Konfliktfähigkeit – wie Sie an Konflikten wachsen.

Konfliktfähigkeit – wie Sie an Konflikten wachsen.

In den meisten Fällen versuchen wir, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Wir nehmen Reißaus, sobald die Meinungsverschiedenheit zu groß wird. Wie wir Konflikten etwas Positives abgewinnen und sie zur rechten Zeit beheben können, erklärt Carsten Alex in seinem Artikel  zum Thema „Konfliktfähigkeit“.

Einstieg ins Thema

Der Begriff „Konflikt“ stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist dem lateinischen Substantiv conflictus entlehnt. Den Überlieferungen nach umschrieb dieses Wort einst den Zusam­men­stoß der Meinungen, Auseinandersetzungen und auch den inneren Zwiespalt. Das konstruktive Austragen von Konflikten (zur rechten Zeit) wurde von den frühen Gelehrten geschätzt und als notwendige Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen erkannt.

In unserem Kulturkreis gilt heute jedoch für viele eine andere Verhaltensregel: Einem Konflikt ist aus dem Weg zu gehen! Viele Menschen erleben Konflikte als etwas Störendes oder gar Bedrohliches. Es wird lieber vieles „geschluckt“ oder widerwillig toleriert, als das Problem offen anzusprechen. Mit zum Teil fatalen Folgen, denn es brodelt in uns und der Druck im Kessel (also im Innersten unserer Persönlichkeit) steigt enorm an.

Irgendwann dann – oft viel, viel später (und nicht zur rechten Zeit!) kommt es dann zum Ausbruch. Meist aus heiterem Himmel und völlig unerwartet. Haben Sie sich nicht auch schon mal gefragt, warum sich ein Gesprächs- / Diskussionspartner über solch eine Lappalie derart aufregt? Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit liegt das eigentliche Problem ganz woanders. Oft sind es dann die Kleinigkeiten – eben die Lappalien –, die das Fass zum Überlaufen bringen. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Wie kommt es zu Konflikten?

Das Leben in dieser schnelllebigen Zeit, die einem steten Wandel unterworfen ist, nahezu unbegrenzte Möglich­keiten und eine Informationsflut ungeahnten Ausmaßes bietet, birgt 24 Stunden am Tag Konflikt­potenzial. Warum? Es treffen permanent unterschiedlichste Bedürfnisse, Motive und wechselnde Interessen aufeinander. Im Berufs- wie Privatleben. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geben wenig Orientierung vor und seit einigen Jahren sind unpopuläre Entscheidungen an der Tagesordnung.

Wie weit ein Konflikt eskalieren kann, der nicht frühzeitig auch als solcher erkannt wird, haben wir zuletzt an Stuttgart 21 leidvoll erfahren. Wir konnten beobachten, welch große Herausforderung darin besteht, alle Beteiligten unter einen Hut zu bekommen. Die unterschiedlichen Interessen zu respektieren, die artikulierten Mei­nungen anzuhören, nieman­den dabei abzuwerten und am Ende zu einer ausgewogenen Entscheidung zu kommen, die im besten Falle von allen Beteiligten mitgetragen und respektiert wird, ist ein schwieriges Unterfangen.

Von der Idealvorstellung, dass es konfliktfreie Zonen gibt, sollten Sie sich am besten JETZT lösen. Dabei sollten Sie aber auch eines nicht übersehen: Konflikte signalisieren immer, dass aneinander Interesse besteht. Alle Energie misst sich am Widerstand!

Konfliktarten / -typen

Konflikte werden nach Art und Typ unterschieden:

Äußerer oder innerer Konflikt: Handelt es sich um einen Konflikt mit Dritten oder um einen inneren Zwiespalt?

Offener oder verdeckter Konflikt: Ist der Konflikt bereits allen Beteiligten bekannt oder schwelt er noch unter der Decke?

Sachkonflikt oder Wertekonflikt: Gibt es einen Sachverhalt oder ein konkretes Ereignis, das den Konflikt ausgelöst hat, oder sind persönliche Überzeugungen der Auslöser?

Des Weiteren lassen sich Konflikte noch ihrem Typ nach unterscheiden. Es gibt u. a. Interessenkonflikte, Zielkonflikte, Bewertungskonflikte, Beurteil­ungs­konflikte, Verteilungs­kon­flikte, Beziehungskonflikte oder Rollenkonflikte. Der Prozess der Konfliktlösung wird umso schneller bewältigt, je eher Klarheit über die Wurzeln des vorherrschenden Konflikts besteht. Zur Konfliktlösung braucht man jedoch eines: Konfliktfähigkeit!

Konfliktfähigkeit – was ist das?

Konfliktfähigkeit ist die Kompe­tenz, einen Konflikt anzunehmen und ihn konstruktiv zu bewältigen. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach einer angemessenen Lösung, sondern auch um das Schaffen eines Rahmens, der eine „Streitkultur“ unterstützt. Aber wie?

Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Einsicht, dass das Bemühen um eine Konflikt­lösung die Aufgabe aller Beteiligten ist. Nur wenn die Mobilisierung und Mitwirkung aller Konfliktparteien gelingt, kann eine tragfähige und dauerhafte Lösung erzielt werden. Sicher fällt es manchen von Ihnen heute schon leicht, Ihre Meinung zu sagen oder persönliche Interessen zu ver­treten. An die anderen unter Ihnen, die sich damit noch etwas schwer tun, eine Bitte und Aufforderung zugleich: Vertreten Sie ab sofort Ihre eigenen Interessen und übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben!

Konfliktfähigkeit kann erlernt werden, darin sind sich die Experten einig. Und damit sind wir dann auch schon beim Kern angelangt: „Der Entwicklung Ihrer Konfliktfähigkeit“.

Wie löse ich künftig Konflikte?

Sie werden bereits nach dem Lesen dieses Artikels schneller als früher in der Lage sein, Konflikte zu erkennen und Ihnen pro-aktiv zu begegnen. Doch eines gilt dabei als Grundvoraussetzung: Sie müssen es wollen!

Stellen Sie sich künftig nach­folgende Fragen:

  • Um was geht es wirklich in diesem Konflikt?
  • Sind mir bereits die „Wur­zeln“ des Konflikts bekannt?
  • Welche Konsequenzen sind mit dem Konflikt verbunden?
  • Wie fühlen sich die betroffenen Personen aktuell dabei?
  • Wer zieht einen Nutzen aus dem Konflikt?

Im weiteren Verlauf suchen Sie aktiv das Gespräch mit dem Konfliktpartner bzw. den Kon­flik­tparteien. Dabei kann es wertvoll sein, sich an folgender Struktur zu orientieren:

  • Ausgangslage
  • Situationsbeschreibung (aktuell)
  • Problem (sachliche Bewertung: Art, Typ)
  • Ziel (sachliche Beschreibung)
  • Lösungsalternativen (best- / mid- / worst-case)
  • Entscheidung
  • Maßnahmenplan

Wenn Sie künftig wie oben beschrieben vorgehen, könnte es sein, dass Sie sich in ein paar Monaten fragen, warum Sie nicht schon früher an konstruktiven Konflikten Gefallen hatten. Nicht vergessen: Je positiver Ihre Grundhaltung gegenüber Konflikten, desto mehr werden Sie und Ihr Umfeld daran wachsen.

Diese Gesetzmäßigkeit gilt, nehmen Sie mich beim Wort!

Autor/in: Carsten Alex
Veröffentlicht am 31. Juli 2012

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