Ein Auslandsjahr während der Schulzeit

Ein Auslandsjahr während der Schulzeit

Viele junge Leute haben den Wunsch, während ihrer Schulzeit für eine Weile ins Ausland zu gehen, um eine neue Kultur kennenzulernen oder eine neue Sprache zu erlernen. Soll es mehr als ein Ferienaustausch sein, so bietet sich ein 5-10-monatiger Aufenthalt im Ausland, in der 10. oder 11. Klasse an.

Viele Fragen müssen im Vorhinein besprochen werden, denn so ein Austausch-Jahr will gut und detailliert geplant sein. [insert related]

Zunächst sollten Schüler und Eltern die Optionen genau abwiegen:

  • Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt? Hier spielt die Unterscheidung zwischen G8 und G9 Schulen eine tragende Rolle, bzw. die Schulform
  • Ist die Tochter / der Sohn mit 15 oder 16 Jahren schon reif genug, um sich ein ganzes Jahr von Familie und Freunden zu trennen?
  • Wo möchte man eigentlich hin und aus welchem Grund?
  • Welches Budget steht zur Verfügung?

Diese Länder bieten sich zum Austausch an

Jugendliche lernen neue Sprachen generell deutlich schneller, als Erwachsene. Dennoch sollte man sich für den Schüleraustausch ein Land aussuchen, in dessen Landessprache bereits Kenntnisse im Unterricht erworben wurden. Meist sind diese bis zur 9. Klasse Englisch und Französisch, gelegentlich auch Spanisch. So wird sich der Schüler von Anfang an verständigen können und es leichter haben, neue Freunde kennenzulernen.

Die beliebtesten Ziele für einen Schüleraustausch sind die USA, Australien, Kanada, Frankreich und England, aber auch Neuseeland, Irland, Costa Rica, Spanien, Argentinien, Brasilien, Japan und Hongkong sind möglich. Ist die Wahl des Landes getroffen so muss als nächstes der passende Anbieter gefunden werden. Am Markt tummeln sich inzwischen eine ganze Reihe von Anbietern – man sollte also ganz genau vergleichen und sich informieren. Der Deutsche Fachverband High School e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht Schüleraustausch-Organisationen regelmäßig zu kontrollieren, um deren Qualität und Seriosität zu sichern. 12 Organisationen sind hier zu finden, die man für das Austausch-Jahr in Betracht ziehen kann – andere Organisationen, wie z.B. EF, sollten jedoch auch nicht außer Acht gelassen werden.

Hier eine Liste, der bekanntesten Austausch-Organisationen:

Checkliste

Schüleraustausch:

Das sollten Sie in Punkto Highschool- Jahr im Ausland wissen und beachten.
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Die Vorbereitungsphase – erste Schritte

Ein Highschool-Aufenthalt muss frühzeitig organisiert werden. Am besten beginnt man die Planungsphase bereits ein Jahr im Voraus. Zunächst geht es, wie schon erwähnt, um die Auswahl des passenden Landes und dem dementsprechend geeignetsten Anbieter. Hier spielen das jeweilige Angebot, die Kosten, das Image und natürlich auch der persönliche Eindruck eine große Rolle. Ist die Entscheidung getroffen, so muss eine knappe Online-Bewerbung an den Anbieter versendet werden. Im Anschluss folgt ein persönliches Gespräch mit der Organisation, bei welchem die Sprachkenntnisse und Eignung des Schülers (z.B. im Hinblick auf dessen bisherige Entwicklung) überprüft werden.

Bekommt man das „OK“ von der Organisation, gibt es noch Formalitäten zu klären und Verträge zu schließen, bevor es mit dem Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen für die Partnerorganisation und die potenzielle Gastfamilie vor Ort weitergeht. Hier heißt es, einen Brief auf Englisch zu verfassen, in welchem man sich und seine Interessen vorstellt. So bekommen die Familien im Ausland einen ersten Eindruck und können sich den Schüler auswählen, der zu ihnen passt. Das ist für beide Seiten von großer Bedeutung, denn natürlich möchte niemand, dass der Haussegen dauerhaft schief hängt.

Es gibt außerdem noch viele Kleinigkeiten zu organisieren: Impfungen müssen aufgefrischt oder neu gegeben, Zahlungsmittel beschafft (möglichst eine Kreditkarte zur Sicherheit), Gepäckstücke gekauft und ein Visum beantragt werden. Manche Organisationen halten Vorbereitungsseminare für die zukünftigen Austauschschüler. Dort erfahren die Jugendlichen viele wichtige Informationen zu den landesspezifischen Gewohnheiten, dem Ablauf des Programms und auch den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Die Schüler haben bei diesen Veranstaltungen die Gelegenheit, mit ehemaligen „Exchange Students“ zu sprechen und Insider-Tipps zu erfahren.

