Insidertipps: So wird man Banker

Insidertipps: So wird man Banker

Auf dem Höhepunkt der Finanz- und Bankenkrise im Jahre 2008 erschien in einer Tageszeitung zu Halloween eine Karikatur, die ein Schaufenster mit Figuren zum Gruseln zeigte. Davor sah man einen Vater mit seinem Sohn, der sich offenbar etwas aussuchen durfte. Begeistert wies der Kleine auf den Angstmacher seiner Wahl – einen Banker.

Der anspruchsvolle und unverzichtbare Beruf des Bankers ist zu Unrecht ins Gerede gekommen, aber gerade deshalb sollte man die hervorragenden beruflichen Perspektiven im Arbeitsumfeld der Banken und Sparkassen nicht übersehen. Und da in Deutschland über 2.000 Geldinstitute mit fast 40.000 Zweigstellen ansässig sind, finden geeignete Interessenten so gut wie überall Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

Geld ist geprägte Freiheit

Die Bedeutung funktionierender Finanzmärkte für unser aller Leben und Überleben wurde vielen in der Finanzkrise von 2007 bis 2009 so richtig klar.

Immer mehr Betriebe litten unter einer „Kreditklemme“, die die unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten und damit die gesamte Konjunktur abzuwürgen drohte. „Geld ist geprägte Freiheit.“ Dieser Befund des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski wurde in jenen Tagen recht eindringlich bestätigt. Und deshalb werden kompetente Nachwuchskräfte gebraucht, die unser Finanzsystem verantwortungsbewusst, kreativ und vorausschauend gestalten und damit Vertrauen in unser Kreditwesen schaffen. Fünfzig Prozent der Wirtschaft ist nun einmal Psychologie und das gilt ganz besonders für die Finanzmärkte.

Über Spekulanten

„So weit, so schlecht“ wird sich jetzt mancher denken, der das zeitgeistige Banker-Bashing begrüßt. Waren es denn nicht die Spekulanten mit ihrer Gier, die uns die Malaise eingebrockt haben? So erklären uns jedenfalls jene Medien die Krise, die den Lesern das Denken vorzugsweise abnehmen wollen. Und da Spekulanten per se ein mieses Image haben, geben sie ja auch prima Sündenböcke ab. Dabei betätigt sich jeder Mensch als Spekulant. Man fährt im August an die Ostsee, weil man auf gutes Wetter „spekuliert“, verschiebt den Heizölkauf in der Hoffnung auf sinkende Preise oder wechselt den Job aufgrund vermeintlich besserer Karrierechancen. Das Unangenehme und zugleich Typische an der Spekulation besteht darin, dass auch das Gegenteil des Erwarteten der Fall sein kann, die Prognose also nicht stimmt.

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Was also ist ein Spekulant in unserem Finanzsystem? Die Definition des 1999 verstorbenen Börsenprofi André Kostolany ist zeitlos: „Für mich ist der Spekulant der intellektuelle, mit Überlegung handelnde Börsianer, der die Entwicklung der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft richtig prognostiziert und davon zu profitieren versucht.“ Dieses Tun und Trachten ist also keineswegs von vornherein unanständig. Aber nicht jeder ist für den Job des (Börsen)Spekulanten geeignet, denn neben der Fachkenntnis und einer „guten Nase“ braucht man vor allem starke Nerven.

Wer sich bei seinen Geldanlagen keine Verluste leisten kann und nicht über die entsprechenden finanztechnischen Fachkenntnisse verfügt, braucht Rat. Und deshalb ist der Informations- und Beratungsbedarf in Finanzsachen groß und damit auch der Bedarf an kompetenten Bankern. Nach einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Commerzbank im Jahre 2010 schätzen die Deutschen ihre Kenntnisse in Finanzdingen nicht sonderlich gut ein. Ermittelt wurde, welche Note sich die Befragungsperson in einem fiktiven Schulfach „Geld und Wirtschaft“ geben würden. Hier die Ergebnisse:

  • 2 Prozent „sehr gut“
  • 14 Prozent „gut“
  • 50 Prozent „befriedigend“
  • 21 Prozent „ausreichend“
  • 9 Prozent „mangelhaft“
  • 3 Prozent „ungenügend“

Mehr als jeder zehnte Befragte sieht die Banken in der Pflicht als zentrale Vermittler von Wirtschaftskenntnissen. Hier kann man also einen guten Job machen. Aber welchen?

