Bewerbung um ein Auslandspraktikum

Bewerbung um ein Auslandspraktikum

Wenn sich in der Mailbox der Personalentscheider die Bewerbungen stapeln, kann ein Fachpraktikum im Ausland der entscheidende Faktor sein, der einen von den anderen Bewerbern abhebt. Berufsspezifische Auslandserfahrung ist heutzutage nicht nur ein Pluspunkt im Lebenslauf, in vielen internationalen Konzernen ist es längst zur Standardqualifikation geworden.


In Zusammenarbeit mit Praktikawelten hat BildungsXperten.net diesen Guide zum Thema Auslandspraktikum erarbeitet. Praktikawelten ist eine Agentur, die jungen Menschen dabei hilft, die gewünschte Praktikumsstelle im Ausland zu finden. Der Guide soll bei der Stellensuche helfen, das typische Bewerbungsverfahren durchleuchten und mit dem ein oder anderen Beispiel aus der internationalen Wirtschaft überraschen.

Andere Länder, andere Sitten?

Neben dem europäischen Ausland zieht es die Praktikanten vor allem in die Ferne. Die USA, England, Australien und Kanada sind die beliebtesten Länder, wenn es für junge Leute darum geht, ihren Horizont und ihr fachspezifisches Know-how im Ausland zu erweitern. Da Kanada ein begrenztes Visakontingent hat, sind diese Plätze meist am schnellsten vergeben.

Doch wie ergattert man eine der begehrten Stellen im Ausland? Fachspezifische Praktika in der passenden Branche zu finden, kann viel Aufwand und Zeit kosten. Um Schnelligkeit geht es bei der Bewerbung für ein Auslandspraktikum jedoch nicht in erster Linie.

Schriftlich in der Bewerbung punkten

Personalverantwortliche merken sofort, wenn ihnen ein standardisiertes Anschreiben vorgelegt wird. Deshalb sollten Bewerber vorher genau bedenken, wie sie dem Ansprechpartner im Gedächtnis bleiben.

Folgende Aspekte sollten Bewerber beim Verfassen einer schriftlichen Bewerbung beachten:

Anschreiben

  • Sprache: Das Motivationsschreiben sollte am besten in Englisch oder noch besser, sofern diese beherrscht wird, in der jeweiligen Landessprache verfasst werden.
  • Anrede: Der Ansprechpartner sollte persönlich mit Namen angeschrieben werden. Vorher also online oder telefonisch recherchieren – eine super Möglichkeit bietet zum Beispiel die Website LinkedIn.com, auf der Bewerber leicht die zuständigen Personalverantwortlichen der Firma herausfinden kann.
  • Aufbau des Anschreibens: Eine reine Aufzählung der eigenen persönlichen Vorzüge sollten die Bewerber vermeiden. Viel wichtiger ist es, umzudenken – welche Anforderungen hat das Unternehmen bzw. meine angestrebte Aufgabe und welche meiner Vorzüge und Qualitäten entsprechen dieser?
  • Standardmäßig werden die Bewerbungsunterlagen üblicherweise als PDF-Dokument formatiert und per E-Mail verschickt.
  • Statt „mausi90@muster.de“ , seriöse E-Mail-Adressen mit Vor- und Nachnamen als Absender benutzen

Lebenslauf

  • Auf ein durchdachtes Layout und eine Einteilung des Lebenslaufes in Rubriken wie „Ausbildung“ und „Engagement“ mit Trennlinien oder Absätzen achten – das erleichtert die Übersicht.
  • Alle Stellen und Tätigkeiten chronologisch sortieren, dabei das aktuellste Ereignis zuerst nennen.
  • Alle bisherigen Arbeitsstellen und Nebenjobs so konkret wie möglich beschreiben und Tätigkeiten den Ansprüchen der gewünschten Praktikumsstelle immer wieder anpassen.

Klassisches Beispiel ist hier der Kellner-Job während des Studiums – bewerbe ich mich danach auf eine Praktikumsstelle im Kundenservice, so betone ich den Kontakt mit den Gästen und Kunden, bewerbe ich mich dagegen auf ein Praktikum im Rechnungswesen, so stelle ich die Arbeit mit Kassensystemen und Abrechnungen  heraus.

  • Gute Abschlussnoten können auch schon im Lebenslauf erwähnt werden – das sticht ins Auge.
  • Lücken sollten nicht vertuscht, sondern erklärt werden.

