Lehrer werden ohne Lehramtsstudium

Lehrer werden ohne Lehramtsstudium

Sie haben Freude am Umgang mit Menschen, Leidenschaft für Ihr Fach und Spaß an der Wissensvermittlung? Dann könnte ein Seiteneinstieg in den Lehrberuf infrage kommen. bildungsXperten erklärt, wie Sie auch ohne Lehramtsstudium Lehrer werden können.

Für manch einen steht bereits nach dem Abitur fest, dass der Lehrberuf der richtige Weg ist. Andere erkennen dies jedoch erst, nachdem sie bereits ein anderes Studium begonnen oder sogar abgeschlossen haben. In vielen Bereichen besteht aufgrund des akuten Lehrermangels die Möglichkeit, auch ohne Lehramtsstudium quer in den Lehrberuf einzusteigen.

Wie schafft man den Seiteneinstieg in den Lehrberuf?

Wenn der Bedarf an Lehrern nicht mit Bewerbern mit Lehramtsbefähigung gedeckt werden kann, ergibt sich für Seiteneinsteiger die Chance, in den Schuldienst zu gehen. Die Fächer, in denen dies möglich ist, sind vor allem Mathematik, Physik, Chemie oder Informatik. In manchen Bundesländern gibt es jedoch auch Bedarf in geisteswissenschaftlichen Fächern. Dies ist vor allem an beruflichen Schulen der Fall.

In den einzelnen Bundesländern ist der Quereinstieg in den Schuldienst sehr unterschiedlich gestaltet. Grundsätzlich ist überall ein Hochschulabschluss notwendig, ein Bachelor reicht jedoch nicht aus. Folgende Möglichkeiten gibt es, in den Schuldienst einzusteigen:

Referendariat

In vielen Bundesländern erfolgt der Seiteneinstieg über den Vorbereitungsdienst, das Referendariat. Der Vorbereitungsdienst, wie ihn auch die Lehramtsstudenten nach dem Studium absolvieren, dauert 18 oder 24 Monate und endet mit der Zweiten Staatsexamensprüfung.

So bekommt der Seiteneinsteiger die Lehramtsbefähigung und ist den „normalen“ Lehrern gleichgestellt. Zuvor muss der erreichte Hochschulabschluss vom Bildungsministerium des jeweiligen Bundeslands anerkannt werden. Der Bewerber unterrichtet in der Regel zwei Fächer: das von ihm als Hauptfach studierte und ein Nebenfach, das er mit angemessenem Studienumfang abgeschlossen hat.
Während des Referendariats wird der Seiteneinsteiger vom Studienseminar und von der Schule betreut. Das Seminar ist für die Lehrerausbildung verantwortlich. Hier nimmt der Referendar an Veranstaltungen zu Pädagogik sowie zur Didaktik der jeweiligen Fächer teil. Die Vertreter des Seminars, die meist selbst noch in Teilzeit an einer Schule unterrichten, besuchen vom Referendar gehaltene Unterrichtsstunden und beurteilen diese. In der Schule muss der Referendar 12 Stunden in der Woche unterrichten, eigenständig und mit Anleitung durch die Kollegen an der Schule. Der Vorbereitungsdienst für Seiteneinsteiger unterscheidet sich von dem der „normalen“ Lehramtsstudenten nur darin, dass Quereinsteiger einen Zusatzkurs mit pädagogischen und didaktischen Inhalten besuchen müssen, der mit einer Prüfung abschließt.

Für das Referendariat bewirbt man sich bei dem Bildungsministerium des jeweiligen Bundeslands und bekommt dann eine Schule zugewiesen.

Berufsbegleitende Zusatzqualifikation

In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, eine berufsbegleitende Zusatzqualifikation oder Ausbildung zu absolvieren. Sie dauert zwei bis drei Jahre. Der Seiteneinsteiger wird von der Schule eingestellt und besucht parallel zur Tätigkeit an der Schule pädagogische und fachdidaktische Veranstaltungen im Studienseminar, ähnlich wie im Referendariat. Jedoch ist diese Zusatzqualifikation nicht in allen Bundesländern dem Abschluss des Referendariats gleichgestellt und der Seiteneinsteiger erhält keine Lehramtsbefähigung. Das bedeutet, dass er keine unbefristete Stelle bekommen kann.

Direkteinstieg

Bei sehr starkem Mangel an Lehrern können Quereinsteiger auch direkt eingestellt werden. Diese Option kommt vor allem für Privatschulen infrage. Sie haben oft mehr Bedarf als staatliche Schulen und sind flexibler bei der Einstellung. Privatschulen schreiben ihre Stellen direkt aus. Es lohnt sich auch, Kontakt mit den Schulen aufzunehmen und eine Initiativbewerbung zu senden. [insert related]

Nach dem „normalen“ Bachelor auf einen Master of Education wechseln

Wer sich vor Beginn des Studiums für die Lehramtsausbildung entscheidet, hat bereits im Bachelorstudium Veranstaltungen zu Pädagogik und Fachdidaktik. Aber auch für Bachelor-Absolventen ohne Lehramtsprofil gibt es trotzdem die Möglichkeit, das Studium mit Lehramt fortzusetzen und einen Master of Education abzulegen. Die Regelungen hierfür sind aber von Uni zu Uni verschieden, deshalb sollte geprüft werden, mit welchen Bedingungen der Wechsel in den Master mit Lehramtsprofil erfolgt.

