Interview: „Auf keinen Fall zu salopp auftreten“

Interview: „Auf keinen Fall zu salopp auftreten“

Gerade für Berufsanfänger sind die ersten Bewerbungen besonders aufregend. Wie sollte die Bewerbungsmappe gestaltet sein, soll ich Hobbys angeben? Wie angehende Auszubildende im Bewerbungsverfahren glänzen, verrät der Personaler Martin Krüger aus erster Hand.


Martin Krüger aus dem Bereich Personal bei der Betriebskrankenkasse Mobil Oil saß schon zahlreichen Kandidaten und Kandidatinnen im Bewerbungsgespräch für einen Ausbildungsplatz gegenüber. Sein Unternehmen bildet beispielsweise zum Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen oder zum Sozialversicherungsfachangestellten, kurz „SoFA“, aus. Im Interview erklärt er, worauf es bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz bei einer gesetzlichen Krankenversicherung ankommt – und worauf Personaler im Bewerbungsgespräch achten.

Interview mit dem Personaler Martin Krüger

Herr Krüger, worauf sollten Auszubildende besonders achten, wenn sie ihre Bewerbungsmappe gestalten?

Zunächst einmal sollten die Basics stimmen: Die Bewerbungsunterlagen sollten sorgfältig angeordnet und geschrieben sein. Das heißt auch, sie dürfen weder Rechtschreib- noch Grammatik- noch Flüchtigkeitsfehler enthalten.

Wichtig ist auch, das Interesse an dem Unternehmen oder der Ausbildungsstelle im Anschreiben zu erklären. Im Bewerbungsschreiben sollte sich zeigen, dass man sich über den Ausbildungsberuf informiert hat und wirklich interessiert ist. Das hört sich vielleicht banal an, in der Praxis erleben wir jedoch zum Beispiel immer wieder, dass sich jemand um einen Beruf bewirbt, in dem wir gar nicht ausbilden. Das spricht dann nicht unbedingt für eine gute Vorbereitung.

Womit kann man bei Arbeitgebern bereits in der Schulzeit punkten – außer durch gute Noten?

Im Interview

Martin Krüger, Personaler bei der BKK Mobil Oil

Martin Krüger

Mit Engagement. Wer sich schon als Schüler für etwas einsetzt – sei es als Klassensprecher oder als Mitglied einer Schülerzeitung – zeigt dem Arbeitgeber, dass er teamfähig ist und sich für allgemeine Interessen einsetzen kann. Aufschlussreich sind neben den Noten in einzelnen Fächern auch die Bewertungen für Arbeits- und Sozialverhalten eines Bewerbers – die sollten möglichst gut sein, denn in einer Ausbildung geht es nicht nur darum, in die fachlichen Inhalte, sondern auch in das Unternehmen hineinzuwachsen.

Und in welchen Fächern sollten Bewerber für einen Ausbildungsplatz bei einer Krankenkasse gute Noten vorweisen können? Welche Benotungen sind weniger wichtig?

Gute Leistungen in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch – also die Schulnote 2 auf Realschulniveau – sind für einen Ausbildungsplatz in der Gesundheitsbranche wünschenswert. Aber nicht immer sollte man sich darauf verlassen, dass nur die für die spätere Ausbildung inhaltlich relevanten Fächer ausschlaggebend sind: Während die Fremdsprachenkenntnisse für diese Ausbildung zunächst nicht so wichtig sind, schaue ich persönlich zum Beispiel gern noch nach der Benotung des Faches Politik/Gesellschaftskunde. Hier zeigt sich, ob ein Schüler Interesse am Weltgeschehen zeigt und auch mal über den persönlichen Tellerrand hinwegschaut.

Das Bewerbungsgespräch macht Kandidaten häufig besonders unsicher. Wie präsentieren sich Auszubildende bei diesem Termin richtig und was sind die typischen Fettnäpfchen, in die man nicht treten sollte?

Ein ehrliches, offenes Auftreten kommt beim persönlichen Kennenlernen immer am besten an. Wer dem Gegenüber vermittelt, dass er sich nicht verstellt, erntet auch mehr Verständnis für kleine Schwächen, zum Beispiel wenn die Nervosität sichtbar wird und sich in Sprechpausen zeigt. Es ist wichtig, sich vorzubereiten und das auch zu zeigen – aber es ist keine Katastrophe, wenn nicht jede schwierige Fachfrage beantwortet werden kann. Punkten können Bewerber auf jeden Fall durch echtes Interesse, Kritikfähigkeit, eine angemessene Ausdrucksweise und ordentliche Kleidung. Zu salopp sollte man bei diesem ersten persönlichen Eindruck auf keinen Fall auftreten.

Die eigenen Hobbys in einer Bewerbung angeben oder nicht? Diese Frage stellen sich viele angehende Auszubildende. Welche Hobbys gehören in eine Bewerbung?

Die eigenen Hobbys zu nennen, kann vorteilhaft wirken – dabei kommt es einerseits auf das Hobby, andererseits auf das Gesamtpaket an: Manche Hobbys bieten einen spannenden Gesprächsansatz und damit eine Chance, den Bewerber intensiver kennenzulernen. Hobbys können auch etwas über weitere Stärken und Charaktereigenschaften des Bewerbers aussagen, wie etwa Teamgeist oder Ausdauer bei bestimmten Sportarten.

Wir begrüßen einen aktiven Freizeitausgleich grundsätzlich, denn der sorgt für gesunde und ausgeglichene Mitarbeiter. Bei Hobbys sollte man jedoch – wie auch bei anderen Themen – bei der Wahrheit bleiben. Es wirkt äußerst unseriös, wenn sich im Gespräch über das Hobby herausstellt, dass ein Bewerber hierbei zu dick aufgetragen hat. Etwa, wenn er angab, gern zu lesen, jedoch nicht sagen kann, welches Buch er zuletzt gelesen hat.

Herr Krüger, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Autor/in: Geraldine Zimmermann
Veröffentlicht am 12. September 2013

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