Ausbildung oder Studium – was ist das Richtige für mich?

Ausbildung oder Studium – was ist das Richtige für mich?

Dreizehn Jahre Schulbank drücken sind geschafft. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Es folgt das Studium, oder …nein – vielleicht doch lieber eine Ausbildung? Welche Charakteristika sprechen eigentlich für den einen oder den anderen Bildungsweg? Gefragt – Gesagt!

Runde 1: Das Wesentliche

Innerhalb einer Ausbildung ist das Arbeitsfeld klar gesteckt und orientiert sich ausschließlich am zukünftigen Beruf des Auszubildenden. Wer also eine Ausbildung beginnen möchte, sollte sich vorab besser eindeutig für einen Beruf entschieden haben. In andere Berufe zu wechseln gestaltet sich nämlich als sehr schwierig. In Deutschland, in Österreich und in der Schweiz besteht ein duales Berufsausbildungssystem, das kurz „duale Ausbildung“ heißt und parallel in einem Ausbildungsbetrieb sowie in einer Berufsschule beziehungsweise an einer Berufsakademie absolviert wird.

Die Ausbildung findet wöchentlich an drei bis vier Tagen innerhalb des Ausbildungsbetriebs und an den übrigen ein bis zwei Tagen der Woche in der Berufsschule statt. Es gibt auch die Form des Blockunterrichts, bei dem der Auszubildende etwa zwei Monate lang ausschließlich die Berufsschule besucht. Diese Möglichkeit wird in vielen Fällen mit einer überbetrieblichen Ausbildung ergänzt.

Studenten müssen sich zwar für eine Studienrichtung entscheiden, können ihr definitives Berufsziel aber auch erst während des Studienverlaufs festlegen. So erlangt man als Student ein breit gestreutes Basiswissen, mit dem man in mehrere verschiedene Berufe innerhalb des studierten Fachbereichs einsteigen kann. Ein Studium kann man sowohl an (dualen) Hochschulen und Fachhochschulen als auch an Kunsthochschulen und an Hochschulen gleichgestellten Akademien aufnehmen. Für jede dieser unterschiedlichen weiterbildenden Schulformen bestehen allerdings spezifische Zulassungsvoraussetzungen sowie andere Abschlussmöglichkeiten.

Runde 2: Was sagt die Uhr?

Zeitlich gesehen liegt man mit einer Ausbildung eindeutig im Vorteil, da der Ausbildungszeitraum überschaubar ist und je nach Ausbildungsberuf zwischen zwei bis dreieinhalb Jahren liegt. Dazu besteht auch die Möglichkeit, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren.

Studierenden hingegen wird schon ein etwas längerer Atem abverlangt, da das Ende des jeweiligen Studiums trotz unterschiedlicher Regelstudienzeit nicht gerade einfach abzuschätzen ist und auch von mehreren Faktoren beeinflusst werden kann (siehe Runde 3). Ein Studium kann auch berufsbegleitend absolviert werden, dauert dann aber auch länger. Sowohl für die Ausbildung als auch für das Studium gilt: Wer im zukünftigen Berufsleben erfolgreich sein will, braucht auch ein gewisses Maß an Ausdauer!

Runde 3: Theorie oder Praxis? Das ist hier die Frage.

Der Schwerpunkt im Studium liegt eindeutig auf der Vermittlung von theoretischem Wissen. Erste praktische Erfahrungen kann man als Student jedoch durch Praktika innerhalb unterschiedlicher Firmen und Berufsfelder – auch in Form von Auslandspraktika – erwerben. Mit dem Beginn einer Ausbildung hingegen startet man direkt in die Praxis und hat nach der Ausbildung schon drei Jahre Berufserfahrung vorzuweisen.

Runde 4: Nichts geht ohne Prüfungen

Wer gedacht hat, dass es nach der Schule mit den Prüfungen vorbei ist, hat sich leider zu früh gefreut. Sowohl eine Ausbildung als auch ein Studium sieht spezifische Prüfungsordnungen und -verfahren vor. So lässt sich weder auf dem einen noch auf dem anderen Bildungsweg in eine prüfungsfreie Zone abbiegen.