Was man bei der Bank werden kann

Alfred Herrhausen, der 1989 von der RAF ermordete Sprecher der Deutschen Bank, wurde zu Beginn seiner Karriere gefragt, was er denn einmal werden wolle. Sinngemäß hat er geantwortet, dass für ihn zunächst die Frage „Was kann ich hier tun?“ und nicht die Frage „Was kann ich hier werden?“ wichtig sei.
Karrieristen sind in der Tat nicht sonderlich beliebt. Dennoch sollte man sich beim Einstieg in eine Berufsausbildung bzw. in ein duales Studium Gedanken darüber machen, wohin die weitere berufliche Reise gehen könnte. Die einen sehen ihre Zukunft in der anwechslungsreichen Tätigkeit eines Allroundberaters, andere suchen ihre Chance als Spezialist im anspruchsvollen Risikomanagement und allen steht bei entsprechender Leistung und Eignung die Aufnahme in den Kreis der Führungsnachwuchskräfte offen. Nach wie vor gilt außerdem, dass Bankkaufleute für viele Aufgaben in der Wirtschaft gut und deshalb gefragt sind. Und das liegt nicht zuletzt an der anerkannt guten Ausbildung bei den Geldinstituten. Katja Hecht, Referentin Personalmanagement beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken: „Neben bankspezifischen Kenntnissen eignen sich unsere Auszubildenden ein breites kaufmännisches und gesamtwirtschaftliches Wissen an – eine gute Grundlage für die weitere Karriere. Unsere über 11.000 Auszubildenden können früh Verantwortung übernehmen und eigene Projekte während der Ausbildung durchführen. Dabei werden sie intensiv betreut und unterstützt, zum Beispiel durch Trainings an unseren Akademien.“

Doch bevor es soweit ist, müssen Sie erst einmal Ihren zukünftigen Arbeitgeber bei Banken und Sparkassen davon überzeugen, dass sich die Investition in Ihre Ausbildung, in ein duales Studium bzw. ein Trainee-Programm rentiert.

So kommt man als Bewerber gut an

Der Erfolg im Auswahlverfahren basiert auf einer gründlichen Vorbereitung. Wer sich vorab nicht mit den gängigen Einstellungstests (in der Regel Online-Verfahren) vertraut macht, braucht gar nicht erst anzureisen. Mit diesen Anforderungen bzw. Tests müssen Sie rechnen:

  • Allgemeinwissen (aktuelles Weltgeschehen, Wirtschaft etc.)
  • Sprachkompetenz Deutsch (Ausdrucksfähigkeit / Rechtschreibung)
  • Mathematik (Grundrechenarten, Dezimal-, Bruch-, Prozent- und Dreisatzrechnung)
  • Zahlenreihen fortsetzen
  • Problemlösefähigkeit
  • Vorstellungsvermögen
  • Organisationsvermögen
  • Persönliche Eigenschaften und Interessen

Bei international aufgestellten Instituten sind insbesondere Englischkenntnisse unverzichtbar und werden überprüft.
Für das Assessment-Center sind die folgenden Inhalte und Übungen typisch:

  • Vorstellung der eigenen Person (schulischer Werdegang, Hobbys etc.), Motive für den     Berufswunsch
  • Gruppenaufgaben und -diskussionen (Pro und Contra)
  • Verkaufsgespräche / Rollenspiele (nicht branchenbezogen, sondern neutral)
  • Ausgewählte Situationen in Kundengesprächen („Wie würden Sie reagieren?“)

Ein wichtiger Bestandteil des Auswahlverfahrens ist natürlich das Vorstellungsinterview. Hierzu ein Tipp von Isabell Uloth vom Talent Management der Commerzbank AG:

„Zur Vorbereitung auf den Gesprächsteil sollte man sich selbst prüfen: Warum interessiere ich mich für den Beruf? Was stelle ich mir darunter vor? Passt das zu mir und wenn ja warum? Wenn man all diese Fragen für sich konkret beantwortet hat, gilt es, diese Antworten im Gespräch authentisch zu vermitteln. Mein Tipp: eine gute Vorbereitung ist wichtig, man sollte sich jedoch keine Skript zurechtlegen und eine Rolle spielen, sondern versuchen ganz natürlich und authentisch zu bleiben.“
Wer dies beherzigt, braucht sich nicht zu gruseln.

Autor/in: C. P. Müller-Thurau
Veröffentlicht am 2. Dezember 2011

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