Insidertipps: So werden Sie Polizist/-in

Insidertipps: So werden Sie Polizist/-in

Jeder neunte Jugendliche in Deutschland möchte bei der Polizei arbeiten. Claus Peter Müller-Thurau, ehemaliger Polizeibeamter, gibt Tipps, wie der Einstieg in den Polizeiberuf gelingt und welche Möglichkeiten es gibt.

Wenn man junge Frauen und Männer fragt, was sie einmal machen möchten, bekommt man wahlweise drei typische Antworten: „Irgendwas mit Menschen!“ – „Irgendwas mit Tieren!“ – „Irgendwas mit Medien!“ Im Polizeiberuf ist das alles zu haben. Streifenbeamte kümmern sich um Menschen in Not, Polizeihundeführer um die „Kollegen“ mit dem guten Riecher und Mediensprecher informieren die Öffentlichkeit über den Stand von Ermittlungsverfahren.

Kein Wunder also, dass sich jeder neunte Jugendliche in Deutschland die Polizei als künftigen Arbeitgeber wünscht. Das geht aus dem neusten Schülerbarometer des Berliner Trendence Instituts hervor, deren Ergebnisse das Magazin Focus Schule in der Ausgabe vom August/September 2011 veröffentlichte. Bei den Mädchen folgt nach ProSiebenSat1 und H&M die Polizei immerhin auf dem dritten Rang.

Kein Job wie jeder andere

„Was machen Sie eigentlich beruflich?“ Die meisten liefern daraufhin eine Berufsbezeichnung ab oder benennen die Organisation, der sie angehören: „Ich bin Mechatroniker.“ – „Ich arbeite als Event Manager.“ – Oder: „Ich bin bei der Polizei.“ Es fällt ihnen  schwer, ihre Tätigkeit zu beschreiben. Was also machen Polizeibeamte? Professor Dr. Rafael Behr, Kriminologe und Soziologe an der Hochschule der Polizei Hamburg: „Polizeibeamte und -beamtinnen sind Spezialisten, wenn es darum geht, vor Gefahren zu schützen und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Kriminalität zu bekämpfen, Gefahren abzuwehren und den Frieden zu sichern.“

Damit hat man als Interessent an einem Berufseinstieg bei der Polizei einen guten Anhaltspunkt für das richtige Berufsverständnis und die damit verbundenen Anforderungen. Und die sind aus guten Gründen hoch. Polizeibeamte und -beamtinnen sind neben Zöllnern und Soldaten die einzigen im Lande, die gegebenenfalls Gewalt ausüben dürfen. Wer diese Verantwortung auf sich nehmen möchte, weiß auch, dass die Frage „Bulle oder Freund und Helfer?“ einstweilen in der Bevölkerung mehrheitlich positiv beantwortet wird.

Der Polizeiberuf hat viele Gesichter

Wer Polizeivollzugsbeamter bzw. Polizeivollzugsbeamtin (PVB) werden möchte, hat die Qual der Wahl. Die Vollzugspolizei, die für den wesentlichen Teil der Gefahrenabwehr zuständig ist, fächert sich auf in Schutzpolizei (SchuPo), Bereitschaftspolizei (BePo), Wasserschutzpolizei (WaPo) und Kriminalpolizei (KriPo). Letztere versehen ihren Dienst übrigens in Zivilkleidung. Und für die Tierfreunde gibt es noch die berittene Polizei oder eine Tätigkeit als Polizeihundeführer.

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Nach einer besonders anspruchsvollen Spezialausbildung kann man Angehöriger des Mobiles Einsatzkommandos (MEK) werden und beispielsweise an verdeckten Observation besonders gefährlicher Straftäter und mobilen Zugriffen mitwirken. Alle Bundesländer verfügen außerdem noch über Spezialeinsatzkommandos (SEK), die ebenfalls für Zugriffs- und Schutzmaßnahmen zuständig sind. Worin sich diese Einsatzkommandos unterscheiden? Der Einstellungsberater und Kommissar Jens Heidenfeldt von der Thüringer Polizei: „Das MEK findet die einzutretende Tür und das SEK tritt sie dann ein.“

Zu erwähnen ist hier noch, dass es die Polizei gar nicht gibt, denn alle 16 Länder der Bundesrepublik Deutschland haben die Polizeihoheit. Hinzu kommt die Bundespolizei, deren polizeiliche Aufgaben insbesondere „den grenzpolizeilichen Schutz des Bundesgebietes und die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität, die Gefahrenabwehr im Bereich der Bahnanlagen des Bundes und die Sicherheit der Bahnreisenden, Luftsicherheitsaufgaben zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs sowie den Schutz von Bundesorganen“ umfassen. Auch hier gibt es für junge Frauen und Männer gute Perspektiven.