Ist die schriftliche Bewerbung gut angekommen, muss der Bewerber in den meisten Fällen „live“ unter Beweis stellen, wie gut er sich verkaufen kann. Via Telefon oder Skype überzeugen sich die Personaler gerne persönlich von der Kompetenz und Persönlichkeit des Aspiranten. Der erste Eindruck zählt. Wer sich rechtzeitig Gedanken macht, kann gleich zu Anfang die Unterhaltung entkrampfen und findet eine entspannte Kommunikationsbasis, um die weiteren Fragen zu meistern. Am Telefon sind eindeutige Aussagen besonders wesentlich, da Mimik und Gestik nicht wie gewohnt eingesetzt werden können.

Speziell für England finden sich weitere Details in diesem Artikel zusammengefasst: Bewerbungsprozess in UK – Lebenslauf und Anschreiben

Folgende Aspekte sollten die Bewerber vor einem Telefoninterview beachten:

  • Nebengeräusche unbedingt abstellen.
  • Für Nachfragen Bewerbungsunterlagen sowie Papier und Stift bereithalten.
  • Unbedingt für die erste Frage gewappnet sein: „Erzählen Sie doch mal etwas über sich“ – hier ist der rote Faden wichtig. Prägnante Zusammenfassung des beruflichen Werdegangs bis hin zu einer kurzen Begründung für die Bewerbung.
  • „Ähhms“ und „Mmmhs“ vermeiden – wenn man Zeit zum Antworten benötigt, darf man das auch sagen.
  • Falls vorhanden, unbedingt auch eigene Fragen stellen um das Interesse an der Firma bzw. der Position zu bekunden.
  • Im Lebenslauf angegebene Sprachkenntnisse werden oft unangekündigt abgefragt, daher unbedingt etwas zurechtlegen, um nicht aufzulaufen.
  • Und ganz wichtig: Lächeln – auch wenn es keiner sieht.

Repräsentativer Faktor beim Vorstellungsgespräch ist zu einem großen Teil die sprachliche Kompetenz. Wer also ins Ausland möchte und sich in der Landessprache noch nicht sicher fühlt, sollte sich überlegen zusätzlich noch in der Heimat bzw. natürlich bestenfalls direkt im Ausland einen Sprachkurs zu absolvieren. Dies ist oft über das Fachsprachenzentrum direkt an der Universität möglich. Aber auch Agenturen, die Praktika vermitteln, vermitteln Sprachkurse in zertifizierten Sprachschulen in ihren Zielländern, die zur Vorbereitung geeignet sind.

Hilfe bei der Stellensuche

Wer bei Google sucht, findet eine Fülle von Stellenangeboten für Auslandpraktika. Allerdings gibt es verschiedene Herangehensweisen, die Suche nach der geeigneten Stelle zu gestalten. Initiativbewerbungen bei interessanten Firmen sind meist wenig zielführend. Besser ist es, sich auf eine ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD) hat ein Verzeichnis mit allen Praktikumsplatzbörsen zusammengetragen. Hilfestellung leistet der DAAD auch bei der Auskunft über die Anrechnung des Praktikums auf das Studium. Das Carlo-Schmid-Programm des DAAD vermittelt Praktika in internationalen Organisationen und EU-Institutionen. Bestnoten im Studium gelten hierfür als Voraussetzung. Als Alternative empfiehlt sich auch die Internetplattform der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit. Zusammen mit den örtlichen Agenturen im Ausland werden Fachkräfte für alle Berufszweige vermittelt.

Formale Voraussetzungen

Bei der Anrechnung des Praktikums auf den Studiengang gibt es fachspezifische formale Vorgaben. Beispielsweise erkennen die Universitäten für das Medizinstudium ein Pflegepraktikum im Ausland in der Regel an, wenn das zweisprachige Zeugnis mit Stempel des Krankenhauses sowie die Tätigkeits- und Krankenhausbeschreibung vorliegen. Im Zweifelsfall ist immer die Universität der erste Ansprechpartner.

Neue Horizonte

Ist ein Praktikum im Ausland gefunden, gibt es vor der Abreise viel zu organisieren. Die angehenden Praktikanten müssen gegebenenfalls ein Visum beantragen und eine Unterkunft finden. Zusätzlich ist eine spezielle Krankenversicherung für das Ausland in den meisten Fällen Pflicht.

Die Vorbereitungen sind jedoch noch viel mehr als Bürokratie und Papierkram. Es ist vor allem eine Einstimmung auf das, was einen im Ausland erwartet: andere Kulturen und fremde Lebensgewohnheiten, Sprache und Essen. Plötzlich müssen  sich die jungen Praktikanten mehr als bisher selbst organisieren und sich auf Unbekanntes und Neues einlassen.

Wenn es nach dem Praktikum dann „Kofferpacken“ heißt, sollten die Praktikanten also noch Platz lassen, um die Extra-Portion Selbstbewusstsein mit nach Hause nehmen zu können.

Autor/in: Julia Kalbhen
Veröffentlicht am 7. April 2015

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