Tierheilpraktiker werden im Fernstudium

Tierheilpraktiker werden im Fernstudium

Alternativmedizinische Behandlungen sind äußerst populär und können eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin darstellen. Ganzheitliche Heilmethoden kommen auch tierischen Patienten zu Gute, hier können Besitzer einen Tierheilpraktiker konsultieren. Im Interview spricht Kristina Kuhn, Dozentin für den Fernlehrgang Tierheilpraktiker an der Impulse e.V., über die Anerkennung des Berufs und den Ablauf der Weiterbildung.

Frau Kuhn, Sie sind Dozentin für den Fernlehrgang Tierheilpraktiker an der Impulse e. V. Das Berufsbild des Tierheilpraktikers ist in Deutschland nicht geschützt, viele Menschen stehen der Alternativmedizin skeptisch gegenüber. In Österreich ist eine Tätigkeit als Tierheilpraktiker sogar verboten. Wie gehen Sie als Bildungsträger mit dieser Situation um?

Kristina Kuhn: Viele Tierhalter wünschen sich bei gesundheitlichen Problemen ihrer Tiere eine andere Unterstützung als die, die sie von der Schulmedizin kennen. Oft geht es um mehr Individualität, intensiveres Eingehen auf die Probleme oder eine naturheilkundlich orientierte Behandlung.

Hier findet sich das typische Betätigungsfeld für Tierheilpraktikerinnen und Tierheilpraktiker. Natürlich werden die Dienste dieser Behandler nur von Menschen in Anspruch genommen, die dem Berufsbild positiv und/oder zumindest mit Neugier gegenüberstehen. Zwar ist der Beruf gesetzlich nicht geregelt, trotzdem sind aber z.B. die Bestimmungen des Vertrags- und Haftungsrechtes, der Praxishygiene oder des Tierschutzes einzuhalten, Kontrollen erfolgen z.B. durch die örtlichen Veterinärämter. Darüber hinaus bietet gerade der Fernschulbereich durch die Verpflichtung, die Lehrgänge einer staatlichen Überprüfung und einer Zulassung durch die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht zu unterziehen, die Gewähr einer sachgerechten Ausbildung.

Im Interview

Kristina Kuhn, Dozentin für den Fernlehrgang zum Tierheilpraktiker an der Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe.

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Dozentin für Tierheilpraktiker

Wie sieht das Berufsbild des Tierheilpraktikers aus? Welche Aufgaben übernimmt er im Arbeitsalltag und welche Kompetenzen sind dabei wichtig?

Kristina Kuhn: Gerade weil der Beruf des Tierheilpraktikers wenig geregelt ist, ist es wichtig, eine gute Ausbildung vorzuweisen. Umfassendes theoretisches Wissen und eine praktische Ausbildung sind Grundvoraussetzung, um überzeugend für das Tier und seine Besitzer arbeiten zu können. Auch für die ab und an notwendige Zusammenarbeit mit Tierärzten, die diesem Berufsbild häufig eher skeptisch gegenüberstehen, ist dies unabdingbar.

Wenn sich ein Student bzw. Auszubildender diese Kenntnisse angeeignet hat, dann hat er die Möglichkeit, ein sehr kreatives Berufsbild zu gestalten. Neben der Behandlung von kranken Tieren kann ein Tierheilpraktiker sehr viel Prävention bzw. Aufklärungsarbeit leisten – ganz nach dem Wahlspruch: Ist das Tier gesund, muss es erst gar nicht behandelt werden.

Beides – Behandlung und Prävention – kann im Rahmen einer eigenen Praxis miteinander kombiniert werden. Man kann sich außerdem entscheiden, ob man Räume anmietet, so wie üblicherweise ein Tierarzt arbeitet, um dort zu behandeln, oder mobil arbeiten möchte – d.h. mit direkten Besuchen bei den Tierbesitzern.

