Der deutsche Bildungsstand im internationalen Vergleich

Der deutsche Bildungsstand im internationalen Vergleich

Wenn man es sich aussuchen könnte, sollte man in Deutschland in den Kindergarten gehen, in Finnland zur Schule und in den USA studieren – immer vorausgesetzt, die internationalen Vergleichswerte stehen wirklich für die versprochene Qualität.

Die Länder, die bei einem internationalen Vergleich mit dem deutschen Bildungssystem meistens heran gezogen werden, sind die Mitgliedsstaaten der OECD – der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Diese Länder haben alle gemeinsam, dass sie ein relativ hohes Pro-Kopf-Einkommen besitzen und generell als entwickelt gelten. Deswegen ist ein Vergleich unter ihnen sinnvoll. Ein Vergleich des deutschen Bildungsstandes mit allen Ländern der Welt würde wenig Sinn machen, da die Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu groß sind.

Lob und Tadel für die deutsche Bildung

Im Rahmen des letzten OECD-internen Vergleichs wurde Deutschland für seine hohe finanzielle Ausstattung im [intlink id=“1469″ type=“post“]Sekundarbereich II[/intlink], die hohen Gehälter für Lehrkörper, sowie den hohen Stellenwert von Fremdsprachen im deutschen Bildungssystem ausgelobt. Besonders letzteres hat im Hinblick auf das Zusammenwachsen von Europa und die Globalisierung eine besonders hohe Bedeutung.

Kritische Wahrnehmung erfuhren dagegen die geringen finanziellen Mittel, die im Primar- und Sekundarbereich I zur Verfügung stehen. Außerdem fielen die geringe Studienbeteiligung und die unterdurchschnittliche Zahl von Hochschulabsolventen negativ auf.

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Deutschland im internationalen Bildungs-Ranking

Natürlich muss mit solchen Vergleich vorsichtig umgegangen werden, da die nationalen Bildungssysteme sehr unterschiedlich sein können.

  • Kinderkrippen
    EU-weit liegt die Quote der unter 3-Jährigen, die in einer Kinderkrippe oder einer ähnlichen Einrichtung betreut werden bei 26%. In Dänemark können sogar 73% der Kinder so eine Einrichtung besuchen, in den Niederlanden sind es circa 45%. Deutschland liegt hier mit einer Quote von 18% eher im hinteren Feld, wird aber immer noch von Österreich mit 4% oder auch Tschechien und Polen mit jeweils 2% unterboten.
  • [intlink id=“1665″ type=“post“]Kindergärten [/intlink]
    Hier hat Deutschland mit seinem Platzangebot in Kindergärten europaweit die Nase ganz vorn mit dabei: 93% der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren besuchen eine solche Einrichtung. Damit liegt Deutschland hinter Belgien (97%), Dänemark (96%) und Frankreich (94%) auf Platz 4 in Europa. Die Durchschnittsquote beträgt hier 84%. Defizite gibt es in Deutschland allerdings noch bei den Ganztags-Kindergärten. Hier hinkt Deutschland mit 27% ein ganzes Stückchen hinter dem Spitzenreiter Dänemark (80%) zurück.
  • Schulen
    Die Schulen und Schulsysteme müssen sich weltweit regelmäßig dem PISA-Test stellen, an dem der Bildungsstand der 15-jährigen zwischen allen Teilnehmerländern verglichen wird. Bei der Erhebung im Jahr 2009 erreichte Deutschland hier von 65 Ländern den 16. Platz im Fach Mathematik, den 13. Rang in Naturwissenschaften und den 20. Platz in Leseverständnis. Spitzenreiter waren in jeweils allen Kategorien China, dicht gefolgt von Finnland, Südkorea, Kanada und Japan.
    Einen weiteren Vergleichsindikator für den Bereich der Schulbildung stellt der Prozentsatz der 20-24-jährigen dar, die einen Sekundarstufe II Schulabschluss vorweisen können – also einen Hauptschulabschluss oder höher. Hier hinkte Deutschland 2005 mit 71% knapp dem EU-Durchschnitt von 77% hinterher. Zu den Spitzenreitern in dieser Kategorie gehören zum Beispiel die Slowakei, Slowenien und Tschechien, die jeweils eine Quote von mehr als 90% vorweisen können.
  • [intlink id=“1670″ type=“post“]Hochschulen [/intlink]
    Für den Bereich der Hochschulbildung veröffentlicht die britische Zeitung „The Times“ jährlich ein internationales Hochschulranking. Bei diesem belegten im Jahr 2008 die Universitäten Harvard, Yale und Cambridge die vordersten drei Plätze. 

    Unter den TOP 15 befinden sich generell nur vier britische Hochschulen, die restlichen 11 stammen aus den USA. Die Australian National University darf sich mit Platz 16 schmücken. Die beste Hochschule, die nicht in einem englisch-sprachigen Land angesiedelt ist, ist die Universität Tokyo auf Platz 19. Der beste deutsche Vertreter ist die Universität Heidelberg auf Platz 60. Insgesamt finden sich 11 deutsche Hochschulen unter den besten 200, von denen die meisten in Bayern oder Baden-Württemberg liegen. Österreich kann eine Hochschule in diesem Ranking platzieren, die Schweiz ist mit sieben Hochschulen vertreten.

  • [intlink id=“1793″ type=“post“]Staatsausgaben für den Bildungsbereich[/intlink]
    In diesem Bereich kann sich die deutsche Bundesregierung wirklich nicht mit Ruhm bekleckern: Mit 4,0% Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt wird nur der drittletzte Platz erreicht. Tonangebend ist in diesem Bereich Dänemark – hier werden immerhin 8.3% des BIP in die Bildung investiert.
  • [intlink id=“1873″ type=“post“]Lebenslanges Lernen[/intlink]
    Im Bereich der Programme für Lebenslanges Lernen partizipierten im Jahr 2006 etwa 10% der Europäer zwischen 25 und 64 Jahre in einem Trainingsangebot, welches mindestens 4 Wochen Zeit in Anspruch nahm. Spitzenreiter sind hier die Skandinavischen Länder und Großbritannien, die alle eine Quote zwischen 20% und 33% vorweisen können. Mit 7,5% liegt Deutschland auch hier eher im hinteren Feld, kann sich aber trotzdem noch deutlich von den Schlusslichtern Bulgarien und Rumänien absetzen, die so gerade über 1% Beteiligung liegen. Österreich mit etwa 13% und die Niederland mit etwas mehr als 15% liegen hier über dem Durchschnitt.
Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 3. Januar 2011

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