Ausbildung und Aufstieg

Bei Beamtenlaufbahnen wird in der Regel zwischen dem mittleren, gehobenen und höheren Dienst unterschieden. Wo man sich beruflich „einfädeln“ kann, hängt vom Bildungsabschluss, einer eventuell bereits absolvierten Berufsausbildung oder eines Studiums und dem Notendurchschnitt (in der Regel braucht man eine 2 vor dem Komma) ab. Für alle gilt, dass man eine Mindestgröße haben, über eine gute körperliche Fitness verfügen und am Tag der gewünschten Einstellung ein Mindestalter erreicht haben muss bzw. ein bestimmtes Alter nicht überschritten haben darf. Bewerber mit Zuwanderungshintergrund sind sehr gefragt.

Grundsätzlich gilt, dass jeder Polizeibeamte die Chance hat, bis nach ganz oben aufzusteigen. So können zum Beispiel Aufstiegsbeamte über ein verkürztes Studium vom mittleren in den gehobenen Dienst wechseln. Es wird konsequent darauf geachtet, dass die verschiedenen Laufbahnen „durchlässig“ sind. Detaillierte Informationen findet man unter www.polizei-portal.de/.

Praxisnah studieren

Da hier nicht die Besonderheiten aller Bundesländer abgearbeitet werden können, soll zunächst exemplarisch auf Nordrhein-Westfalen und Bayern eingegangen werden. Polizeianwärter absolvieren in NRW an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung ein dreijähriges Bachelorstudium mit einer monatlichen Vergütung von ca. 1.000 Euro. Nach bestandener Prüfung werden alle in den Polizeidienst übernommen. In Bayern erfolgt die Ausbildung an der Bayerischen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege. Die Vergütung der Polizeikommissaranwärter (PKAnw) beträgt im 1. Ausbildungsjahr ca. 950 Euro. Es wird der Abschluss „Diplom-Verwaltungswirt (FH) / Diplom-Verwaltungswirtin (FH)“ erworben. Weitere interessante Informationen erhält man unter www.polizei.nrw.de/beruf bzw. www.polizei.bayern.de/wir/beruf/.

Eine interessante Alternative bietet die junge Hochschule der Polizei Hamburg, die auf professionellem Niveau Polizeibeamte und -beamtinnen für den gehobenen Dienst ausbildet und die legendäre Deutsche Hochschule der Polizei in Münster (Hiltrup), die über einen Masterstudiengang „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“ Absolventen für den höheren Polizeidienst in den Ländern und beim Bund qualifiziert.

Die wichtigste Waffe ist das Wort

Aus diesem Grundsatz des Polizeivollzugsdienstes ergibt sich, dass soziale und kommunikative Kompetenzen in diesem Beruf unverzichtbar sind. Rambos, die schnell schießen und langsam denken haben keine Chance. In den Eignungsauswahlverfahren müssen zukünftige Polizeibeamte und -beamtinnen deshalb zeigen, dass sie

  • die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrschen,
  • eine gute Allgemeinbildung besitzen,
  • eine hohe intellektuelle Leistungsfähigkeit mitbringen,
  • sich konzentrieren und etwas merken können,
  • mental und körperlich (Sportleistungstest!) fit sind und
  • vom Erscheinungsbild und (Sozial)Verhalten her zum Polizeiberuf passen.

So macht man das Rennen

Oliver Merz, Oberregierungsrat und Leiter des Prüfungsamts der Bayerischen Polizei: „Wie bei jedem anderen Beruf auch, ist es ratsam, sich mit dem Berufsbild und möglichen Tätigkeiten vorab zu beschäftigen. Gerne stehen Ihnen unsere Einstellungsberaterinnen und Einstellungsberater für Gespräche zur Verfügung. Hinsichtlich unseres Auswahlverfahrens nutzen Sie die im Internet bereitgestellten Informationen, insbesondere unsere Videoclips zum Sporttest sowie unsere weiteren Informationen – zum Teil mit Beispielaufgaben – zu den Testteilen.“

Die Polizeien der Länder sind auskunftsfreudig und es ist ratsam, sich entweder persönlich oder in einer Gruppe von einem Einstellungsberater des Bundeslandes der Wahl informieren zu lassen. Wer unvorbereitet in ein Auswahlverfahren geht, braucht gar nicht erst anzureisen. Also: Üben, üben und nochmals üben. Das gilt für die Leistungstests und insbesondere auch für die Sportprüfung. Besonders beliebt ist der Cooper-Test (12 Minutenlauf), der Wendelauf und der Standweitsprung. Für die Polizeidiensttauglichkeit ist die geistige und körperliche Fitness aus naheliegenden Gründen unverzichtbar. Schließlich geht es um die Bewältigung von Bewährungssituationen, die in Büros, Autowerkstätten und Industriebetrieben so nicht zu erwarten sind.

Für das Einstellungsauswahlverfahren gilt die „Bestenauslese“, d. h. die Bewerber/innen werden nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung ohne Rücksicht auf Geschlecht, Abstammung, Rasse, Glauben, religiöse oder politische Anschauungen, Herkunft oder Beziehungen augewählt.

Kurzum: Fairness first! Und das gilt nicht nur für den Einstieg, sondern auch für den späteren Aufstieg. Bei der Polizei kann man ‚was werden.

Autor/in: C. P. Müller-Thurau
Veröffentlicht am 14. September 2011

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