Die Weiterbildung zum Industriemeister bietet vielversprechende Berufsperspektiven. Die Technische Akademie Hameln e.V. bietet anspruchsvolle Lehrgänge in den Fachrichtungen Metall, Elektrotechnik, Chemie und Mechatronik an. Werner Thiele, Vorsitzender des Vorstandes des TA Bildungszentrums, erläutert bildungsXperten im Interview die Vorteile der Weiterbildung im Präsenzlehrgang und stellt die Berufsaussichten für zukünftige Industriemeister vor.
Sehr geehrter Herr Thiele, die TA Hameln ist ein beliebter Anbieter für Lehrgänge zum Industriemeister. Welche Bedeutung haben private Bildungsinstitute bei der beruflichen Weiterbildung in der Industrie?
Das TA Bildungszentrum Hameln ist ein unabhängiger Bildungsträger. Wir verstehen uns als Bildungsdienstleister, bei dem die Bedürfnisse unserer Teilnehmer, d.h. unserer Kunden, im Vordergrund stehen.
Die Kursteilnehmer, die zu ihrem Studiengang zu einem unserer Bildungszentren nach Hameln, Hannover, Hildesheim oder Göttingen kommen, sind in der Regel Selbstzahler (oftmals erhalten Sie jedoch Unterstützung in Form von Meister-BAföG, so dass die Weiterbildungskosten nicht alleine getragen werden). Aufgrund dessen sind die Erwartungshaltungen und das Engagement unserer Teilnehmer sehr hoch. Nur ein hoher Standard kann diesem gerecht werden. So sind im Umfeld des TA Bildungszentrums nur berufserfahrene Dozenten aus der Praxis und der Hochschule engagiert, unter anderem eben aus dem Bereich der Industrie. Dies gewährleistet ein hohes Maß an Praxisorientierung der Industriemeisterkurse.
Das Berufsbild des Industriemeisters hat sich in den letzten Jahrzenten stark gewandelt. Auf welche Rolle im Betrieb bereiten Sie ihre Schüler vor?
Während Industriemeisterinnen und Industriemeister in der Vergangenheit vor allem Arbeitszuweisungen vornahmen und die Ergebnisse der Mitarbeiter kontrollierten, so hat sich das Spektrum an Aufgaben mit der Zeit erweitert. Heutzutage übernehmen sie eher die Rolle eines Teammanagers und sind oftmals Schnittstelle zwischen den verschiedenen Abteilungen. Im Laufe des Studienganges zum/zur Geprüften Industriemeister/-in IHK erlernen unsere Teilnehmer, wie sie Abläufe und Prozesse koordinieren, Managementtätigkeiten übernehmen (auch im Bereich der Qualitätssicherung oder der Personalverantwortung) und gezielt als Führungskraft agieren können. Sie erwerben daher neben dem erforderlichen Fachwissen auch die notwendigen Schlüsselqualifikationen und Softskills und können so branchenübergreifend von ihrem Wissen profitieren – ein Ansatz, der aus der heutigen, komplexen Berufswelt nicht mehr wegzudenken ist.
Wie wichtig sind Führungs- und Sozialkompetenz und mit welchen Methoden vermitteln sie diese?
Sowohl Führungs-, als auch Sozialkompetenz gehören zu den Aspekten, die in allen Industriemeister-Studiengängen des TA Bildungszentrums erlernt werden. Jeder Studiengang zum Industriemeister IHK hat als zentralen Bestandteil des Kurses das Pflichtfach „Zusammenarbeit im Betrieb“. Die angehenden Industriemeister IHK werden hier gezielt in Kommunikationsfähigkeit, Führungstechniken, Sozialverhalten und Arbeitsorganisation geschult, so dass sie den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt nach ihrem erfolgreichen Abschluss auch in jeder Hinsicht gerecht werden können.
Wichtig ist uns, dass dies nicht nur in Form eines Frontalunterrichts geschieht. Zwar gibt es auch reines Faktenwissen, das in dieser Lehrform vermittelt wird. Gerade in einem Fach mit so viel Praxisbezug wird der Unterricht jedoch bewusst durch Rollenspiele, Gruppenarbeit oder Fallbeispiele aufgelockert.
