Skurrile Pop-Studiengänge: Beatles-Master und Lady Gaga-Seminar

Skurrile Pop-Studiengänge: Beatles-Master und Lady Gaga-Seminar

Musikalische Forschung: In Liverpool können Studenten seit 2009 einen Master of Arts in „The Beatles, Popular Music and Society“ machen. Eine amerikanische Uni hingegen versucht am „Forschungsobjekt“ Lady Gaga die soziologischen Faktoren des Ruhms zu erklären.

Leben und Werk der Beatles

Wo anders könnte ein Masterstudiengang rund um das Leben und Werk der berühmten Pilzköpfe stattfinden als in Liverpool, der Heimat der Fab Four? Die Idee dazu stammt von Popmusik-Experte Mike Brocken, der den Kurs auch leitet. Denn, ganz klar, ein Beatles-Masterstudium ist längst überfällig: „Es sind mehr als 8.000 Bücher über die Beatles erschienen, aber nie gab es ernsthafte akademische Studien dazu und das werden wir angehen“, so Brocken. Und auch Sir Paul McCartney, neben Ringo Starr das letzte lebende Mitglied der legendärsten Pop-Gruppe aller Zeiten, gab seinen Segen für den Kurs.

Das Interesse an dem Masterstudiengang ist groß, Hunderte Bewerbungen aus aller Welt gingen an die Liverpool Hope University. Doch nur für zwölf Studenten geht der Traum, sich „Beatles-Master“ nennen zu dürfen, in Erfüllung. Immerhin ist ein sehr guter erster Abschluss Voraussetzung für den Master. Und einen echten Beatles-Fan schrecken vermutlich auch die Studiengebühren in Höhe von 3.500 Pfund (umgerechnet 3.900 Euro) nicht ab.

Mit Textanalyse und Stadtgeschichte zum „Beatles-Master“

Wer glaubt, ein Beatles-Master beschäftige sich „Ob-la-di, ob-la-da“ nur mit „Lucy in the Sky with diamonds“, irrt. Stattdessen stehen wöchentlich zwölf Veranstaltungen auf dem Programm, unterteilt in die vier Module „Texts and Contexts: Unterstanding Popular Music“, „Topics in History: Liverpool“, „Musicology and the Beatles“ und „Historical and Critical Approaches“. Die Studenten untersuchen dabei nicht nur die kulturelle Bedeutung der Band oder Beatles-Songs, sondern beschäftigen sich auch mit der Entstehung und Entwicklung der Popmusik, der Musikproduktion und des Musikkonsums nach dem zweiten Weltkrieg.

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Um sich nach 12-15 Monaten Studium dann tatsächlich Beatles-Master nennen zu dürfen, muss man nicht nur das rote und das blaue Album in- und auswendig kennen, sondern auch eine wissenschaftliche Abschlussarbeit verfassen.

Doch was genau macht man schließlich als „Beatles-Master“? Laut Homepage der Hope University in Liverpool richtet sich der Masterstudiengang  besonders an Lehrer, die Musik unterrichten. Doch nicht nur in diesem Bereich könnten sich die Absolventen des Masters als „Beatles-Experte“ von der Masse abheben, so Studienleiter Brocken.

Lady-Gaga wird zur Uni-Vorlesung

Sie hat es noch nicht so weit gebracht, wie die Beatles, ist aber immer für einen Skandal gut – und jetzt auch interessant genug für einen Soziologie-Kurs: Lady Gaga. Ab diesem Frühjahr können sich Studenten der Uni von South Carolina ein Semester lang intensiv mit Pop-Kultur und Star-Ruhm rund um die New Yorker Sängerin beschäftigen. Der Kurs trägt den Titel „Lady Gaga und die Soziologie der Berühmtheit“.

In der Kursbeschreibung des Kurses warnt US-Dozent Matthieu Deflem, selbst bekennender Gaga-Fan, jedoch: Dieser Kurs widmet sich nicht Lady Gagas Musik, sondern untersucht relevante soziologische Elemente der Berühmtheit Lady Gagas. Immerhin eigne sich die Sängerin durch ihren Bekanntheitsgrad besonders gut als Wissenschaftsobjekt. Für Erstsemester sei dieser Kurs aber zu anspruchsvoll.
Dass das Seminar keine Spaßveranstaltung ist, zeigt sich auch am Arbeitsaufwand: Zusätzlich zu den Seminaren müssen die Studenten 3 bis 4 Stunden Arbeitszeit pro Woche in die Gaga-Studien investieren. Drei Bücher und neun wissenschaftliche Artikel wollen gelesen werden. Darüber hinaus werden drei Tests, einige Hausarbeiten und eine Forschungsarbeit geschrieben und eine Abschlussprüfung abgelegt.

Ziehen deutsche Unis nach?

Ob Beatles-Master oder Lady Gaga-Vorlesung – englische und amerikanische Universitäten beweisen Kreativität und Erfinderreichtum, wenn es um die Ausbildung ihrer Studenten geht. Bleibt abzuwarten, ob deutsche Unis nachziehen und bald ein Studium der Neuen Deutschen Welle oder Vorlesungen über Grand-Prix-Gewinnerin Lena anbieten.

Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 10. Januar 2011

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