Trainee & Volontariat vs. direkter Berufseinstieg – was passt besser zu mir?

Trainee & Volontariat vs. direkter Berufseinstieg – was passt besser zu mir?

Am Ende eines Studiums sind viele erst einmal von Klausuren und Abschlussarbeiten gestresst. Eine kurze Entspannungspause ist hier völlig legitim. Danach sollte die Orientierungsphase jedoch langsam beginnen. Wir zeigen die wichtigsten Einstiegsmöglichkeiten für Hochschulabsolventen auf.

Muss ich mich am Anfang meiner Bewerbungsphase schon festlegen?

Generell ist es gut, in der Bewerbungsphase „mehrgleisig“ zu fahren. Heutzutage ist es doch eher selten, dass bereits die erste Bewerbung zum Erfolg führt. Sinnvoll ist es sich zunächst darüber Gedanken zu machen, welche Branchen interessant sein könnten und welche Positionen auf längere Sicht zur eigenen Person passen. Die ausgeschriebenen Stellen geben dann darüber Auskunft, was ein Bewerber mitbringen muss. So könnte eine Stelle im Bereich Produktion bei der einen Firma als Trainee-Programm, bei der anderen als Direkteinstieg angeboten werden.

Generelle Unterscheidungen von Trainee-Programm, Volontariat & Direkteinstieg

Trainee-Programme werden sehr oft im betriebswirtschaftlichen Bereich angeboten. Sie zielen grob gesagt darauf ab, einen Mitarbeiter sehr breit-gefächert auszubilden, um ihn oder sie auf eine Position im Führungsbereich vorzubereiten. Sehr beliebt sind hier vor allem Wirtschaftsingenieure, die sich durch ihr Studium ein vielfältiges Wissen angeeignet haben.

Ein Volontariat wird häufig im Medienbereich angeboten, meistens bei Zeitungen und Zeitschriften. Aber auch in der Online-, PR-, TV- oder Hörfunk-Branche gehören Volontariate zur Tagesordnung. Volontariate richten sich im Allgemeinen eher an Leute aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich.

Der Direkteinstieg ist in jeder Branche möglich. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch Beruferfahrung, die man bereits im Studium gesammelt haben sollte. Ein weiterer Faktor hier kann aber auch sehr spezifisches Wissen sein, welches im Studium erworben wurde. Ein Biologe, der sich auf eine Stelle im Forschungsbereich bewirbt, hat gute Chancen einen direkten Einstieg in die Berufswelt zu schaffen.
Auch bei BWLern ist ein Direkteinstieg keine Seltenheit. So ist zum Beispiel die Struktur einer Unternehmensberatung oft sehr klar aufgebaut. Ein Absolvent steigt auf der untersten Stufe, dem Consultant, ein und kann sich schrittweise hocharbeiten.

Ich möchte direkt ein gutes Gehalt – ein Trainee-Programm kommt nicht infrage!

Trainee-Programme und Volontariate haben den Ruf, schlecht bezahlt zu sein. Nach dem studentischen Geldbeutel freuen sich viele Absolventen auf ihr erstes Gehalt. Sie möchten sich erst einmal den ein oder anderen Wunsch erfüllen, der in den letzten Jahren zurückstehen musste. Daher ziehen sie zunächst nur den direkten Berufseinstieg in Betracht.

Leider ist die Vergütung im Volontariat häufig wirklich nicht sehr hoch. Ein Gehalt zwischen 1000 und 1500 Euro brutto pro Monat ist realistisch. Ganz anders sieht es da jedoch in vielen Trainee-Programmen aus. Die Gehälter sind durchaus vergleichbar mit den Einstiegsgehältern der Absolventen, die sofort in den Beruf starten. Manchmal werden diese sogar noch überschritten. So liegt ein Trainee Gehalt in der Regel zwischen 30.000 und 40.000 Euro jährlich – je nach Größe des Betriebs.

Wann kommt ein Trainee-Programm für mich infrage?

