Traumstart ins neue Semester

Traumstart ins neue Semester

Abiturienten wissen zumeist nicht, was zu Beginn ihres Studiums wichtig ist. Auch die erste Klausurphase kommt meist schneller, als man denkt. Zeitmanagement Experte Martin Krengel gibt Tipps zum erfolgreichen Studienstart.

Interview mit Martin Krengel

Herr Krengel, das neue Semester hat gerade begonnen, in diesem Jahr gibt es eine besondere Situation durch den doppelten Abiturjahrgang. Sicherlich wird es an den Universitäten und Fachhochschulen sehr voll werden. Welche Tipps können Sie Studienanfängern geben, um sich in diesem möglichen Chaos an der neuen Bildungsstätte zurechtzufinden?

Am wichtigsten finde ich: rausgehen und Leute kennen lernen.

Damit findet man nicht „nur“ Freunde fürs Leben, sondern auch an der Uni gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Zu zweit ist es nur noch halb so schlimm, den Seminarraum nicht zu finden und deshalb zu spät zu kommen. Die Prüfungsordnung zu lesen, ist eine gute Idee! Auch wenn es hart ist. Ich wünschte, ich hätte mich damals eher damit beschäftigt, damit wird vieles klarer. Eine sehr gute weitere Anlaufstelle sind außerdem die Fachschaftsräte (FSR).

Der Alptraum jedes Abiturienten: Muss ich nun auf meine Freizeit verzichten, um den Lernumfang des Studiums zu bewältigen? Ist die erste Zeit des Studiums aus Ihrer Erfahrung heraus wirklich so negativ zu sehen?

Im Interview

Martin Krengel, Lerncoach und Dozent für Zeitmanagement, Lesestrategien, Lerntechniken, Stressmanagement und Selbstmotivation

Das Studium stellt tatsächlich eine neue Situation dar: Man widmet sich Themenbereichen, die sehr viel komplexer und weniger eingegrenzt sind, als noch zu Schulzeiten. Nun gibt auch kein Lehrer mehr vor, was genau relevant ist und was nicht – und schon gar nicht, welche Meinung die vermeintlich richtige ist. Mit einem intelligenten Zeitmanagement kann ich diese Lernlast jedoch so verteilen, dass ich im Semester genügend Freizeit habe und höchstens in der Prüfungszeit ein bisschen anziehen muss.

Sind die ersten Hürden erst einmal genommen, dauert es nicht mehr lange, bis die ersten Klausuren anstehen. Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen der Klausurvorbereitung in der Schule und im Hochschulstudium?

Erstens ist der Stoff sehr viel unsortierter und umfangreicher. Ich muss mir also einen guten Plan machen – nicht erst zwei Wochen vor der Prüfung! Im Gegensatz zur Schule habe ich an der Hochschule andere Möglichkeiten, um mir einen Überblick über die wichtigen Themen zu verschaffen. So kann ich meinen Lernplan schon sehr früh strukturieren und am besten direkt nach den Vorlesungen und Seminaren mit Inhalt füllen. Damit habe ich die erste Wiederholung schon sehr früh hinter mir und muss vor der Prüfung lediglich alles noch ein paar Mal aufwärmen. Zweitens kann ich davon ausgehen, dass meine Kommilitonen zwar dasselbe Ziel haben, wie ich (durchkommen!), aber jeder hat unterschiedliche Stärken. Der eine kann vielleicht gut auswendig lernen, die andere sieht Zusammenhänge und wieder ein anderer hinterfragt sehr kritisch. Lerngruppen sind eine gute Möglichkeit, um diese Synergieeffekte zu nutzen.

„Das Lernen erst einmal zu lernen“ sei gar nicht so einfach, sagen selbst erfahrene Studenten. Stoffumfang und Lernzeit sind deutlich höher als in der Schule. Welche Tipps können Sie Studienanfängern für die Lernphasen des ersten Semesters geben?

Man muss ja nicht gleich Neurobiologe werden, aber es hilft enorm, wenn man ein grundlegendes Verständnis von dem Gerät hat, das beim Lernen am wichtigsten ist: das Gehirn. Ganz wichtig ist zum Beispiel die Form des Inhalts: immer nur monotone Formeln, Sätze oder Daten zu pauken, ist sehr mühsam und wenig effektiv. Wenn möglich sollte man daher versuchen, den Stoff vielfältig aufzubereiten und sich kleine bunte Bildchen zu malen, Videos anzusehen oder eben darüber zu diskutieren. Außerdem ist es sehr hilfreich, immer den Überblick zu behalten – ich nenne das „Global Picture“ – und für die einzelnen Sequenzen wieder ins Detail zu zoomen. Es gibt mittlerweile auch Produktivhelfer und Apps, die sehr hilfreich sind. Einige sperren konsequent Störquellen aus, andere erstellen tolle und bunte Checklisten oder Mindmaps. An einem Lerntag ist eine Kombination verschiedener Themen, Kreativbeschäftigungen und Pausen, der Schlüssel zum Erfolg.

Es gibt in Deutschland eine riesige Auswahl an verschiedensten Studiengängen. Gibt es aus Ihrer Sicht fachspezifische Lernstrategien oder muss jeder Studienanfänger nach seinem individuellen Lerntyp suchen?

Beides. Natürlich lernen angehende Juristen andere Dinge als Mathematiker oder Soziologen. Unterschiedliche Inhalte werden auch anders dargestellt. Außerdem haben die Disziplinen ganz eigene „Sprachen“ und verlangen andere Ansätze. Trotzdem gibt es viele universelle Mechanismen, die sich in allen Fachbereichen gleichen. Das sind zum Beispiel Zeitmanagement, Motivation, Konzentration, Organisation und schließlich Selbstcoaching.

Abschließend wäre noch interessant zu erfahren, was Sie selbst als „Ersti“ von ihrem Studium erwartet haben und wie Sie die ersten Tage gemeistert haben. Gibt es da Tipps oder No-Go’s für die heutigen Studienanfänger?

In den ersten Wochen hatte ich mich selbst glaube ich ein wenig zu sehr auf das Studium verkrampft.

Das würde ich heute ganz anders machen und rate allen, erst einmal anzukommen, ordentlich zu feiern und sich einen Überblick zu verschaffen. Der Stress kommt in der Prüfungszeit von ganz allein, den muss man sich nicht zu Beginn schon selbst machen… 🙂
Ich glaube aber, die Sache hatte etwas Gutes: Durch meinen zähen Start, suchte ich nach Methoden zur Verbesserung und bin dann so auf meine Expertenthemen „Zeitmanagement – Motivation – Konzentration – Lernen“ gestoßen, weil es zu wenige hilfreiche Konzepte für Wissensarbeiter (alle die mit Ihrem Kopf arbeiten) gab.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Autor/in: Jan Lammertz
Veröffentlicht am 7. November 2013

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