Die Geschichte des Bildungssystems in Deutschland

Die Geschichte des Bildungssystems in Deutschland

Lebensbegleitendes Lernen prägt heutzutage den Arbeitsmarkt wie nichts Vergleichbares. Das war nicht immer so. Riskiert man einen Blick auf die Geschichte des deutschen Bildungssystems, wird schnell klar: Die einzelnen Bereiche unseres heutigen Bildungssystems haben teilweise eine große Entwicklung hinter sich. Experten sind sich sicher, dass Veränderungen auch in Zukunft nicht Halt vor der Bildungslandschaft machen werden. Jüngst hat die noch anhaltende Corona-Pandemie gezeigt, wie anpassungsfähig das deutsche Bildungssystem ist.

Die Entwicklung des Bildungswesens: Von kirchlicher in staatliche Hand

Ein Blick auf das aktuelle deutsche Bildungssystem verrät, dass es fünf Stufen gibt, welche den Menschen lebenslang begleiten.

1. Primarbereich: Der Besuch der Grundschule ist für alle Kinder verpflichtend, die kein Angebot der Förderschule in Anspruch nehmen. In der Regel umfasst der Primarbereich die Klassenstufen 1-4, wobei Berlin und Brandenburg mit Klassenstufe 1-6 eine Ausnahme bilden.

2. Sekundarbereich I: Ab der 5. Klasse befindet man sich in der Orientierungsstufe, welche zum Haupt- oder Realschulabschluss führt. Alternativ ist eine Versetzung in die gymnasiale Oberstufe möglich. Schüler können entweder eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium oder die Gesamtschule besuchen.

3. Sekundarbereich II: Im Anschluss an den Sekundarbereich I beginnt der Sekundarbereich II ab der gymnasialen Oberstufe oder in Form des Besuchs einer berufsbildenden Schule. An Schulen mit verkürztem Gymnasium (G8) wird bereits Klasse 10 als Teil der Sekundarstufe II angesehen.

4. Tertiärbereich: Sobald die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde, kann eine Hochschule, eine Berufsakademie oder eine Fachakademie besucht werden.

5. Quartärbereich: Diese Stufe beginnt, sobald man sich privat oder beruflich weiterbildet. Bildung in Form von Weiterbildung ist zum Beispiel über eine qualifizierte Meisterprüfung möglich. Neben dieser Aufstiegsfortbildung zählen auch Erhaltungsfortbildung, Anpassungsfortbildung und Erweiterungsfortbildung in diesen Bereich.

Die Geschichte des Bildungssystems in Deutschland

Die Gliederung in ein fünfstufiges Bildungssystem war nicht immer so. Früher war Bildung ausschließlich Angelegenheit der Kirchen. Diese wollte den Kleriker-Nachwuchs mit entsprechendem Wissen ausrüsten. Noch heute lassen sich aus dieser Zeit Dom-, Stifts- und Klosterschulen finden. Im Mittelalter war deren Besuch zunächst nur den Söhnen Adeliger vorbehalten. Später war es auch der bürgerlichen Oberschicht erlaubt, ihre Söhne unterrichten zu lassen.

Begibt man sich auf Spurensuche, lassen sich erste Ursprünge der heutigen Berufsausbildung um das Jahr 1100 herum finden. Zwar war es damals üblich, seine Söhne zuhause zu unterrichten, es gab jedoch auch die Option, diese bei einem Meister in die Lehre zu schicken. Knapp zwei Jahrhunderte später lassen sich auch die Beginne des Hochschulwesens belegen: 1368 wurde die erste deutsche Universität im baden-württembergischen Heidelberg gegründet. Mit der Reformation kam es dann im Spätmittelalter zu einer breiteren Entwicklung des Bildungssystems. Jungen stand dann auch der Besuch von Gemeindeschulen, Winkelschulen und kaufmännische Schulen frei. Eine Schulpflicht, wie man sie heute hat, gab es jedoch nicht.

Auftrieb bekam das Bildungssystem ab dem 18. Jahrhundert, als neben der Ausbildung von Jungen nun auch Mädchen berücksichtigt wurden. Zur allgemeinen Schulpflicht kam es dann 1763, wobei die Umsetzung zu Beginn nur schleppend voranging. Mit Einführung der preußischen Bildungsreform war der Grundstein für die Öffnung von Hochschulen gelegt. Im weiteren Verlauf entstanden unterschiedliche Gymnasien – Mädchen durften diese ab 1893 besuchen. Ein Universitätsstudium konnten sie allerdings erst ab 1919 absolvieren. Bevor das Bildungssystem letztendlich in seiner heutigen Form entstand, wirkte die Weimarer Republik mit und auch die DDR machte über einige Jahrzehnte ihren Einfluss geltend.

