Studieren ohne Tierversuche – Projekt SATIS zeigt Wege

Studieren ohne Tierversuche – Projekt SATIS zeigt Wege

Aus dem ersten Ethik-Ranking deutscher Hochschulen geht hervor, dass Studierende verschiedener Studienrichtungen während ihrer Ausbildung noch immer an Tieren üben. Das Projekt SATIS bietet Beratung zu einsatzbereiten Alternativen, und fordert deren Einsatz im Studium.

In der Biologie, der Human- und Veterinärmedizin werden bereits im Grundstudium Pflichtkurse angeboten, in denen Tiere verwendet werden. Studierende sollen anhand von Sezierungen den inneren Aufbau von Tierkörpern kennen und vergleichen lernen und erste Handfertigkeiten üben, die sie eventuell im späteren Berufsleben brauchen können. In anderen Kursen werden Muskeln und Nerven vermessen, die aus frisch getöteten Tieren stammen. Dass angehende Zoologen und Tierärzte bereits im Studium mit Tieren vertraut werden müssen, daran besteht kein Zweifel. Dass gesunde Tiere dafür sterben müssen, sollte allerdings längst der Vergangenheit angehören.

Es gibt Alternativen

Unter Alternativen sind Lehrmaterialien und Methoden zu verstehen, die anstelle der herkömmlichen Lehrangebote ohne schädigenden Tiereinsatz auskommen.

Dazu gehören einerseits Software-Pakete, die beispielsweise eine virtuelle Laborwelt erschaffen, in der experimentiert werden kann – in beliebigen Wiederholungen, mit unerschöpflichem Materialangebot und Substanzen, die in der realen Ausbildung aus Kostengründen oft knapp oder nicht verfügbar sind. Weiterhin gibt es Modelle von Tieren, die zum Teil aufklappbar sind, oder kleine Details vergrößert darstellen – etwa einen Bienenkopf. An Phantomen können Tierärzte Erste-Hilfe-Einsätze üben, (Kunst-) Blut abnehmen und andere Untersuchungen trainieren. Sezierungen und erste chirurgische Übungen können an Tierkörpern ausgeführt werden, die beim Tierarzt aus medizinischen Gründen eingeschläfert und an die Uni gespendet wurden.

Fallstudien belegen hohe Lehrqualität

Es sind bereits eine Vielzahl an Publikationen in Fachzeitschriften erschienen, die belegen, dass Alternativen den hohen Ansprüchen einer universitären Ausbildung in gleichem oder sogar besserem Maße genügen, wie herkömmliche Lehrangebote. Verschiedene Fallstudien zeigen weitere Vorteile, wie eine Kostenersparnis für die Universitäten oder die ethische Motivierung und Sensibilisierung junger Wissenschaftler und Ärzte. Einige Absolventen veröffentlichten solche Studien innerhalb ihrer Abschlussarbeiten bzw. entwickelten darin selbständig nach Bedarf erfolgreich neuartige Alternativen.

Gesetzliche Regelungen

Das Deutsche Tierschutzgesetz verlangt, dass Lehrangebote mit Tiereinsatz vor dem entsprechenden Kurs gemeldet und von Genehmigungsbehörden geprüft wird. Laut diesem Gesetz (§10) muss die Behörde nach vorhandenen Alternativen suchen und bewerten, was belastender ist – die Schäden am Tier im herkömmlichen Kurs oder ein mögliches Ausbildungsdefizit durch Ausfall dieses Kurses.

Gewissensfreiheit für Studierende

Das Projekt SATIS fordert den größtmöglichen Einsatz von Alternativen und die gesetzliche Verankerung der Gewissensfreiheit. Verschiedene europäische Länder haben dazu bereits vorbildliche Regelungen, allen voran Italien, wo schon seit 1993 eine Verweigerung der Teilnahme an Tierversuchen möglich ist, ohne Nachteile im Studienfortlauf befürchten zu müssen. Der Einsatz von Alternativen bietet diesen Studierenden die Möglichkeit, die geforderten Lehrziele in gleichem Maße zu erreichen.

SATIS – das Projekt für humane Ausbildung

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte (www.tierrechte.de) setzt sich mit seinem Projekt SATIS für eine Ausbildung unter Einsatz von Alternativen ein.

Neben der direkten Kontaktaufnahme über satis@tierrechte.de sind viele relevanten Informationen über die Online-Präsentation des Projektes erhältlich. In den verschiedenen Kategorien der Webseite können die Fallstudien, die kostenlose Leihmöglichkeit und Links zur Datenbank für Alternativen in der Ausbildung aufgerufen werden. Nicht zuletzt finden Abiturienten und Studierende hier das Ethik-Ranking deutscher Hochschulen, dass Orientierung in der Studienplatzwahl bietet.

Autor/in: Astrid Schmidt
Veröffentlicht am 24. November 2011

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