Bildungspolitik in Deutschland

Bildungspolitik in Deutschland

PISA, Bologna, G8-Gymnasium und das Bildungspaket – bildungspolitische Themen sind in aller Munde, doch was genau ist eigentlich die „Bildungspolitik“? bildungsXperten erklärt, warum die Definition einer deutschen Bildungspolitik so schwierig ist.

Um Bildungspolitik zu definieren, muss zunächst einmal eine Definition des Begriffs „Bildung“ her. Die UNESCO definiert Bildung als „eine organisierte und dauerhafte Form der Kommunikation mit dem Ziel, Lernerfolg zu realisieren“ (UNESCO 1997). Bildungspolitik umfasst dementsprechend alle Strukturen, Prozesse und Inhalte, die diese Kommunikation von öffentlicher Seite gestalten.

Bildungspolitik als Versuch, Chancen zu schaffen

Zur Bildungspolitik zählt somit vorschulische, schulische und hochschulische Bildung, aber auch das immer wichtiger werdende Konzept des Lebenslangen Lernens in Form von beruflicher Aus- und Weiterbildung. Durch Bildung werden Chancen verteilt – einem Kind, das keine Schulabschluss macht, eröffnen sich deutlich andere Chancen im Leben als einem Kind, das einen Schulabschluss macht. Die Bildungspolitik versucht, diese Chancen positiv zu beeinflussen – in Schule, Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung.

Die Bildungspolitik wird durch verschiedene Institutionen „gestaltet“, dazu zählen Regierungen und Ministerien, Parteien und Fraktionen, Beratungsgremien für Bildung und Wissenschaft sowie Verbände, Gewerkschaften und Stiftungen.

Die Entwicklungen des Bildungswesens werden dokumentiert durch verschiedene Studien und Leistungsvergleiche, wie z.B. den PISA-Test.

„Eine“ deutsche Bildungspolitik

Das Problem an der Definition „der“ deutschen Bildungspolitik: Die Rede von „einer“ oder „der“ deutschen Bildungspolitik ist schwierig, da Bildung in Deutschland in erster Linie Ländersache ist. Das bedeutet, dass, abgesehen von wenigen Ausnahmen, allein die Bundesländer das Recht zur Gesetzgebung in der Bildungspolitik haben. 16 Bundesländer mit rund 400 Hochschulen und 400.000 Schulen – das macht „eine“ Bildungspolitik und deren Definition unübersichtlich.

Ein Beispiel für diese Differenzen sind die Schulsysteme, die sich in den einzelnen Bundesländern stark unterscheiden. Einen Versuch, die wichtigsten Regelungen einheitlich zu treffen, gibt es durch die Kultusministerkonferenzen. Dazu gehören unter anderem die Dauer der Schulferien und ihre Terminierung sowie die Aufteilung eines Schuljahres. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern werden z.B. durch das Zentralabitur sowie das G8-Gymnasium deutlich. Einige Bundesländer haben die Umstellung auf das Abitur nach 12 Jahren bereits vollzogen, während sie in anderen Bundesländern noch anhält. In Ländern wie Sachsen gibt es das G8-Gymnasium bereits seit Jahren. Gleiches gilt für das Zentralabitur, das in Bayern bereits lange Tradition hat, während es in anderen Bundesländern erst nach den erschütternden Ergebnissen der PISA-Studien eingeführt wurde.

Schwerpunktthemen der Bildungspolitik

Folgende Themen sind laut Deutschem Bildungsserver politische Schwerpunktthemen der Bildungspolitik:

  • Qualität
  • Bildung und Migration
  • Chancengleichheit im Bildungswesen
  • Informationsgesellschaft / Neue Medien
  • Informationskompetenz in Schulen
  • Lebenslanges Lernen (LLL)
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung – Weltdekade der Vereinten Nationen 2005 – 2014
  • Leseförderung
  • Demokratie und Partizipation lernen und leben

Die Bildungspolitik im europäischen Kontext

Im Fokus der deutschen Bildungspolitik steht auch die europäische Zusammenarbeit. Denn die allgemeine und berufliche Bildung zählt zu den zentralen Handlungsfeldern der Europäischen Union. Wichtig für die europäische Bildungszusammenarbeit sind die Bildungsprogramme der EU, die die Mobilität der Menschen verbessern und somit die europäische Integration stärken. So gibt es Herausforderungen, die alle Mitgliedsstaaten der EU betreffen. Dazu zählen z.B. die Überalterung der Gesellschaft, unzureichende Kompetenzen bei Arbeitskräften und der globale Wettbewerb. So verabschiedete der Rat der Bildungsministerinnen und -minister im Mai 2009 den „Strategischen Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung“. Darin wurden bis 2020 folgende Ziele gesetzt:

  • Verwirklichung von lebenslangem Lernen und Mobilität
  • Verbesserung von Qualität und Effizienz der allgemeinen und beruflichen Bildung
  • Förderung der Gerechtigkeit, des sozialen Zusammenhalts und des aktiven Bürgersinns
  • Förderung von Innovation und Kreativität.

Ein Beispiel für die Entwicklung eines EU-weiten bildungspolitischen Prozesses ist der Bologna-Prozess, den 29 Länder im Jahre 1999 ins Leben riefen.

Forderungen an die deutsche Bildungspolitik

In einer großen Bildungsumfrage forderten die Bürger vor allem mehr Investitionen in Schulen, eine größere Reformbereitschaft von Politikern und einen strukturellen Wandel im Bildungssystem – das bedeutet einen verbindlichen Kita-Besuch und einen zeitlich späteren Wechsel auf eine weiterführende Schule. Im Bereich Ausbildung wurden einheitliche Abschlussprüfungen an Stelle von Konkurrenzdruck durch die einzelnen Bundesländer gefordert.

Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 3. Mai 2011

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