Berufsaussichten

Hat der Seiteneinsteiger das Referendariat erfolgreich absolviert, winkt eine unbefristete Stelle und die Verbeamtung auf Lebenszeit. Für die Verbeamtung darf der Quereinsteiger jedoch eine bestimmte Altersgrenze nicht überschreiten, die  in NRW beispielsweise bei 40 Jahren liegt. Ansonsten ist der Lehrer unbefristet im öffentlichen Dienst angestellt. In wenigen Bundesländern sind Lehrer nicht verbeamtet.

Wenn der Quereinsteiger kein Referendariat absolviert hat, wird er nur befristet für ein Jahr eingestellt. Es besteht die Gefahr, dass der Vertrag nicht verlängert wird, wenn ein Bewerber mit Lehramtsbefähigung die Stelle besetzen könnte.

Das Referendariat ist nicht nur wegen der besseren Berufsaussichten zu empfehlen. Der Seiteneinsteiger kann das Unterrichten zudem mit guter Anleitung erlernen und wird intensiv in den Bereichen Erziehung, Beratung und Beurteilung betreut. Der Lehramtskandidat kann erfolgreicher unterrichten und sichert so die Unterrichtsqualität.

Die wichtigsten Aufgaben eines Lehrers

Jeder kennt sie aus der eigenen Schulzeit: Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei. Leider stimmt das gängige Klischee nicht. Die Aufgaben eines Lehrers sind vielfältig und die Vorbereitung sowie Korrekturen füllen auch den Nachmittag oder Abend. Doch was genau sind die Pflichten eines Lehrers, die man als Schüler mitunter gar nicht wahrgenommen hat?

Hauptaufgabe eines Lehrers ist das Vorbereiten und das Halten des Unterrichts. Um nachhaltiges Lernen für die Schüler zu ermöglichen, soll der Unterricht  in längeren Abschnitten geplant werden. Überhaupt stehen die Schüler im Mittelpunkt, denn sie sollen sich so viel wie möglich eigenständig aneignen. Das geschieht z. B. durch selbsterklärende Arbeitsblätter, die der Lehrer häufig selbst erstellt. Während der Unterrichtszeit steht neben der Wissensvermittlung die Erziehung der Schüler im Vordergrund, besonders in der Sekundarstufe I. Dazu gehört die Erziehung zu einem respektvollen Miteinander, zu Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Diesem Bereich kommt eine immer größere Bedeutung zu, da er sich mehr und mehr vom Elternhaus in die Schule verlagert.

Eine weitere Aufgabe des Lehrers ist die Beurteilung der Schüler. Er bewertet die mündliche Mitarbeit während des Unterrichts sowie schriftliche Überprüfungen wie kurze Tests, Klassenarbeiten, Klausuren oder die Facharbeiten in der Oberstufe. Dabei soll er auch Probleme und Fehler der Schüler analysieren und den Schülern Tipps geben, wie sie ihren Lernerfolg erhöhen können.

Diese individuelle Beratung nehmen nicht nur die Schüler in Anspruch, sondern auch die Eltern. Mindestens zweimal im Jahr findet ein Elternsprechtag statt, auf dem Eltern und Lehrer meist mit dem Schüler über seine Entwicklung sprechen. Elterngespräche finden auch im laufenden Schuljahr am Telefon oder in der Schule statt. Ist der Lehrer Klassenleiter einer 5. oder 6. Klasse, gibt es in der Regel viel Anlass zu Beratungsgesprächen.

Auch die Schulentwicklung ist ein großes Aufgabengebiet. Dazu gehört das Erstellen der schulinternen Lehrpläne, die Arbeit in der Fachschaft oder das Umsetzen von neuen Konzepten an der jeweiligen Schule. Ein Beispiel: Viele Gymnasien sind seit einigen Jahren Ganztagsschulen. Wie das Ganztagskonzept im Alltag realisiert wird, bestimmen Schulleitung und Lehrerkollegium. So übernimmt jeder Lehrer am Nachmittag die Hausaufgabenbetreuung oder die Leitung einer AG.

Berufliche Schulen

Eine Sonderrolle spielen die beruflichen Schulen. Deren Schüler sind in der Regel Erwachsene, die das Lernen und den angestrebten Abschluss sehr ernst nehmen. Die Bereiche Erziehung und Beratung spielen hier eine geringere Rolle. Dafür ist der Korrekturaufwand für die Lehrkraft höher, da die Schüler an beruflichen Schulen mehr Klausuren schreiben als an allgemeinbildenden Schulen. Die Schüler der Fachoberschulen oder Berufsfachschulen holen die Fachhochschulreife nach oder streben einen beruflichen Abschluss an.

Autor/in: Stefanie Lang
Veröffentlicht am 2. Mai 2011

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