Weitere Aufgabenbereiche eines Tierheilpraktikers können sein:

  • Behandelnde und beratende Tätigkeit bei Tierschutzvereinen
  • Vertrieb und Beratung von Futtermitteln und medizinischem Zubehör
  • Dozententätigkeit an Schulen und in selbstständiger Ausübung

Bei Tierheilpraktikern ist eine selbstständige Tätigkeit üblich. Wie schätzen Sie die Nachfrage für Tierheilpraktiker ein? Wie sind die Berufsaussichten in diesem Berufszweig?

Kristina Kuhn: Der Beruf des Tierheilpraktikers erfordert in recht hohem Maße Kreativität und Selbstdisziplin. Da dieser Beruf noch relativ unbekannt ist, ist viel Aufklärungsarbeit nötig. Die Tatsache, dass die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, macht es erst einmal leicht, sich Tierheilpraktiker zu nennen. Allerdings findet man aufgrund dieser Tatsache etliche Personen, die ihr Handwerk nicht oder ungenügend gelernt haben. Mit einer guten und fundierten Ausbildung setzt man sich deutlich von diesen Anbietern ab.

Link-Tipp

Portal zum Tierheilpraktiker mit Infos zu Ausbildung, Anbietern und Berusfbild.
www.tierheilpraktiker.net

Grundsätzlich besteht bei vielen Tierhaltern das Interesse, alternative Behandlungsformen auszuprobieren oder einen Behandler zu finden, der sich in Ruhe und ohne Zeitdruck um Tier und Halter kümmert. Mit Engagement und Leidenschaft, aber auch mit einem gut strukturierten Marketingkonzept kann man sich einen Beruf kreieren, der genau auf die eigene Person und deren Bedürfnisse passt. Dann ist auch ein gesichertes Einkommen zu erzielen.

Wie läuft das Fernstudium zum Tierheilpraktiker ab? Welches Konzept und welche Schwerpunkte legt Ihr Institut dabei fest?

Kristina Kuhn: In etwa zwei Jahren und mit Hilfe von 24 Studienbriefen, z.B. bei Impulse e.V., werden aufbauend entsprechende Kenntnisse vermittelt, die begleitend zum Fernunterricht in Praxisunterrichtseinheiten aufgegriffen und vertieft werden. Des Weiteren werden viele Naturheilmethoden vorgestellt, die einen Einblick in das breit gefächerte Feld der Naturheilpraktik geben. Diese sind als Einstieg für die zukünftige Arbeit gedacht. Nach dem Studium kann man sich dann für eine oder mehrere Behandlungsmethoden entscheiden. Ein solides Grundlagenwissen wurde in der Ausbildung angelegt, sodass man auch schon in der Lage ist, mit seinem Wissen therapeutisch zu arbeiten.

Die Ausbildung bei Impulse e.V. wird mit einer Abschlussklausur und der Verfassung einer Hausarbeit zu einem selbst gewählten Thema abgeschlossen. Während und nach der Ausbildung können zusätzliche Fachfortbildungen absolviert werden, in denen man sein Wissen erweitern oder vertiefen kann.

Im Beruf des Tierheilpraktikers sind sowohl fundierte Fachkenntnisse als auch Praxiserfahrung wichtig. Wie stellen Sie sicher, dass dies im Fernstudium vermittelt wird?

Kristina Kuhn: Das Fernstudium ist in verschiedene Themen – Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre, Behandlungsmöglichkeiten mit naturheilkundlichen Mitteln, Untersuchungsmethoden, Injektionstechniken, Labormedizin und Praxisführung – aufgeteilt, die aufeinander aufbauen. Diese Themen werden in den Studienbriefen behandelt. Zu jedem Studienbrief gehören Einsendeaufgaben, die beantwortet und zur Lernkontrolle an die Schule eingesandt werden müssen. Dort werden dann die Antworten korrigiert und nach Bedarf wird noch einmal Rücksprache mit dem Studenten gehalten um Unklarheiten zu klären, sollten welche vorhanden sein. Natürlich liegt es an dem Studenten, die Themen und Fragen zu erlernen und nicht einfach nur abzuschreiben. Da es am Ende eines Studienganges eine Abschlussprüfung gibt, ist regelmäßiges Lernen unbedingt empfehlenswert und notwendig.

