Traumberufe mit Fremdsprachen

Traumberufe mit Fremdsprachen

Abi – was nun? Am liebsten „irgendwas mit Sprachen…“ Doch die Welt der Sprachen bietet mehr als nur Fremdsprachenkorrespondenten, Übersetzer und Dolmetscher. Sprachtrainerin Ulrike Bredendiek zeigt, welche Möglichkeiten es gibt.

Endlich: Das Abi ist fast geschafft! Doch was nun? Nach der ersten Atempause wartet schon die nächste Herausforderung: Die Studien- und Ausbildungswahl. Zwar bieten Messen reichlich Infomaterial – für Fremdsprachenbegeisterte ist die Suche jedoch oft erschwert, weil es wenig Informationen über entsprechende Berufsbilder und Studiengänge gibt. Dabei bietet die Welt der Sprachen weitaus mehr als nur Fremdsprachenkorrespondenten, Übersetzer und Dolmetscher.

Sprachberufe sind nicht nur etwas für Muttersprachler

Wichtig bei der Berufswahl ist, die eigenen Fähigkeiten und Talente zu erforschen. Bei Sprachberufen ist das ganz grob gesprochen das Sprachtalent bzw. die Freude an der Sprache.

Viele meinen fälschlicherweise, dass man für Sprachberufe nur geeignet ist, wenn man zweisprachig aufgewachsen ist. Das Gegenteil ist meist wahr: Muttersprachler tun sich oft schwerer mit der Grammatik, da sie die Sprache „intuitiv“ sprechen. Die Freude an der Sprache, sie zu sprechen, zu schreiben, zu lernen ist das maßgebliche Kriterium! Wenn man sich für Sprachen begeistert, ist man auch bereit, diese intensiv zu lernen – auch das Fachvokabular. Im Studium (die meisten Sprachberufe setzen ein Studium voraus) lernt man mit der Sprache zu arbeiten, sie zu analysieren, übersetzen, dolmetschen, lokalisieren. Wenn man diese Begeisterung für eine Sprache spürt, dann ist es richtig und wichtig dem Ruf des Herzens zu folgen.

Unterschied: Fremdsprachenberufe und Berufe mit Fremdsprachen

Im Fremdsprachenbereich gibt es zunächst zwei große Gebiete, die verwirrend ähnlich klingen: Zum einen die reinen Fremdsprachenberufe und zum anderen die Berufe mit Fremdsprachen. Was ist der Unterschied?

Sprachkompetenz

Buchtipp

Traumberufe mit Fremdsprachen:
Anforderungen für den Berufseinstieg

Traumberufe mit Fremdsprachen Ulrike Bredendiek (geb. Beyler) zeigt, welche Möglichkeiten es neben den klassischen Fremdsprachen-Berufen gibt, beruflich mit Sprachen erfolgreich zu sein. Jetzt bestellen

Bei Fremdsprachenberufen ist die Fremdsprache unmittelbar Gegenstand der Arbeit, sie wird übersetzt, gedolmetscht, übertragen, sortiert, kategorisiert usw. Kurz gesagt: Ohne Sprache kein Beruf. So überträgt ein Übersetzer beispielsweise einen juristischen Fachtext aus der Fremdsprache in die Muttersprache. Gäbe es keine Fremdsprachen, hätte er keinen Arbeitsgegenstand. Die Sprachkompetenz steht hier im Vordergrund.
Klassische Fremdsprachenberufe sind Dolmetscher, Konferenzdolmetscher, Fremdsprachenlehrer, Literaturübersetzer, Untertitler für Filme oder Fachübersetzer für Wirtschaft, Recht, Technik, Naturwissenschaften. Weitere interessante, weniger bekannte Berufe sind beispielsweise Technischer Redakteur, Fremdsprachenlektor, Lexikograf oder Softwarelokalisierer.

Fachkompetenz

Der zweite große Bereich sind die Berufe mit Fremdsprachen. Hier steht die Fachkompetenz im Vordergrund. Die Fremdsprache ist „lediglich“ das Hilfsmittel zur Kommunikation – wenn auch ein sehr wichtiges. Bei einem Marketingkonzept, das auf Englisch verfasst wird, stehen die Marketinginhalte im Vordergrund. Die sprachliche Finesse tritt in den Hintergrund. Der deutsche Model Booker, der mit einem brasilianischen Textilhersteller Vertragsverhandlungen für sein Fotomodell führt, bedient sich der englischen Sprache als Kommunikationsmittel. Ob er sich sprachlich gewählt ausdrückt, ist in dem Zusammenhang nicht so wichtig. Weitere Berufe in diesem Bereich können beispielsweise Ethnologe, Mitarbeiter im Diplomatischen Dienst oder Relocation Manager sein. Sie alle können in ihrem Berufsalltag (mehr oder weniger) Berührungspunkte mit Fremdsprachen haben, ohne direkt an der Sprache zu arbeiten.

Insidergespräche suchen

Die Entscheidung für eine Richtung sollte man davon abhängig machen, wie intensiv man sich mit der Sprache auseinander setzen möchte. Eine weitere Entscheidungshilfe können sogenannte Insidergespräche sein. Führen Sie Gespräche mit Leuten, die bereits jetzt den Beruf ausüben, über den Sie mehr wissen wollen. Der Clou: In den kurzen Gesprächen können Sie Aspekte erfragen, die Ihnen persönlich wichtig sind und erfahren mit Glück einige Vor- und Nachteile des Berufs, die in keinem Bewerbungsratgeber stehen. Diese Insider kann man über persönliche und soziale Netzwerke, Internet, Branchenbücher und Telefonbücher leicht ausfindig machen. Wie das genau geht, verrät der Ratgeber „Traumberufe mit Fremdsprachen“.

Es lohnt sich auch, Informationen zu vermeintlich bekannten Jobs einzuholen. So erfährt man Spannendes über den Berufsalltag der Konferenzdolmetscherinnen beim Sprachendienst des Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Kennzeichnend für diesen Beruf ist es, in verschiedene Länder zu reisen. So begleiten die Dolmetscherinnen (in diesem speziellen Fall sind es derzeit wirklich nur Frauen) den Verteidigungsminister, seine Staatssekretäre und hochrangige Delegationen auf offiziellen Auslandsreisen. Sie sind in den gesamten Programmablauf eingebunden von Besichtigungen, Randgesprächen, offiziellen Reden bis hin zu bei den abendlichen Banquettes.

Studienort: Sprachschule, Fachhochschule oder Universität?

Obwohl nach dem Abitur die Suche nach einem Studienplatz dringender erscheint, ist es sinnvoll, sich am Beruf und soweit möglich dem späteren Wunsch-Arbeitgeber zu orientieren. Denn bestimmte Arbeitgeber haben Präferenzen, was den Studienort betrifft.

Wer z.B. in den Sprachendienst des Auswärtigen Amtes möchte, hat die besten Chancen, wenn er einen einschlägigen Master an den universitären Ausbildungsstätten Germersheim, Heidelberg, Saarbrücken, Leipzig oder der HU Berlin absolviert hat.

Die Welt der Sprachen ist groß! Sei es hochrangige Politiker bei ihrer Reisetätigkeit zu begleiten, technische Dokumente in Fremdsprachen zu verfassen, neueste Filme mit aussagekräftigen Untertiteln auszustatten oder Software an die jeweiligen Landesgepflogenheiten anzupassen. Wer an Abwechslung, Internationalität und Eigenverantwortung interessiert ist, der findet mit Sprachberufen sicher seine wahre Berufung.

Autor/in: Ulrike Bredendiek
Veröffentlicht am 27. September 2011

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