwich“-Position zwischen Kultusministerium, Lehrerkollegium, Schülern und Eltern sehr leicht unter Druck. Aber wie können sie diesem Druck begegnen, wo können sie Dampf ablassen, damit der Traumberuf nicht zum Höllenjob wird?

Franz Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Coaching Initiative Bildung&Zukunft e.V., kurz CIBZ genannt, verweist hier gerne auf die Vorgehensweise in der freien Wirtschaft. Das Coachen von Führungskräften ist dort fester Bestandteil von Leadership-Entwicklung. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade Schulleiter und Lehrer, die ständig unter Veränderungsdruck stehen und oft wenig Ausbildung im Bereich von Führung erhalten haben, sehr viel von unserem ehrenamtlichen Angebot des Einzel-, Team- oder Gruppen-Coachings profitieren.“ Seit sechs Jahren ist die Initiative bundesweit tätig –  an Grund-, Mittel-, Realschulen, Gymnasien und Berufskollegien. An die 35 langjährig erfahrene Coaches, oft aus der Wirtschaft, unterstützen die Schulleiter und Lehrer in ihren Führungsaufgaben mit den Methoden, Kompetenzen und der wertschätzenden Haltung des systemischen Coachings.

Über den Verein

Coaching Initiative Bildung & Zukunft e.V. (CIBZ) ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 2008 dafür engagiert, Coaching an Schulen zu bringen. Im Fokus stehen dabei Schulleiter und Lehrer. Der Verein arbeitet in Kooperation mit der SinnStiftung und der MediationsZentrale München und unter der Schirmherrschaft der zwei großen Coachingverbände DCV und ICF.

Was bewirkt nun so ein Coaching bei Schulleitern? „Wir sehen immer wieder, dass Klarheit, Orientierung und Gelassenheit zunehmen“, betont CIBZ-Coach Petra Gregory, „nach einem Coaching sind Schulleiter/innen befähigt, auch mit schwierigen Situationen umzugehen und diese zu klären. Sie haben keine Hemmungen mehr, unangenehme Sachverhalte anzusprechen, sie reflektieren ihr eigenes Handeln und ihre Gefühle und damit verstärkt sich ihre Selbstwahrnehmung“. Lehrer berichten davon, emotional gelassener zu agieren und weniger reaktiv unter Druck zu kommen. Sie können sich verbindlicher abgrenzen und nehmen weniger Sorgen mit nach Hause. Das Gefühl der Überlastung reduziert sich, die seelische Gesundheit wächst. „Seine Nöte einem Coach anzuvertrauen ist dabei alles andere als „defizitär“, auch wenn dies immer noch von einigen Schulkollegen so gesehen wird, sondern ganz im Gegenteil, setzt es einen hohen Grad an Reife und  Bewusstsein voraus“,  davon ist Gregory überzeugt. „Schulleiter, die einmal erfahren haben, wie hilfreich so ein Coaching sein kann, vertrauen immer wieder darauf und überzeugen auch andere Lehrkräfte, ihren eigenen verantwortungsbewussten Weg sich selbst und anderen gegenüber zu gehen.“

Das Projekt läuft in Bayern seit dem Schuljahr 2008/2009 – mit großem Erfolg. Stefan Inderst, Schulleiter der Grundschule an der Walliserstraße in München, ist begeistert: „Durch das Gruppen-Coaching sind wir im Kollegium endlich in der Lage, die Hindernisse beiseite zu räumen und gemeinsam an unserer Vision einer offenen, modernen, innovativen Schule zu arbeiten“. Der ideale Schulleiter sollte eine Führungspersönlichkeit, der ideale Lehrer ein leidenschaftlicher Pädagoge sein, das Angebot von CIBZ unterstützt auf diesem Weg.

Autor/in: Angelika Beiersdorf
Veröffentlicht am 21. Juli 2014

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