Runde 5: Geld regiert die Welt

Studieren ist eine relativ kostspielige Angelegenheit. Obwohl mit einem abgeschlossenen Studium die Chancen auf ein höheres Einstiegsgehalt sowie größere Gehaltserhöhungen steigen, ist die finanzielle Lage während des Studiums eher eine Durststrecke. Azubis verdienen hingegen von Beginn ihrer Ausbildung an ihr eigenes Gehalt und genießen somit ein Stück weit finanzielle Unabhängigkeit, beispielsweise ihren Eltern gegenüber. Auch wenn sich mit diesem Geld keine großen Sprünge machen lassen, bekommen Auszubildende aber direkt bei ihrer betrieblichen Übernahme ein Einstiegsgehalt.

Studierende hingegen erhalten kein kontinuierliches Einkommen, sondern müssen noch drauf zahlen. Wer also nicht das Glück hatte, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren zu sein und trotzdem ein Studium anstrebt, muss sich wohl oder übel über andere Finanzierungsmöglichkeiten Gedanken machen. Ein zusätzlicher Job kann da zwar die Bezahlung übernehmen, führt aber leider auch unweigerlich oft zu einer Verlängerung des Studiums. Zudem existieren in vielen Bundesländern mittlerweile – zusätzlich zum Semesterbeitrag – auch Studiengebühren von nicht unbeachtlicher Höhe. Man sollte sich also vorab eines Studiums unbedingt über die anstehenden Gesamtkosten sowie deren Finanzierungsmöglichkeiten informieren.

Runde 6: Und wie sieht’s aus mit der Karriere?

Von angeblich besseren Verdienstmöglichkeiten als Hochschulabgänger bis hin zu scheinbar nachteiliger Qualifizierung trotz abgeschlossener Berufsausbildung – um das Thema Studium und Ausbildung ranken sich viele Mythen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus und einen Beruf exakt nach individuellem Wunsch garantiert weder der eine noch der andere Bildungsweg. Auch wenn die Karrierechancen im Anschluss an ein Studium – vielleicht auf Grund des Titels – scheinbar immer noch günstiger ausfallen, besitzen Azubis den entscheidenden Vorteil, bei gutem Abschluss ihrer Ausbildung auch direkt von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden.

Runde 7: Lernst du noch oder lebst du schon?

Ganz klar: Egal ob man studiert oder eine Ausbildung macht, in beiden Fällen lässt sich auch ein Privatleben führen. Ein Unterschied liegt allerdings darin, dass Studenten ihr Studium samt ihrer Veranstaltungen größtenteils eigenständig und flexibel zusammenstellen können. Diese Optionen ermöglichen natürlich eine günstigere Vereinbarung von Studium und Freizeit und lassen den Studierenden eigenverantwortlich arbeiten, was auch seine ganz persönliche Entwicklung begünstigen kann. Eigeninitiative und Selbstdisziplin sind also wichtige Voraussetzungen, um sowohl sein Studium als auch sein Privatleben,adäquat meistern zu können.

Auszubildende folgen einem relativ routinierten Berufs- und Schulalltag, der ihnen wesentlich geringere Möglichkeiten der Handlungsfreiheit und autonomen Gestaltung bietet. Allerdings stehen sie während ihres gesamten Ausbildungszeitraums in Kontakt mit ihren Vorgesetzten und Kollegen und sammeln so Erfahrungen, die nicht nur für ihre berufliche sondern auch für ihre persönliche Zukunft förderlich sein können.

Finalrunde: Und wer gewonnen hat…

… ist reine Ansichtssache! Vielleicht mag ein Auszubildender andere Möglichkeiten, Erfahrungen oder Chancen besitzen als ein Student, doch welcher Bildungsweg der geeignetere von Beiden ist, entscheidet letztlich jeder für sich.

Schließlich impliziert sowohl ein Studium als auch eine Ausbildung sowohl spezifische Vor- als auch einige Nachteile. Wichtig ist nur zu wissen, wohin der eigene Weg gehen soll und dass einige Berufe bestimmte Abschlüsse voraussetzen. Wer direkt praktisch durchstarten möchte sollte also eher eine Ausbildung machen. Wer hingegen noch ein paar Jahre und Praktika braucht, um sich zu orientieren, ist besser in einem Studium aufgehoben.

Autor/in: Sinah Stamperius
Veröffentlicht am 4. August 2011

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