Neuer Fachwirt an der FH Köln

Neuer Fachwirt an der FH Köln

Im November 2012 startet ein neuer Fachwirt-Lehrgang am Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung der Fachhochschule Köln (ZBIW). Mit uns sprach die Leiterin des ZBIW, Frau Prof. Dr. Ursula Georgy.

Frau Prof. Georgy, Sie sind Verantwortliche für das Fortbildungsprogramm des ZBIW – Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung der Fachhochschule Köln. Das ZBIW ist in ganz NRW der einzige Anbieter der Weiterbildung zum Fachwirt für Medien- und Informationsdienste. Beschreiben Sie doch bitte kurz die Aufgaben des ZBIW und wie es zu der Aufnahme des Fachwirts in das Weiterbildungsangebot kam?

Im Interview

Prof. Dr. Ursula Georgy, Dekanin der Fakultät für Informations- und Kommunikations-wissenschaften der FH Köln

Das ZBIW ist einer der größten, bundesweit agierenden Weiterbildungsanbieter im Bereich Bibliotheks- und Informationswissenschaften mit Schwerpunkt NRW. Als zertifizierter Anbieter garantiert das ZBIW professionelle Seminarplanung und -organisation.Die Produktpalette reicht von Seminaren und Workshops über Zertifikatskurse bis hin zu berufsbegleitenden Weiterbildungslehrgängen. Als Teil des Instituts für Informationswissenschaft an der Fachhochschule Köln profitiert das ZBIW von allen Entwicklungen in Lehre und Forschung im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaften.

Als das Land NRW dann im Juli 2011 einen Anbieter für den prüfungsvorbereitenden Lehrgang zum neuen Fortbildungsberuf „Geprüfte Fachwirtin / Geprüfter Fachwirt für Medien- und Informationsdienste“ suchte, war die Wahl schnell auf das ZBIW gefallen. Wir haben uns sehr über die Möglichkeit, diesen neuen Fortbildungsberuf in unser Angebotsspektrum aufnehmen zu können, gefreut und waren gerne bereit, den Lehrgang zu organisieren, auszuarbeiten und zu betreuen.

Für wen ist die Weiterbildung besonders geeignet? Welche Eigenschaften und welche Vorbildung sollten Interessenten mitbringen?

Die neue Weiterbildung zum Fachwirt / zur Fachwirtin für Medien- und Informationsdienste richtet sich an Beschäftigte in Archiven, Bibliotheken oder anderen Informationseinrichtungen, deren Arbeitsfeld den Ausbildungsinhalten der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMIs) entspricht. Die Fertigkeiten und Kenntnisse aus diesem Ausbildungsberuf werden im Lehrgang für den Fachwirt vorausgesetzt. Zur Fortbildungsprüfung zugelassen werden FaMIs, die mindestens eine einjährige Berufspraxis vorweisen können, aber auch Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die seit mindestens fünfeinhalb Jahren eine Tätigkeit nach dem Berufsbild der FaMIs ausüben, jedoch nicht über die formale Qualifikation des FaMIs verfügen.

Die Weiterbildung zum Fachwirt eignet sich somit für alle, die eine berufsbegleitende Weiterbildung ohne Hochschulzugangsberechtigung suchen und ihre berufliche Tätigkeit für die Dauer der Qualifizierung nicht aufgeben möchten oder können.

Was unterscheidet den Fachwirt vom Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste?

Die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer erhalten Möglichkeiten zur Spezialisierung und Heraushebung aus den Aufgabenfeldern der FaMIs durch die Befähigung zum selbständigen Aneignen und Erarbeiten von Kenntnissen und Lösungsstrategien mittels Wissen, Fertigkeiten und Erfahrungen. Fachwirte erlangen über ihr berufsfachliches Wissen hinaus, Kompetenzen zu planvollem, strategischen, wirtschaftlichen und sozialem Handeln. Die Fortbildung ist fächerübergreifend angelegt, so dass die Lehrgangsteilnehmer Kenntnisse in allen Bereichen (Archiv, Bibliothek und anderen Informationseinrichtungen) erlangen. Damit wird den zukünftigen Fachwirten auch die Möglichkeit geboten, nach der Fortbildung eine Stelle in einem anderen Bereich anzunehmen.

Zudem ist zu bedenken, dass sich das Berufsbild in kürzester Zeit stark verändert und weiterentwickelt hat. So sind z.B. die Anforderungen an die Informations-, IT- und Medienkompetenz sehr gestiegen. Gerade Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die schon länger im Beruf sind, erhalten mit der Fortbildung zum Fachwirt ein Update in allen für den Beruf notwendigen Bereichen.

Welche Inhalte werden vermittelt? Wie stellt das ZBIW den Praxisbezug für die Teilnehmer sicher?

Wichtig ist zunächst, dass die Inhalte fachrichtungsübergreifend konzipiert und anwendungsorientiert vermittelt werden. Das Dozententeam zum Fachwirt besteht aus Berufspraktikern und Lehrenden der Hochschule. So ist eine qualitätsvolle Ausbildung auf hohem Niveau garantiert. Ein regelmäßiger Austausch der Lehrenden ist vorgesehen.