Bald ist es so weit

Einige Monate vor Abflug finden sich nach und nach die passenden Gastfamilien. Diese Nachricht sorgt immer für Aufregung und der Moment, in welchem ein Schüler den Briefumschlag mit den Informationen zu Gastfamilie und zukünftigem Wohnort erfährt, ist stets ein ganz besonderer. Immerhin bestimmt dieser eine Brief, bei wem und wo man das nächste Jahr verbringen wird. Danach heißt es nichts wie ins Internet und den neuen Wohnort erstmal in allen Details erkunden.

Langsam startet nun der Entspurt. Letzte Vorbereitungen werden getroffen und die Aufregung wächst. Die Flugunterlagen werden zugeschickt und die Koffer gepackt – aber was soll man denn für ein ganzes Jahr bloß einpacken? Aus Erfahrung kann man sagen, dass nur die Lieblingsklamotten mitgenommen werden sollten, da vor Ort der Wunsch nach der landestypischen Kleidung doch schnell groß wird. Außerdem ist es immer schön, noch ein Plätzchen im Koffer für den Rückflug frei zu haben. Generell ist es aber ratsam, am Ende des Jahres ein großes Paket mit allem, was sich so angesammelt hat, per Seeweg gen Heimat zu verschicken – in einem Jahr kommt doch einiges zusammen, auf das auch zurück in Deutschland nicht mehr verzichten werden möchte.

Das Jahr im Ausland

Das Auslandsjahr an sich ist vielleicht eines der größten Abenteuer, welches ein Schüler in seiner Jugend erleben kann. Das erste Mal für lange Zeit von zu Hause weg zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen erfordert viel Mut und ist auch nicht immer einfach. Heimweh und ein eventueller Kulturschock sind keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, sich möglichst von Anfang an zu integrieren. Dafür sollte ein Austauschschüler die Mittagspausen und die außerschulischen Aktivitäten nutzen. So kommt man schnell ins Gespräch mit den „natives“ und als „foreign exchange student“ hat man ja auch einiges zu berichten. Ist die anfängliche Schüchternheit erst einmal überwunden, so stellt sich das Gefühl dazuzugehören schnell ein.

Kosten und Finanzierung des Highschool Aufenthalts

Die Gebühren für ein Austausch-Jahr liegen in der Regel zwischen 5.000 und 10.000 Euro je nach Zielland. Die Länge des Aufenthalts, ob ein Jahr oder nur ein halbes Jahr, macht kaum einen Unterschied. Der Großteil der Kosten setzt sich aus Faktoren zusammen, die nichts mit der Dauer des Aufenthalts zu tun haben, wie z.B. Kosten für das Flugticket, das Visum, die Vermittlung im Land, die Betreuung vor Ort, usw.

Eine Möglichkeit, diesen Aufenthalt zu finanzieren, sind Stipendien. Oft werden diese als Teil- oder Voll-Stipendien von der Organisation selbst vergeben. Auch hier sollten frühzeitig Informationen gesammelt werden. Auch öffentliche Institutionen vergeben regelmäßig Stipendien für besonders gute oder engagierte Schüler, die ein Auslandsschuljahr absolvieren möchten. Sehr interessant sind hier z.B. die Vollstipendien des DFH (ca. 7.500 Euro / Anzahl: 12 pro Jahr) oder auch das Stipendien-Programm des Bundestags: „Das Parlamentarische Patenschafts-Programm“ (Programm- und Reisekosten werden hier u.a. übernommen).

Eine weitere Möglichkeit ist es, sich Sponsoren aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis zu suchen. Als  Gegenleistung kann der Schüler anbieten, einen regelmäßigen Newsletter zu verfassen, in welchem er oder sie die Sponsoren über die Erlebnisse im fremden Land auf dem Laufenden hält.

Fazit

Wer einen Highschool-Aufenthalt plant, der sollte frühzeitig mit der Vorbereitung beginnen, denn es gibt eine ganze Reihe an Dingen zu organisieren. Der Anmeldeschluss liegt je nach Programm zwar vielleicht erst im März des Abreisejahres, doch die Planung soll ja nicht in puren Stress ausarten sondern allen Beteiligten Spaß bereiten.

Generell sammeln die Jugendlichen in dieser Zeit Erfahrungen, die mit nichts zuvor Erlebten vergleichbar sind und die sie stärken und reifer werden lassen. Auch im Berufsleben machen diese Auslandsaufenthalte Eindruck auf die zukünftigen Arbeitgeber, denn sie unterstreichen die Kompetenz, sich in ein neues Umfeld problemlos einleben zu können sowie den Mut, sich etwas Unbekanntem zu stellen.

Um ein Jahr im Ausland zu verbringen sollte vor allem die Motivation und Eigeninitiative des Schülers groß sein, damit das Jahr eine tolle Erfahrung darstellt und nicht in eine Belastung des doch noch sehr jungen Menschen umschlägt. Daher sollte der Wille ins Ausland zu gehen unbedingt vom Schüler selbst und nicht von den Eltern ausgehen.

Autor/in: Julia Höger
Veröffentlicht am 1. Juli 2011

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