Fernstudium in Australien

Fernstudium in Australien

Studieren an einer australischen Uni, aber ohne Hitze, lästige Fliegen oder Überschwemmungsgefahr? In Teil 2 unserer Reihe „Erfahrungsberichte von Fernstudenten“ erklärt Marin Macke (33), warum er seinen Bachelor of Business Administration lieber im Fernstudium an der University of Southern Queensland absolviert hat, als an einer deutschen Fernuni.

bildungsXperten: Herr Macke, ein Fernstudium zum Bachelor of Business Administration an der University of Southern Queensland in Australien – und das von Deutschland aus. Wie kam es dazu, dass Sie sich für diesen ungewöhnlichen Schritt entschieden haben?

Martin Macke

Martin Macke (33), Fernstudent an der Universität Bamberg

Martin Macke: Das Studium an einer australischen Hochschule war für mich aus mehreren Gründen interessant. Durch die Mitgliedschaft Australiens im Commonwealth ist ein australisches Studium quasi auf der gesamten Welt anerkannt. Die Studiensprache Englisch hat mich auch sehr gereizt, schließlich werden durch das Studium auch die Englischkenntnisse gleich mit dokumentiert. Die Kosten waren auch etwas geringer als an vielen deutschen Fernhochschulen. Zu guter Letzt war aber auch die Kursauswahl einfach sehr groß und weitaus flexibler als an deutschen Fernuniversitäten.

bildungsXperten: Gibt es bei diesem Studiengang grundsätzliche Unterschiede zwischen einem australischen und einem deutschen Studium?

Martin Macke: Australien versucht insgesamt auch von einem Rohstoffexporteur zu einem Dienstleistungsexporteur zu werden – der Export von Education spielt da eine grosse Rolle. Auf Grund der extrem langen Erfahrungen australischer Universitäten im Bereich Fernstudium – teilweise mehr als 100 Jahre – sind Unterlagen und Methodik sehr ausgereift.

Insgesamt wirkt damit das Studium etwas verschulter als in Deutschland, ist aber pädagogisch durchdachter. Auch die Nutzung anglo-amerikanischer Literatur erleichtert das Studium, da auf Grund des größeren Marktes mehr Wert auf Gestaltung der Texte gelegt wird als hier.  Ansonsten sehe ich das Anleiten zum wissenschaftlichen Arbeiten als gelungener an, da eine Hinführung dazu stattfindet. In Deutschland habe ich es eher so erlebt, dass alles auf einmal am Ende des Studiums erlernt werden muss. So gibt es in Australien in jedem Semester mehr Semesterarbeiten zu schreiben als in Deutschland. Auch wird wirklich jeder Kurs mit einem Examen abgeschlossen.

bildungsXperten: Rückblickend: Wie hat Ihnen das Studium an der USQ gefallen? Hat es Ihnen neue berufliche Aussichten eröffnet?

Martin Macke: Das Studium hat mir sehr gut gefallen, ich belege auch immer wieder einen weiteren Kurs, der interessant ist, ohne die Absicht ein weiteres komplettes Studium dort zu absolvieren. Ich muss sagen, dass das Studium trotz aller Mühen auch Spass gebracht hat.

Die berufliche Verwertung ist schwierig zu beantworten. Während meines Studiums haben sich bereits die Dinge entwickelt, die ich mit dem Abschluss des Studiums angestrebt hatte. Auf alle Fälle bin ich persönlich gewachsen in dieser Zeit. Messbar ist die berufliche Verwertbarkeit damit nicht, aus meiner Sicht hat es aber dazu beigetragen.

bildungsXperten: Fernstudium im Ausland – da denken viele zunächst an komplizierte Aufnahmevorgänge und hohe Kosten. War die Anmeldung für das Fernstudium umständlich?  Mussten Sie für das Fernstudium bestimmte Voraussetzungen erfüllen?

Martin Macke: Die Anmeldung war verhältnismäßig einfach. Die USQ hatte zu diesem Zeitpunkt ein Büro in Deutschland, das sich um die Übersetzung und Interpretation der deutschen Unterlagen gekümmert haben. Die Voraussetzungen sind die gleichen wie bei einem Studium in Deutschland: Auf einem der vielen Wege muss eine Hochschulzugangsberechtigung nachgewiesen werden.

bildungsXperten: Und die Kosten, hatten Sie die Möglichkeit, eine Förderung wie BAföG oder ähnliches in Anspruch zu nehmen?