Trainee-Programme sind sehr begehrt bei Absolventen und die Konkurrenz ist groß. Auf eine Stelle können durchaus über 250 Bewerber kommen. Einen Platz zu ergattern ist schwierig, aber nicht unmöglich, doch das Auswahlverfahren ist hart. Zunächst die Online-Bewerbung, gefolgt von einem kurzen Online-Test. Schneidet man hier gut ab, so erhält man einen Termin zum Telefon-Interview. Interessante Kandidaten werden danach zu einem 1-2 tägigen Assessment-Center eingeladen. Die besten können sich hier nach auf die letzte Hürde freuen: das persönliche Vorstellungsgespräch.

Dieses Auswahlverfahren kann ganz schön an die Nerven gehen, aber Durchhaltevermögen zahlt sich aus, wenn man einer der glücklichen Auserwählten ist. Trainee-Programme zielen darauf ab, eine möglichst breit-gefächerte Ausbildung zu liefern, um die jungen Arbeitnehmer auf potenzielle Führungspositionen vorzubereiten. Die Chance auf ein schnelles Hinaufklettern auf der Karriereleiter nach dem meist 18-24 Monate dauernden Programm sind daher hoch.

Wann bietet sich ein Volontariat für mich an?

Ein Volontariat wird meist im Medienbereich angeboten. Es dient dazu, einen Überblick über den jeweiligen Beruf, z. B. den des Journalisten oder PR-Beraters, zu erhalten und die wichtigsten für diesen Beruf nötigen Qualifikationen zu vertiefen. Bei vielen Geisteswissenschaftlern ist diese Art von Berufseinstieg sehr beliebt. Sie bringen die richtigen Voraussetzungen mit – Schreibkompetenz, die Fähigkeit gut zu recherchieren oder auch eine selbstständige Arbeitsweise – sind aber noch in keine spezifische Richtung, was die Berufswahl angeht, festgelegt.
Hat ein Student Interesse an einem Volontariat, so sollte er oder sie jedoch frühzeitig die Weichen stellen und Praktika im Medienbereich bereits im Studium absolvieren. Diese sind oft Voraussetzung, vor allem bei den großen Tageszeitungen oder Zeitschriften. Vitamin B ist ebenfalls sehr hilfreich und wie könnte man dieses besser erlangen, als durch ein Praktikum?

In manchen Fällen ist ein Volontariat auch nach dem Abitur bzw. ohne abgeschlossenes Studium möglich. Diese sind aber eher die Ausnahme, z. B. wenn ein Schüler bereits tiefe journalistische Einblicke durch die Arbeit bei einer Schülerzeitung bekommen hat oder frei für eine Zeitung tätig war. Meist sind ein Studium plus diverse Praktika die Grundvoraussetzung für einen Volontariatsplatz.

Die Dauer ist hier je nach Unternehmen recht unterschiedlich und liegt im Schnitt zwischen 12 und 24 Monaten. Sollte die Möglichkeit einer Übernahme nach dem Volontariat nicht gegeben sein, so bietet dieses aber eine sehr gute Grundlage, auch in anderen Unternehmen Fuß zu fassen.

Was sollte ich bei der Auswahl geeigneter Stellen beachten?

Bei beiden Optionen, dem Trainee-Programm und dem Volontariat ist es sehr wichtig, sich im Vorhinein genau über die Inhalte zu informieren. Die Begriffe sind nicht geschützt, weshalb eine gute Qualität nicht zwingend sein muss. Besonders das Volontariat lädt Arbeitgeber dazu ein, gut ausgebildete Absolventen für wenig Geld zu beschäftigen – quasi als getarntes Langzeit-Praktikum.

Am besten man bespricht die wichtigsten Stationen des Volontariats zuvor mit dem Arbeitgeber und fragt nach möglichen Weiterbildungsmaßnahmen, wie z. B. Computer-Kursen oder anderen für die Tätigkeit relevanten Fortbildungen. Bei größeren Unternehmen sind jedoch Volontariate sowie auch Trainee-Programme bereits sehr gut durchgeplant und strukturiert. Der Ablauf wird oft schon im Vorstellungsgespräch erläutert.
Auch in puncto Gehalt sollten Informationen eingeholt werden. Am besten stöbern Sie zuvor durch Karriereforen und erfragen, was zu erwarten ist. Auch Portale wie z. B. Lohnspiegel.de bieten Informationen zu dieser Thematik. Die Vergütung bei größeren Unternehmen ist jedoch meist festgelegt und nicht verhandelbar.

Autor/in: Julia Höger
Veröffentlicht am 24. März 2011

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