Das heutige Bildungssystem setzt lebenslanges Lernen voraus

Angekommen in der Neuzeit genießt in Deutschland nicht nur die schulische Ausbildung einen hohen Stellenwert. Mit der Begriffsprägung des „lebenslangen Lernens“ wird auch Weiterbildungsmöglichkeiten eine große Bedeutung beigemessen.

Durch Globalisierung und Digitalisierung reicht es längst nicht mehr aus, nach Ausbildung und Berufserfahrung auf einen sicheren Job zu hoffen. Wer sich konsequent weiterbildet, nutzt die Chance, sich an die veränderten Arbeitsmarktbedingungen anzupassen. Einige Jobs werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten komplett verschwinden, wobei gleichzeitig neue entstehen. Auch in den Berufen, die bestehen bleiben, ist Eigeninitiative gefragt. Geprägt wird der Arbeitsmarkt der Zukunft nicht nur von der Digitalisierung, auch beim täglichen Workflow zeichnen sich Veränderungen ab. Zum Beispiel gehören Papierunterlagen größtenteils der Vergangenheit an, werden die meisten Daten mittlerweile doch digital abgelegt. Und nicht zuletzt macht die Automatisierung von Arbeitsprozessen die Weiterbildung zu einem der wichtigsten Bildungsinstrumente der Neuzeit.

Bildungsanbieter sind mittlerweile in allen Großstädten vertreten, oftmals gibt es auch in weniger dicht besiedelten Gebieten Zweigstellen. Durch Online-Weiterbildung und Fernlehrgänge soll der Zugang zu Weiterbildung jedem ermöglicht werden. Und auch der Staat unterstützt die Weiterbildung mit diversen Fördermöglichkeiten. Mit dem Bildungsgutschein gibt es zum Beispiel finanzielle Unterstützung für Seminare und Lehrgänge, Fahrtkosten, auswärtige Unterbringung und Verpflegung sowie Zuschüsse zu Betreuungskosten für Kinder. Ob man förderberechtigt ist, kann man direkt bei der Agentur für Arbeit erfragen.

So hat die Corona-Pandemie die Bildungslandschaft verändert

Mit Beginn des Jahres 2020 kam auch die Covid-19-Pandemie. Viele Unternehmen und Arbeitsplätze wurden durch die damit verbundenen Einschränkungen nachhaltig beeinflusst. Etwa wurden zahlreiche Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt oder mussten mit einer Kündigung zurechtkommen. Auch bei Bildung und Weiterbildung änderte sich mit Corona einiges. Einige Lehrgänge wurden abgesagt, in einigen Fällen konnten Präsenzseminare online abgehalten werden.

Mit der Zeit hat sich die Bildungslandschaft jedoch den veränderten Bedingungen angepasst. Aktuelle Trends zeigen, dass das virtuelle Lernen durch die Pandemie deutlichen Auftrieb erfahren hat. Über virtuelle Plattformen abrufbare und durchführbare Weiterbildungen und Lernprogramme ermöglichen es trotz Hygieneauflagen, am lebenslangen Lernen festzuhalten.

Das Jahr 2020 hat den Grundstein für die Weiterbildungs-Trends der Zukunft gelegt.

  • Die digitale Transformation schreitet nun schneller voran, deshalb konnten Unternehmer die Krise nutzen, um das digitale Know-how zu festigen.
  • Home-Office wird durch Corona in vielen Berufen zur neuen Normalität. Es ist davon auszugehen, dass viele Unternehmen ihren Angestellten auch in Zukunft das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden ermöglichen wollen. Dies könnte sich auch positiv auf die Frauenquote auswirken, haben Mütter dank Remote-Arbeit doch die Chance, Beruf und Familie besser zu vereinen.
  • Anstatt teurer, aufwändiger Geschäftsreisen sind seit 2020 Video-Konferenzen in immer mehr Unternehmen Realität. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in vielen Fällen auch in Zukunft auf betriebliche Reisen verzichtet wird.
  • Die von Experten schon längere Zeit angepriesene Work-Life-Balance setzt unter anderem Flexibilität bei der Arbeitsplanung voraus. Dadurch lassen sich Beruf und Familie besser vereinbaren, was zu mehr Zufriedenheit im Job und zu weniger Burnout führen könnte.
Autor/in: Benjamin Fink
Veröffentlicht am 10. Juni 2021

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