Der Praxisbezug ist darüber hinaus dadurch gesichert, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle selbst weiterhin berufstätig sind. Idealerweise führen sie die Praxisprojekte für ihre eigene Einrichtung durch bzw. nehmen einen Perspektivwechsel vor und wählen sich andere Einrichtungen für ihre Praxisprojekte aus.

Der Rahmenlehrplan sieht in sechs Lernabschnitten bzw. Themenbereichen die Vermittlung grundlegender Fachkenntnisse und –methoden vor und sichert über Wahlpflichtsegmente und Praxisprojekte den Bezug zu aktuellen Entwicklungen der Bibliotheks-und Informationswissenschaften. Die Themenbereiche sind:

  • Grundlagen, Struktur und Entwicklung des Informationswesens
  • Recht im beruflichen Kontext
  • Organisation und Management in Einrichtungen des Informationswesens
  • Produkte und Dienstleistungen in Einrichtungen des Informationswesens
  • Informations- und Benutzungsdienste sowie
  • Methodische und redaktionelle Bearbeitung komplexer berufspraktischer Themen

Die Weiterbildung findet berufsbegleitend statt. Werden die Inhalte ausschließlich in Blockseminaren vermittelt oder haben die Teilnehmer auch die Möglichkeit, eigenständig z.B. über E-Learning Tools zu lernen?

Der Lehrgang zum Fachwirt für Medien- und Informationsdienste berücksichtigt die besondere Situation von Lernenden, die Qualifizierung und Beruf miteinander verbinden möchten. Der Unterricht findet ganztägig montags statt, falls Blockveranstaltungen über mehrere Tage geplant sind, werden die Teilnehmer frühzeitig informiert.

Ein hoher Anteil an E-Learning-Modulen bietet eine flexible Einteilung der Lehrinhalte und den Teilnehmern Freiräume bei der persönlichen Organisation der Qualifizierung. Lernen im Erwachsenenalter ist nicht mit dem Lernen als Jugendlicher vergleichbar. Daher sieht der Lehrplan auch eine Einführung in das Thema „Lernorganisation“ vor. Dieser Teil umfasst z.B. die Themen Lehr- und Lernformen, Lernmotivation, Zeitmanagement, Prüfungsvorbereitung und selbstverständlich eine ausführliche Einführung in den Umgang mit der Lernplattform.

Für welche beruflichen Tätigkeiten qualifiziert die Weiterbildung zum Fachwirt für Medien- und Informationsdienste?

Fachwirte sind nach Abschluss der Ausbildung in der Lage, anspruchsvolle und selbstständige Sachbearbeitung auf der Grundlage von Berufserfahrung sowie gründlichen und vielseitigen Kenntnissen zu erledigen. Sie begleiten und initiieren Projekte und/oder Veränderungsprozesse. Sie sind besonders qualifiziert für Querschnittsaufgaben oder managementbezogene Tätigkeiten. Sie zeichnen sich durch die Fähigkeit zu eigenverantwortlichem Entscheiden und Handeln aus.

Die Stichwörter Anerkennung und Ansehen der Weiterbildung sind sowohl für die Absolventen als auch für Arbeitgeber ein wichtiges Kriterium. Wer nimmt die Fachwirtprüfung ab und welche Berufsaussichten und Perspektiven haben Absolventen der Weiterbildung?

Der Fachwirt ist ein nach dem Berufsbildungsgesetz anerkannter Fortbildungsberuf. Die Fachwirtprüfung wird vor einem Prüfungsausschuss der Bezirksregierung Köln abgelegt. Der Fachwirt ist vergleichbar mit der Meisterausbildung im Handwerk, daher besteht auch die Möglichkeit eine Förderung nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz („Meister-Bafög“) zu erhalten.

Der Lehrgang zum Fachwirt für Medien- und Informationsdienste startet im November 2012 das erste Mal in NRW. Die Aufgabenfelder sind daher noch nicht endgültig definiert. Fachwirte verfügen jedoch durch ihre Befähigung zu einem direkten Theorie-Praxis-Transfer, und sollten aufgrund ihrer grundlegenden Kenntnisse von Betriebsabläufen sowie die eigenständige Arbeitsweise über erhebliche Wettbewerbsvorteile verfügen. Das ZBIW wird die Entwicklung sehr sorgfältig beobachten und zusammen mit der Bezirksregierung Köln entsprechende Evaluationen und Verbleibstudien durchführen.

Fachwirte sind ganz besonders für Aufgabengebiete, die ein modernes Betriebs- und Kostenmanagement erfordern und/oder komplexe berufsfachliche Kenntnisse qualifiziert. Die zukünftigen Aufgabenfelder sind überwiegend bei Führungsaufgaben der mittleren Qualifikationsebene angesiedelt.

Autor/in: Miriam Bax
Veröffentlicht am 27. September 2012

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