Was sind die Herausforderungen der beruflichen Weiterbildung?

Was sind die Herausforderungen der beruflichen Weiterbildung?

Berufliche Weiterbildung richtet sich immer nach dem Bedarf. Und genauso ist es auch mit der Finanzierung: Wer sie benötigt bzw. verlangt, der muss auch den Großteil bezahlen. Sprich: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in der Pflicht.

In Deutschland nimmt die Bedeutung der schulischen und beruflichen Qualifizierung immer mehr zu. Die Chancen, ohne Schulabschluss dauerhaft einen angemessen bezahlten Job zu finden, werden immer geringer. Dabei stellten Düll und Bellmann, wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fest, dass zwar „die Bedeutung des betrieblichen Humankapitals aus ökonomischer und gesellschaftspolitischer Sicht als Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands begrüßt wird“, dass die aber tendenziell Bildungsunterschiede eher verstärkt als verringert.

Weiterbildungssituation für gering Qualifizierte und ältere Arbeitnehmer

Die Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen verteilten sich im Jahr 1999 zum Beispiel auf folgende Qualifizierungsebenen:

Dabei sind die Teilnahmequoten in den neuen Bundesländern generell etwas höher als in den alten Bundesländern. Und auch zwischen den unterschiedlichen Branchen gibt es starke Unterschiede: Im Bergbau nehmen zum Beispiel nur 0,6% der angelernten Arbeiter an einer Weiterbildung teil, jedoch 32,3% der qualifizierten Angestellten – im Handel dagegen 11% der ungelernten Kräfte und 30,7% der qualifizierten Angestellten.

Besonders die derzeitige demografische Entwicklung stellt eine Herausforderung für die Weiterbildungssituation in Deutschland dar. Die Arbeitnehmer werden immer älter. Problematisch dabei ist, dass zum Beispiel in der Gruppe der 50 bis 64-Jährigen gerade mal 20% noch an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen können – bei den 19 bis 34-Jährigen liegt dieser Prozentsatz bei fast 40%.

Voraussetzungen

Beide Anspruchsgruppen stellen besondere Anforderungen an Weiterbildungsmaßnahmen. Zum einen kommen für sie in der Regel Weiterbildungsmaßnahmen, die nicht berufsbegleitend absolviert werden können, nicht in Frage. Besonders wichtig ist außerdem, dass die Weiterbildung einen direkten Nutzen für den Arbeitsalltag darbieten kann, dass sie besonders praktisch und anwendungsbezogen ausgerichtet ist und dass sie in ihren Anforderungen dem Niveau der Mitarbeiter entspricht und diese nicht überfordert.

Gerade bei den gering qualifizierten Mitarbeitern ist es wichtig zu gewährleisten, dass sie die Zugangsbedingungen erfüllen. Bei älteren Arbeitnehmern ist es dabei häufig wichtig, den Nutzen der Weiterbildungsmaßnahme besonders deutlich  zu machen und überhaupt zu einer solchen Maßnahme zu motivieren.

Maßnahmen

Für die Zukunft hat es sich die Politik zum Ziel gesetzt, durch die folgenden Maßnahmen die Bildungssituation dieser beiden problematischen Gruppen zu verbessern:

  • Ausbau der Verfügbarkeit von Weiterbildungsmaßnahmen in ländlichen Regionen
  • Zeitliche und zielgruppenspezifisch angepasste Angebote machen
  • Die Informationssituation zu diesem Thema verbessern
  • Mehr finanzielle Anreize schaffen

Modellversuch „Lernen im Arbeitsprozess“

Der Modellversuch „Lernen im Arbeitsprozess“ stellte ein Element der Reihe „Berufsbegleitende Nachqualifizierung“ dar, welcher zwischen 1996 und 2000 unter der Schirmherrschaft des Bundesinstituts für Berufsbildung durchgeführt wurde. Ziel war es dabei, Arbeitnehmern eine weitere Qualifizierung im Rahmen einer Weiterbildung zu ermöglichen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der Modellversuch gilt heute als erfolgreich abgeschlossen und wird seit dem Jahr 2000 schrittweise von einzelnen Unternehmen umgesetzt. Besonderheiten des Modellversuchs waren:

  • Die Kombination von Beschäftigung und Weiterbildung. Dadurch konnten die Teilnehmer während der Maßnahme ein Gehalt beziehen.
  • Durch das Bewältigen von Arbeitsaufträgen wurde direkt in der Praxis gelernt. Dabei wurde das Berufsfeld insgesamt in einzelne Module aufgeteilt, für die jeweils Aufträge erstellt wurden, die der Reihe nach absolviert werden mussten.
Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 4. Januar 2011

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