Die praktische Ausbildung erfolgt an den entsprechenden Wochenenden. Dort werden mit anderen Schülern und dem Dozenten theoretisch erlernte Dinge an Tieren angewendet. Natürlich wird hier in erster Linie und ganz im Sinne des Tierschutzes an das Wohl des Tieres gedacht – es werden keine Handlungen vorgenommen, die dem Tier Schmerzen verursachen oder das Wohlbefinden auf andere Art und Weise reduzieren könnten. Die meisten Studierenden haben sich schon vor der Ausbildung intensiv mit eigenen Tieren beschäftigt, auf die sie durch die Ausbildung einen ganz anderen Blick gewinnen. Die Arbeit mit eigenen Tieren erweitert ebenfalls die praktischen Fähigkeiten.

Ist das Fernstudium auch für Quereinsteiger geeignet, die zuvor beruflich keinen intensiven Umgang mit Tieren oder Vorerfahrung im medizinischen Bereich hatten?

Kristina Kuhn: Besonders Quereinsteiger haben hier die Gelegenheit, noch einmal beruflich neu durchzustarten. Man kann in seinem alten Beruf den Lebensunterhalt verdienen und nebenbei einen neuen Beruf erlernen. Intensive Vorkenntnisse mit Tieren sind sicher nicht zwingend erforderlich, aber doch sehr hilfreich. Als Mindestvoraussetzung sollte man allerdings Tiere mögen und keine Berührungsängste im Umgang mit ihnen haben. Die medizinischen Kenntnisse erlernt man während des Studiums. Den Anforderungen und dem Aufbau der Studienbriefe nach ist das Studium auch ohne besondere medizinische Kenntnisse gut zu bewältigen.

Allerdings sollte man im Vorfeld ein Bewusstsein für sich schaffen, dass man mit Krankheit von Tieren und der dazugehörenden Not der Besitzer konfrontiert wird. Leider kann man nicht immer helfen und dann kann aus einer begonnenen Therapie auch ein Weg in die Sterbebegleitung werden. Diese Momente können auch für einen Tierheilpraktiker schwer sein, daher ist es meiner Meinung nach wichtig, sich diese Dinge im Vorhinein klar zu machen.

Die Ausbildung zum Tierheilpraktiker ist in Deutschland staatlich nicht geregelt. Woran sollten sich Interessenten bei der Auswahl eines Bildungsträgers orientieren, wenn sie das Berufsbild des Tierheilpraktikers anstreben?

Kristina Kuhn: Alleine häusliches Lernen reicht sicherlich nicht aus. Wichtig an dieser Stelle ist die durchgängige pädagogische Betreuung durch Dozenten und das Präsenzunterrichtsangebot der Schule. In der Regel wird an den Schulen Präsenzunterricht angeboten, bei Impulse e.V. als Wochenendseminare, an denen man das Erlernte vertiefen kann, wo Fragen beantwortet werden und wo man sich miteinander über Lerninhalte austauschen kann. 

Darüber hinaus bieten viele Schulen – so wie Impulse e.V. – die Möglichkeit, übers Internet mit anderen Studierenden Kontakt zu pflegen und miteinander zu lernen. Wenn man diese Dinge beachtet, sind die Aussichten eines soliden Studiums sicher gegeben und der Beruf wird dem Auszuübenden große Freude und Befriedigung verschaffen. Berufsbildende Fernlehrgänge müssen darüber hinaus von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht zugelassen werden und eine entsprechende Zulassungsnummer haben. Auch ein zertifiziertes Managementsystem, z.B. nach der DIN-ISO-Norm 29990, kann zusätzliche Sicherheit bieten bei der Wahl des Anbieters geben.

Frau Kuhn, herzlichen Dank für das Gespräch.

Interview geführt am 17.01.2013 von Geraldine Zimmermann.

Autor/in: Geraldine Zimmermann
Veröffentlicht am 5. Januar 2013

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