Studium finanzieren durch Kredite?

Studium finanzieren durch Kredite?

Finanzen, Geld und Schulden sind ein kritisches Thema, mit dem sich auch Studenten früher oder später auseinandersetzen müssen. Spätestens zu Beginn eines Studiums, wenn die Studienanfänger vielleicht von zu Hause ausziehen – oder sogar Studiengebühren für eine private Hochschule aufbringen müssen, stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen?

Studienkredite werden immer beliebter

Wer kein Stipendium oder BAföG bekommt ­– oder nicht genug, um gut leben und studieren zu können, hat in Deutschland Alternativen: Studenten können inzwischen aus einem umfangreichen Angebot an Studienkrediten wählen. Diese Art der Finanzierung wird von immer mehr Studenten in Anspruch genommen. Aktuell finanzieren ca. sechs Prozent der Studenten ihr Studium auf Pump.

Dass sich diese Investition lohnt, steht außer Frage. Ohne Berufsausbildung verdient man im Laufe seines Arbeitslebens gut eine Million Euro, mit Abitur immerhin schon anderthalb Millionen, aber mit einem Hochschulabschluss ca. 2,3 Millionen Euro. Es zahlt sich also aus, ein Studium abzuschließen und die Mittel dafür zu organisieren. Durchschnittlich 800 Euro pro Monat braucht ein Student in Deutschland für Miete, Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Semesterbeiträge und Lernmaterialien sowie für die Freizeitgestaltung. Wer an einer privaten Hochschule Studiengebühren zahlen muss oder ein Semester oder ein ganzes Studium im Ausland absolvieren möchte, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen.

Wenn man nicht mit einem vermögenden Elternhaus gesegnet ist, sind Kredite eine gute Möglichkeit, sich den Traum vom Uni-Abschluss zu erfüllen. Bekannt ist der Studienkredit der KFW, aber auch private Banken und Kreditinstitute vergeben Kredite extra fürs Studium. Hier fallen Zinsen an, auch noch in der Karenzzeit und während der Rückzahlung, was auf den geliehenen Betrag aufzuschlagen ist. Außerdem wird unabhängig von der späteren Lebenssituation monatlich eine feste Rate an die Bank zurückgezahlt. Wer da nicht direkt nach dem Abschluss einen gut bezahlten Job bekommt und ihn vor allen Dingen so lange behält, bis die Zahlungen abgeschlossen sind, kann schnell in eine Schuldenfalle geraten. Ein Kredit ist also immer mit einem gewissen Risiko verbunden – das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat verschiedene Studienkredite getestet. Hier ist die Broschüre dazu.

Finanzierung mit einem Studienfonds

Eine Alternative zum Bankkredit ist die Finanzierung des Studiums durch einen Studienfonds. In diesem privatwirtschaftlich organisierten Modell zahlen Investoren Geld in einen Fonds ein, aus dem das Geld für Studienkredite an Studenten vergeben wird und in das die Rückzahlung wieder hineinfließt, sodass ein Kreislaufmodell entsteht.

Diese Rückzahlung funktioniert anders als bei einem üblichen Kredit, denn sie wird einkommensabhängig berechnet: Jeder geförderte Student erhält ein individuelles Angebot über einen festen Prozentsatz vom späteren Einkommen und einer Rückzahldauer. Avanciert ein Absolvent zum Top-Verdiener, zahlt er mehr an den Studienfonds zurück, als wenn er im gleichen Zeitraum weniger verdienen würde.

Geschützt sind die Berufseinsteiger, wenn sie längere Zeit arbeitslos oder berufsunfähig sind oder eine Familie gründen. In diesen Fällen wird die Rückzahlung unterbrochen oder kann im Ernstfall sogar ganz entfallen. Die Orientierung am persönlichen Einkommen macht die Rückzahlung in jeder Lebenssituation bezahlbar. Der Studienfonds ist außerdem als langfristiges Modell ausgelegt. Mit den Rückzahlungen werden die neuen Studenten gefördert, was einem Generationenvertrag ähnelt.

Beispiel: Der Studienfonds der Deutschen Bildung

Die Deutsche Bildung AG fördert seit 2007 Studenten aller Fachrichtungen flexibel und individuell aus einem nachhaltigen Studienfonds. 100 bis 1000 Euro pro Monat können ausgezahlt werden, ebenso ist ein einmaliger Zuschuss für Studiengebühren oder das Flugticket ins Auslandssemester oder –studium möglich. Das inhaltliche Förderprogramm WissenPlus ergänzt die finanzielle Förderung um Vorträge, Workshops, Bewerbungsberatung und Betreuung bei allen Anliegen zum Thema Studium und Karriere. Beim Start in das Berufsleben zahlen die Absolventen dann einen vorher vereinbarten Prozentsatz ihres Einkommens an den Studienfonds zurück, sodass sie sich die Rückzahlung grundsätzlich leisten können. Bei Krankheit, Familiengründung, dauerhafter Arbeitslosigkeit oder auch einem anschließenden weiteren Studium greifen Schutzmechanismen und die Rückzahlung  wird aufgeschoben oder unterbrochen.

Autor/in: Deutsche Bildung
Veröffentlicht am 17. Oktober 2014

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