Studieren mit Kind – schafft man das?

Studieren mit Kind – schafft man das?

Das Dilemma vieler Frauen: Man steckt mitten im Studium und möchte sich eigentlich voll und ganz auf die Karriere konzentrieren – und dann passiert es doch, man wird schwanger. Wie ist diese Herausforderung zu meistern und kann es nicht sogar von Vorteil sein, ein Kind während des Studiums zu bekommen?

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind? Mitten im Berufsleben? Direkt nach dem Studium? Vor allem dann haben viele Frauen Angst, dass das Kind sie womöglich direkt ins Karriere-Aus befördert. Man hört quasi genau dann auf zu arbeiten, wenn die Karriere erst richtig losgeht. Ein Kind jedoch während des Studiums zu bekommen, klingt auf den ersten Blick auch nicht sonderlich attraktiv: Schließlich soll man auch gerade in den neuen Studiengängen volle Leistung bringen. Von Überforderungen der Studierenden ist ja ohnehin schon die Rede. Was also tun, wenn es doch passiert?

Viele Frauen werden meist ungeplant während des Studiums schwanger. Mit der Nachricht „Sie sind schwanger“ prasseln gleich mehrere Fragen auf die werdenden Mütter und auch auf die Väter ein: Wie soll ich die Doppelbelastung meistern? Wie soll ich die kleine Familie finanzieren? Wenn die Frauen zudem allein sind und ihnen kein Partner zur Seite steht, macht das zusätzlich Angst. Klar, mit Kind dauert das Studium länger und auch die Abbruchquote unter jungen Müttern steigt.

Fünf Prozent der Studenten studieren mit Kind

Statistisch gesehen hatten im Jahr 2009 rund fünf Prozent der Studierenden ein Kind, so das Hochschul-Informations-System (HIS). Im Vergleich zu 2006 sind das jedoch zwei Prozent weniger junge Studentinnen mit Kind. Zudem unterbrechen junge Studentinnen mit Kind ihr Studium durchschnittlich um vier Semester. Ganze 54 Prozent der Studierenden mit Kind brechen sogar das Studium ganz ab, so das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in einer Studie von 2003. So viel zu den Zahlen.

Dass die Schwangerschaft im Studium aktuell relevant und diskutiert wird, zeigen auch die Sozialen Netzwerke. So findet man allein im StudiVZ rund 68 Diskussionsgruppen zum Suchbegriff „Studieren mit Kind“. In den Foren wird heiß darüber diskutiert, ob das Studium wirklich der passende Zeitpunkt ist und wie die Erfahrungen der einzelnen jungen Mütter und Väter sind. [insert related]

Schwangerschaft im Studium: Vor- und Nachteile

In der Tat kann vieles für ein Kind im Studium sprechen. Gerade die ersten drei Jahre des Kindes sind die betreuungsintensivsten Jahre überhaupt. Je nach Studiengang kann man sich seine Zeit flexibler einteilen als Berufstätige. Ist man dann mit dem Studium (zugegebenermaßen später) fertig, ist das Kind idealerweise bereits in der Vorschule. Das kommt natürlich bei potenziellen Arbeitgebern gut an. Außerdem beweisen junge Eltern, dass sie belastbar sind und über ein ausgeprägtes Organisationstalent verfügen, wenn sie Studium und Kind gleichzeitig erfolgreich gemanaged haben.

So rosarot man sich das Unileben mit Kind nun auch vorstellen mag – dem Ganzen stehen auch eine ganze Reihe Nachteile gegenüber. Das Leben an der Uni ist schon längst nicht mehr so locker wie noch vor Jahre. Das in-den-Tag-hineinleben ist mit den neuen, deutlich strafferen Studienordnungen hinfällig geworden. Stattdessen herrschen Leistungs- und auch Zeitdruck sowie stärkere Anwesenheitspflicht. Da bedeutet ein Kind natürlich eine enorme Doppelbelastung. Auch der Service an Familienbetreuung lässt an vielen Hochschulen nach wie vor zu wünschen übrig: „Es fehlt an Kinderbetreuungsplätzen, Studienfinanzierung und flexiblen Stundenplänen. Das sind enorme Hemmnisse für die Gründung einer Familie“, erklärt Rolf Dobischat vom Deutschen Studentenwerk. Deutschlandweit würden den jungen Familien zwar 5.500 Krippenplätze zur Verfügung stehen, doch gemessen an den 123.000 Studierenden mit Kind ist dies noch lange nicht ausreichend.