Martin Macke: Eine staatliche Förderung habe ich nicht beantragt, habe allerdings auch die komplette Zeit voll gearbeitet. Einige Semester wurden allerdings von meinem damaligen Arbeitgeber finanziert.

bildungsXperten: Noch ein paar Fragen zum Studienablauf: Bekamen Sie Lehrbriefe zugesandt oder funktionierte das Studium hauptsächlich online?

Martin Macke: Zu jedem Kurs gab es ein gedrucktes Heft und zusätzlich musste ich mir die notwendige Literatur besorgen. Im Wesentlichen fand die Arbeit dabei über die Bücher statt. Zusätzlich gab es noch Onlineforen. Sehr praktisch war auch der Online-Zugang zur Bibliothek, über den ich mir Bücher und Papers online zuschicken lassen konnte.

bildungsXperten: Gab es auch mal Präsenzveranstaltungen?

Martin Macke: Präsenzveranstaltungen gab es keine.

bildungsXperten: Und wie kann man sich die Prüfungen vorstellen?

Martin Macke: Die Prüfungen fanden immer in Deutschland unter einer entsprechenden Aufsicht statt.  Die USQ garantiert dabei, dass man international nicht mehr all 100 Kilometer fahren muss, um seine Prüfung ablegen zu können. Bei mir fand die Prüfung am Wohnort in Würzburg in den Räumen der dortigen IHK statt. Je nach Ort hat die USQ Partnerschaften mit Universitäten oder Industrie- und Handelskammern, bei denen man die Prüfungen ablegen kann. Mündliche Prüfungen konnte ich per Videokonferenz ablegen. Allerdings war hier die Zeitverschiebung manchmal ein Problem, da waren die Australier dann doch wenig flexibel.

bildungsXperten: Wie hat Ihr privates Umfeld auf das Fernstudium reagiert?

Martin Macke: Insgesamt sehr positiv. Da ich beruflich viel auf Reisen bin, organisiere ich das Studium so, dass ich das Meiste während dieser Reisen erledige. Statt in einem Hotelzimmer fernzusehen kümmere ich mich eben um die Studienbriefe. Wichtig war, dass mich meine Familie unterstützt. Nur so konnte ich das auch durchhalten und immer wieder neue Motivation gewinnen.

bildungsXperten: Momentan absolvieren Sie den Master of Science der Uni Bamberg im virtuellen Weiterbildungsstudiengang Wirtschaftsinformatik. Im Vergleich: Welches Studium gefällt Ihnen besser und warum?

Martin Macke: Beide Studiengänge sind auf ihre Art reizvoll, ich kann deshalb keine Wertung abgeben. Durch das Einbinden verschiedener Unis ist der VAWi Studiengang an der Uni Bamberg sehr reizvoll. Gleichzeitig erschwert dies auch manches, da jeder Kurs einfach anders ist. Insgesamt gefallen mir beide Studiengänge sehr gut.

bildungsXperten: Wurde Ihr australischer Bachelor für das Masterstudium problemlos anerkannt?

Martin Macke: Ja

bildungsXperten: In beiden Fällen haben Sie sich für eine Universität und gegen eine private Fernhochschule entschieden. Warum?

Martin Macke: Das hat keinen bestimmten Grund, ist eher Zufall. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Möglichkeiten an staatlichen Universitäten derzeit vielfältiger sind als an den privaten Alternativen. Das bestätigt sich auch international, wenn man sich die Open University, die USQ oder auch die Fernuni Hagen anschauen. Wobei ich auch zugeben muss, dass dieser Eindruck sich derzeit ändert – aus meiner Sicht kommen immer mehr Angebote auf den Markt. Ich würde die Entscheidung beim nächsten Mal auch wieder rein vom Angebot abhängig machen und nicht von der Frage nach der Staatlichkeit.

Das Interview führte Sarah Dreyer

Martin Macke tauscht sich auch auf dem Forum Fernstudium-Infos.de mit anderen Fernstudenten aus.

Sie haben ebenfalls ein Fernstudium absolviert und möchten über Ihre Erfahrungen berichten? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@bildungsXperten.net.

Autor/in: Sarah Dreyer
Veröffentlicht am 12. Mai 2011

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