Der Abschluss des Industriemeisters ist bei Weiterbildungsinteressierten sehr beliebt. Was führt zu diesem hohen Ansehen des Industriemeister-Titels? Wie anerkannt ist die Weiterbildung in der Wirtschaft?
Studien zeigen, dass besonders in den letzten Jahren die Anerkennung der Weiterbildung zum Industriemeister IHK gestiegen ist. 86 Prozent der Absolventen einer Prüfung zum Industriemeister IHK gaben etwa in der letzten Weiterbildungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer an, dass sie nach der Prüfung aufgestiegen sind bzw. einen größeren Verantwortungsbereich im Betrieb übernommen haben. Dies zeigt, wie hoch die Wertschätzung in der Wirtschaft ist.
Zugleich zeigt der Beschluss des Bundes, der Länder und der Sozialpartner, den Abschluss zum Meister IHK im Rahmen des Deutschen Qualifikationsrahmens auf eine gemeinsame Ebene mit dem Bachelor-Abschluss zu stellen, dass auch die Politik den Wert der beruflichen Weiterbildung zum Industriemeister IHK erkannt hat und der politische Willen da ist, die Qualifikationen der Meister auch „formal“ einem leistungsgerechten Niveau zuzuweisen.
Einer der Gründe für die steigende positive Wahrnehmung dieses Abschlusses ist sicherlich die enorme Praxisorientierung der Kurse. Die Teilnehmer werden mit praktischen Aufgabestellungen konfrontiert, die sie zielführend auf die Situation im Betrieb vorbereiten. Der Wissenstransfer in die betriebliche Praxis wird so deutlich erleichtert, was im Arbeitsalltag zum Tragen kommt und dementsprechend honoriert wird.
Die TA Hameln bietet ausschließlich Präsenzlehrgänge an. Wo liegen die Vorteile bei dieser Art der Weiterbildung?
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Klarer Vorteil dieser Unterrichtsform ist die Lerneffektivität. Der Vorteil des Präsenzunterrichtes liegt im Beanspruchen aller Sinne: Die Teilnehmer sind aktiv gefordert und bearbeiten den Stoff nicht alleine lesend im stillen Kämmerlein, sondern hören, sehen und erleben die Lerninhalte. In Verbindung hiermit haben sie in unseren Dozenten Ansprechpartner, die ihnen auch nach dem Lehrgang bereitwillig mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zugleich bietet sich auch nach dem regulären Unterricht die Option an, ein zusätzliches Coaching oder auch Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Die Teilnehmer profitieren jedoch nicht nur von den Dozenten vor Ort, sondern auch von ihren Kommilitonen. Sie bilden Lerngruppen, in denen sie gemeinsam am Lernzentrum unseres Bildungszentrums oder auch in den Gruppenräumen unserer Wohnanlagen den Unterricht vor- und nachbearbeiten.
Genau hier knüpft einer der Vorteile an, in dem oftmals zunächst ein Nachteil gesehen wird: Man ist fernab der Heimat, weg vom gewohnten Umfeld. Dies bedeutet allerdings auch, dass man sich gezielter auf das Lernen konzentrieren kann. Die alltägliche Ablenkung fällt weg und durch die entstehende Gruppendynamik werden die Lernprozesse noch weiter intensiviert und gefördert.
Besonders gefragt sind Lehrgänge, die in 16 Wochen zum Industriemeistertitel führen. Wie können Sie den Lernstoff in so kurzer Zeit vermitteln? Wie erfolgsversprechend ist der Kurs bei der IHK-Prüfung?
Bei den vergangenen Prüfungen zum Industriemeister haben – fächerübergreifend – rund 90 Prozent unserer Teilnehmer die Frühlings- bzw. Herbstprüfung beim ersten Prüfungsversuch bestanden. Dies ist selbstverständlich kein Automatismus. Unsere Teilnehmer sind, wie schon gesagt, in der Regel hochmotiviert, die Abbrecherquote liegt unter einem Prozent. Sie kommen aus dem gesamten Bundesgebiet und verlassen Familie, Haus, Hof und Arbeitsplatz, um an unserem Bildungszentrum in diesem kurzen Zeitraum ihren Abschluss zu machen. Vom ersten Tag an wissen sie, was auf sie zukommt, und was sie leisten müssen: An sechs Tagen in der Woche zehn Stunden Unterricht, danach Coachings, eventuell Nachhilfe, und die Arbeit in Lerngruppen. Da kann es schon mal sein, dass bis in die Nacht hinein gelernt wird. Mit der Perspektive auf den Meisterbrief nach nur 16 Wochen nehmen unsere Teilnehmer diesen Lernstress allerdings bereitwillig auf, da die Kompaktform eine gute Alternative zu der berufsbegleitenden Variante ist, in der die Doppelbelastung – Privatleben und Studiengang – den ein oder anderen schon mal erdrücken kann.