Neben den Problemen, den Anschluss an das Studium nicht zu verlieren, drohen den jungen Eltern aber auch noch ganz andere Probleme. Das Studium, so stressig es mittlerweile auch geworden sein mag, steht immer noch für eine Zeit der persönlichen Entfaltung und Entwicklung. Wo viele junge Menschen heute nur so schnell wie möglich durchs Studium kommen wollen, bleibt das Experimentieren und das zu-sich-selbst-finden auf der Strecke – für junge Eltern erst recht.

Wo bekommt man Hilfe?

Es gibt diverse Möglichkeiten der Unterstützung, sodass junge Eltern keineswegs an der Doppelbelastung scheitern oder im schlimmsten Fall ihr Studium abbrechen müssen.

  • Die erste Anlaufstelle in puncto Finanzierung ist das BAföG-Amt. Für das erste Kind stehen den Studierenden 113 Euro zusätzlich zur Verfügung, die von der Rückzahlung ausgenommen sind. Keine Bange, was das Einhalten der Regelstudienzeit angeht. Diese verlängert sich mit der Geburt des Kindes. Zusätzlich verlängert sich dadurch auch der Anspruch auf BAföG. Bei einer Beurlaubung und Unterbrechung des Studiums wird jedoch das BAföG gestoppt. In dieser Zeit kann Arbeitslosengeld II (ALG II) beantragt werden, welches das BAföG ersetzen kann. Unter Umständen kann ein schwangerschaftsbedingter Mehrbedarf (dazu gehört später auch z.B. die Erstausstattung für das Baby usw.) beantragt werden.
  • Nach der Geburt sollte ein Antrag auf Elterngeld gestellt werden. Das Elterngeld beträgt ja nach vorherigen Einkommen zwischen 300 und max. 1.800 Euro und wird bis zu 12 Monate, höchstens jedoch 14 Monate ausgezahlt.
  • Kinderkrippen an den Unis unterstützen bei der Betreuung während der Vorlesungen und Seminare.
  • Für jedes Kind steht den Eltern Kindergeld, aktuell 184 Euro zu. Der Antrag muss sofort nach der Geburt gestellt werden.
  • Mit der Geburt eins Kindes kann ein Urlaubssemester eingereicht werden. Zusätzlich kann, wie auch bei Berufstätigen, bis zu drei Jahre Erziehungsurlaub genommen werden. In dieser Zeit kann man nicht exmatrikuliert werden. Jedoch verliert man den Anspruch auf BAföG. Alternativ müssen andere Einnahmequellen, wie der Anspruch auf Wohngeld, Kindergeld oder auch Sozialhilfe geprüft werden.
  • Weitere Informationen erhalten schwangere Studentinnen, Mütter und junge Väter bei den Studentenwerken, beim AStA oder auch bei Frauenbeauftragten der Unis. Nicht zuletzt ist ein stabiles soziales Netzwerk aus Familie und Freunden wichtig. Ausreichend Unterstützung ist für junge Mütter und Väter wichtig, sei es, um das Baby für ein paar Stunden abgeben zu können, oder auch um einfach mal rauszukommen und sich mit anderen Eltern und Freunden auszutauschen. Gerade das Austauschen mit anderen jungen Eltern an der Uni kann sehr hilfreich sein.
  • Zudem gibt es im Internet zahlreiche Informations- und Beratungseiten zur Kinderbetreuung, wie z.B. www.familie-und-arbeitswelt.de.

So schwierig es auch ist, ein Kind während des Studiums zu bekommen, fragt man ehemalige Studenten und Studentinnen mit Kind, so würde sich die Mehrheit immer wieder für ein Kind im Studium entscheiden. Laut einer Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks würden genau 61 Prozent der Befragten alles wieder genauso machen. Nur für 25 Prozent käme ein Kind während des Studiums rückblickend nicht mehr infrage.

Autor/in: Miriam Bax
Veröffentlicht am 10. Februar 2011

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