Die meisten Absolventen schließen mit der Fachrichtung Metall und Elektrotechnik ab. Welche Berufsaussichten haben gerade diese Schwerpunkte?
In beiden Fachrichtungen bieten sich den Absolventen hervorragende Zukunftsperspektiven.
Durch das – im Vergleich zum alten Berufsbild des Industriemeisters – breitere Wissensspektrum empfehlen sich die Industriemeister Metall IHK und Elektrotechnik IHK nach ihrem Abschluss vermehrt für eine höhere Position im Unternehmen. Diesbezüglich ist auch ein finanzieller Anreiz vorhanden. So gaben in einer quantitativen Befragung, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Auftrag gegeben hat, 61 Prozent von 5.000 Absolventen der Prüfung zum Industriemeister Metall IHK an, dass sie ihre Bezahlung nach Bestehen der Prüfung deutlich verbessern konnten.
Industriemeister Metall IHK und Elektrotechnik IHK haben zudem nach ihrer beruflichen Weiterbildung die Option auf ein Studium zum Technischen Betriebswirt IHK. Sie erwerben mit dem Meisterbrief außerdem gleichermaßen die allgemeine Hochschulberechtigung und qualifizieren sich somit – in Abhängigkeit von Bundesland und Hochschule – für ein Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule. Oftmals können im Meisterkurs erworbene Inhalte auch durch die jeweilige Hochschule – selbstverständlich abhängig vom Fach – anerkannt werden. Unseren Industriemeistern Elektrotechnik IHK ist es sogar möglich, ein Masterstudium Elektrotechnik aufzunehmen. Prinzipiell öffnet der Abschluss zum Industriemeister IHK somit alle Türen, der Weg steht einem frei: sowohl zur Karriere, als auch zu einem Studium zum Technischem Betriebswirt IHK oder zu einem weiterführendem Hochschulstudium.
Was sind die speziellen Kompetenzen des Industriemeisters Elektrotechnik?
Wie alle Industriemeister IHK ist auch der Industriemeister Elektrotechnik IHK in der Lage, gezielt Sach-, Organisations- und Führungsaufgaben im Betrieb wahrzunehmen. Der fortschreitende Wandel in der Arbeitswelt und der damit verbundene technische Fortschritt verlangt dem Industriemeister Elektrotechnik jedoch immer mehr ab. Die Absolventen zum Geprüften Industriemeister Elektrotechnik IHK verfügen über die notwendigen Kompetenzen, dieser dynamischen Entwicklung standzuhalten. Hierzu haben sie genaueste Fachkenntnis über die Funktionen und Strukturen elektrotechnischer Geräte und Systeme. Ihr umfassendes Fachwissen ermöglicht ihnen einen Einsatz in sämtlichen Arbeitsfeldern der Elektroindustrie. Das methodische Know-How wiederum hilft ihnen, ihre Fachkompetenzen in diesem wandelnden Umfeld zielbewusst und planvoll einzusetzen.
Was zeichnet das Berufsbild des Industriemeisters Metall aus?
Das Berufsbild aller Industriemeister hat sich im Allgemeinen gewandelt, darunter fällt auch die Rolle des Industriemeisters Metall IHK. Der Industriemeister Metall IHK ist mittlerweile ein Manager in der Produktion: Er plant, organisiert und koordiniert die verschiedenen Betriebsabläufe und Prozesse in der Produktion. Zugleich gestaltet er die Produktionsprozesse aktiv mit und verfügt dementsprechend auch über das logistische Fachwissen. Um die Unternehmensziele zu erreichen, wirkt er somit einerseits als Koordinator, jedoch auch als Motivator seines Teams.
Herr Thiele, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.
Autor/in: Miriam Bax